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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller
Autoren: Linda Fairstein
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Dulles überhaupt für ein Name? Sie haben Ihren Sohn nach einem Flughafen benannt?«
    Sowohl Peter Robelon als auch Emily Frith beugten sich vor und flüsterten ihrem Mandanten etwas zu; wahrscheinlich ermahnten sie ihn, nichts zu sagen. Im Gegensatz zu Tripping hatte Robelon mit seinem dunklen Haar und seiner sonnengebräunten Haut eine auffälligere äußere Erscheinung, aber es war etwas Reptilienartiges an ihm, das mich den ernsten Blicken misstrauen ließ, die er hin und wieder in meine Richtung warf.
    »Der Junge wurde nach Allen Dulles benannt. Dem früheren Direktor der Central Intelligence Agency. Ich entnehme das der Aussage des Jungen, die dieser an dem Tag, an dem sein Vater verhaftet wurde, im Krankenhaus gemacht hat«, sagte ich dem Gericht. »Es ist für die vorliegende Prozessangelegenheit von Bedeutung. Sie werden im Laufe der Verhandlung noch mehr darüber hören.«
    Tripping war ein Control-Freak. Jedes Detail, das mir Paige Vallis erzählt hatte, bestätigte das. Er hatte den Jungen auf militärische Art und Weise diszipliniert, seit Dulles laufen gelernt hatte, so als wolle er sich seinen eigenen kleinen Soldaten heranzüchten.
    »Also, wo waren wir gerade?«
    »Dass Sie Ms. Taggari und Mr. Irizarry per Vorladung anweisen sollten, Dulles Tripping in Ihr Amtszimmer zu bringen, damit ich ihn vernehmen und mit Hilfe eines Gerichtspsychiaters entscheiden kann, ob er in der Lage ist, in dieser Verhandlung als Zeuge auszusagen.«
    Nancy Taggart meldete sich zu Wort. »Ich beantrage, diese Vorladung für nichtig zu erklären.«
    »Ich schließe mich dem Gesuch an«, tönte es von Jesse Irizarry wie auf Kommando.
    »Warum wollen Sie unbedingt mit dem Jungen sprechen, Al – Entschuldigung, Ms. Cooper?«, fragte Moffett. »War er Zeuge der Vergewaltigung?«
    »Nicht direkt. Da ich noch nicht mit ihm gesprochen habe, weiß ich natürlich nicht, was genau er gesehen und gehört hat. Aber nein, er war nicht dabei, als die Vergewaltigung passierte.«
    »Also wofür brauchen Sie ihn dann?«
    »Die Behandlung des Jungen durch seinen Vater an jenem Abend ist einer der Gründe, warum Ms. Vallis den sexuellen Forderungen von Mr. Tripping nachgegeben hat.«
    Peter Robelon nutzte Moffetts offensichtliche Skepsis, um mein Argument abzuschmettern. »Das ist wirklich weit hergeholt von Seiten der Anklage.«
    Moffett sah den Augenblick gekommen, um mir einen väterlichen Rat zu erteilen. »Ich weiß, dass Sie gern kreativ sind, meine Liebe, aber das ist eine neuartige Anwendung des Gesetzes, nicht wahr?«
    »Ms. Vallis kannte Dulles Tripping nicht, bis sie an dem Abend in die Wohnung des Angeklagten kam. Der Junge wurde zu ihnen ins Wohnzimmer gebeten. Sein Vater befahl ihm, sich auf einen Stuhl in der Ecke zu setzen, und stellte ihm eine Reihe von Fragen. Es kam zu einer Diskussion über eine Pistole, die sich tatsächlich in der Wohnung befindet. Und es war die Rede davon, welche Strafe Dulles bekommen würde, falls er falsche Antworten gab. Der Junge hatte ein geschwollenes blaues Auge und blaue Flecken an den Unterarmen. Er –«
    Robelon stand auf. »Jetzt sind wir aber ein bisschen zu voreilig, nicht wahr?«
    »Ms. Vallis wollte nicht gehen«, fuhr ich fort, »ohne den Jungen mitzunehmen beziehungsweise herauszufinden, was mit ihm passiert war.«
    »Also warum ist sie nicht einfach die ganze Nacht wach geblieben und hat ferngesehen? Wer hat gesagt, dass sie mit meinem Mandanten ins Bett gehen musste? Falls das alles ist, was Ms. Cooper –«
    »Ich habe mehr als das, und das wissen Sie sehr wohl.« Nicht viel mehr, aber Paige Vallis war eine gute Zeugin, die eine grauenvolle Geschichte zu erzählen hatte.
    Moffett kratzte sich am Kopf. »Was wird der Junge sagen?«
    »Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung, Euer Ehren. Deshalb möchte ich ja gerne mit ihm sprechen. Was das angeht, sind wir bisher übel im Nachteil gewesen.«
    »Ms. Taggart«, fragte der Richter, »ist Ihnen bekannt, weshalb der Junge im März Ihrer Fürsorge anvertraut wurde?«
    »Nach Mr. Trippings Verhaftung, Sir, gab es keine Verwandten, die sich um Dulles hätten kümmern können. Es wurde eine komplette physische und psychische Untersuchung angeordnet, und deren Befunde überzeugten die Familienrichterin, dass selbst nach der Freilassung seines Vaters niemand Dulles’ sofortige Rückkehr in dessen Obhut autorisieren würde.«
    »Es gab ein Verfahren gemäß Artikel zehn des Familiengerichtsgesetzes«, erklärte ich,
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