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Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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1. KAPITEL
    D as Erste, was Stina wahrnahm, als sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war ein seltsamer Geruch, der in der Luft lag. Dann kamen die Stimmen hinzu, die wie aus weiter Ferne an ihr Ohr drangen.
    “Aber ich verstehe das nicht, Doktor”, hörte sie eine ihr fremde männliche Stimme sagen. “Sie haben doch selbst gesagt, dass ihre Verletzungen nicht gravierend sind. Warum wacht sie dann nicht endlich auf?”
    “Ich kann es Ihnen leider nicht sagen, Mr. Douglas”, antwortete ein anderer Mann. “Physisch betrachtet gibt es keinen Grund, warum Ihre Frau nicht jeden Moment die Augen aufschlagen sollte. Aber selbst uns Medizinern ist der menschliche Körper zuweilen ein Rätsel. Sie müssen einfach Geduld haben.”
    Über wen diese beiden Männer wohl sprachen? Jedenfalls schienen sie sich nicht bewusst zu sein, dass Stina sie hören konnte. Neugierig hob sie die Lider und blinzelte, als grelles Licht ihr in den Augen stach. Sie sah die beiden Männer zunächst nur als verschwommene dunkle Flecken, aus denen sich erst nach und nach zwei menschliche Gestalten formten. Sie standen am Fuß des Bettes, in dem Stina lag, und redeten aufgeregt miteinander.
    “Ich weiß, dass es sehr schwer für Sie sein muss”, sagte der Ältere der beiden, den Stina auf etwa Mitte sechzig schätzte. Er war ganz in strahlendem Weiß gekleidet und trug eine randlose Brille, die ihm einen sehr intellektuellen Anstrich verlieh. “Aber ich bin davon überzeugt, dass Ihre Frau früher oder später einfach aufwachen wird.” Stina nahm an, dass er Arzt war, wenigstens hatte der Jüngere ihn Doktor genannt. Bedeutete dies, dass sie sich in einem Krankenhaus befand?
    Der andere Mann schüttelte aufgebracht den Kopf. “Damit gebe ich mich nicht zufrieden! Kann man denn gar nichts unternehmen, um …”
    “Wo … Wo …” Der Klang ihrer eigenen Stimme, rau und heiser, klang fremd in Stinas Ohren. Sie räusperte sich angestrengt. “Wo bin ich?”
    Die beiden Männer wirbelten herum. Der Jüngere musterte sie perplex. Sie stellte fest, dass er die strahlendsten blauen Augen hatte, die sie je im Leben gesehen hatte. Er sah gut aus, groß und dominant, und seine Präsenz schien den kleinen Raum komplett auszufüllen. Stina war überwältigt von seiner Ausstrahlung, und gleichzeitig bereitete seine Anwesenheit ihr auf unerfindliche Weise Unbehagen.
    “Dr. Magnusson, sehen Sie doch! Sie ist aufgewacht! Stina ist wach!”
    Es irritierte sie, dass der Blauäugige sie zu kennen schien, obwohl er ihr selbst vollkommen unbekannt vorkam. Doch er sprach sie mit dem Vornamen an, was darauf hindeutete, dass sie anscheinend schon längere Zeit miteinander bekannt waren. Was hatte das zu bedeuten?
    “Haben Sie etwas Geduld”, sagte der Weißgekleidete mit der Brille nun und hob beschwichtigend die Arme. “Ihre Frau war ziemlich lange bewusstlos, wir sollten ihr Gelegenheit geben, sich erst einmal wieder zurechtzufinden. Wenn ich Sie bitten dürfte, kurz draußen auf dem Gang zu warten, während ich sie untersuche?”
    “Aber …”
    “Bitte, Mr. Douglas, Sie werden schon bald die Möglichkeit haben, sich intensiv mit Ihrer Frau zu beschäftigen.”
    Eher unwillig wandte der jüngere Mann sich ab und verließ den Raum. Stina registrierte dies jedoch nur am Rande. Irgendwie war sie sogar froh, dass er fort war. Zudem beschäftigte sie etwas ganz anderes – der Ältere hatte immerzu von der Frau des anderen gesprochen. Und irgendwie wurde Stina das Gefühl nicht los, dass wohl sie damit gemeint war. Aber wie konnte das sein? Sie kannte diesen Menschen doch überhaupt nicht!
    “Hier muss ein schrecklicher Irrtum vorliegen”, erklärte sie aufgeregt, nachdem der junge Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte. “Sie verwechseln mich. Bitte, sagen Sie mir, wo bin ich. Und wer ist dieser Mann?”
    Für einen kurzen Moment musterte der ältere Mann sie mit einem intensiven Blick, der Stina verunsicherte, doch schon Sekunden darauf lächelte er aufmunternd. “Beruhigen Sie sich. Sie sind im Moment noch ziemlich durcheinander, aber das ist nun wirklich kein Wunder, nach allem, was Sie durchgemacht haben. Nehmen Sie sich Zeit, wieder zu sich selbst zu finden.” Er streckte ihr die Hand entgegen. “Mein Name ist Björn Magnusson, ich bin Ihr behandelnder Arzt. Darf ich fragen, wie Sie sich fühlen, Mrs. Douglas?”
    “Mrs. Douglas?” Stina schüttelte den Kopf. “Wie ich schon sagte, Sie irren sich. Mein Name ist Stina Tjörholm. Ich bin
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