Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
irgendwas ist, will ich, dass es ausgegraben und jedem verdammten Kelten von hier bis in die Bretagne gezeigt wird. Keine Aufstände mehr, weil ein Held längst vergangener Zeiten sie zur Freiheit führen wird. Ich will Arthurs Knochen, und ich will sie öffentlich ausgestellt.«
    »Falls sie da sind, Henry.
Falls
sie da sind, wäre immer noch irgendein Nachweis erforderlich, dass es sich wirklich um Arthurs Knochen handelt.«
    Die Spitze des Schürhakens war jetzt weißglühend, und der Arzt nahm ihn heraus.
    Henry II . bleckte die boshaften kleinen Zähne zu einem Grinsen, während er seinen Arm hinhielt. Er würde aus dieser Situation ein wenig Vergnügen ziehen. »Und Ihr wisst, wer diesen Nachweis liefern kann –
heiliger Strohsack.
« Der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte das Zelt.
    »Nicht sie, Mylord«, flehte der Bischof, die Augen auf den Schürhaken gerichtet, der sich nun seinem Bein näherte. »Sie hat –
gottverdammt
 – sie hat –
aah
 – sich das Recht verdient, in Ruhe gelassen zu werden. Genau wie ich.«
    »Sie erforscht für mich die Toten, Rowley. Dafür bezahle ich sie.«
    »Ihr bezahlt sie nicht, Mylord.«
    »Seid Ihr sicher?« Der König dachte kurz nach. »Falls sie mir einen toten Arthur liefert, mein Sohn, kann sie jeden Preis von mir verlangen.«

[home]
Kapitel zwei
    M ein liebes Kind, Ihr müsst fort, und zwar sofort«, sagte Prior Geoffrey. »Bitte, versteht doch! Falls Ihr und Mansur vor das Konsistorium zitiert werdet, kann ich Euch nicht retten. Ich glaube, selbst der Bischof könnte das nicht. Der Bote wird heute hier eintreffen. Und er hat Männer bei sich, die Euch beide überwältigen werden.«
    »Dieser Säugling wurde ersäuft«, sagte Adelia. »Großer Gott, irgendwer hat die Kleine noch lebend in den Fluss geworfen – sie hat Algen in der Luftröhre. Seht hier!« Sie hob eine winzig kleine Röhre hoch, die von ihrem Seziermesser aufgeschlitzt worden war. »Drei Kleinkinder in drei Jahren, die man tot aus dem Fluss gezogen hat, und weiß Gott wie viele andere, die nie gefunden wurden.«
    Der Prior von Cambridges großem Stift schaute sich hilfesuchend um und mied bewusst das arme kleine Häufchen, das da auf dem mit einer Plane abgedeckten Tisch lag. Früher wäre er darüber empört gewesen und hätte seine Macht eingesetzt, damit diese Frau als eine Beleidigung des Himmels weggesperrt wurde – selbst jetzt noch erzitterte er bei der Frage, wie er seine stillschweigende Billigung ihres Tuns dereinst vor dem Throne Gottes rechtfertigen sollte. Aber er hatte vieles gelernt, seit Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar, die an der Medizinschule von Palermo – dem einzigen Ort der Christenheit, der weibliche Studenten duldete und unterrichtete – zur Ärztin ausgebildet worden war, in sein Leben getreten war. Und es gerettet hatte.
    Die Fassade, die sie aufrechterhalten hatten – dass Mansur, ihr arabischer Diener, eigentlich der Arzt war und sie lediglich seine Assistentin und Übersetzerin –, würde sie nicht retten. Zum einen wurde diese Gaukelei immer unglaubwürdiger, und zum anderen würde schon Adelias Umgang mit einem Sarazenen und somit einem Häretiker sie mit ihm zusammen an den Galgen bringen.
    Der Prior fragte sich, wie sein eigener Umgang mit dieser außerordentlichen und gefährlichen Frau seinem Ansehen schaden mochte, vor allem in Gottes Augen. Er würde vor dem Allmächtigen für sich und auch für sie um Vergebung bitten und eine Erklärung liefern müssen. Er würde den Herrn fragen, warum es denn so falsch war, wenn ein Weib statt eines Mannes die Kranken heilte. Sind Frauen nicht von Natur aus fürsorglich? Gebot nicht das fünfte Buch Mose:
Du sollst dem Ochsen, der das Korn drischt, nicht das Maul verbinden?
Herr, wenn wir das Korn haben, spielt es dann eine Rolle, wenn der Ochse weiblich ist?
    Nun ja, natürlich würde er einräumen müssen, dass sie die Toten aufschnitt. Aber, so würde er sagen, auf diese Weise hat sie Morde aufgedeckt und die Übeltäter ihrer gerechten Strafe zugeführt. Das musst Du doch wohl gutheißen.
    Der Prior seufzte. Gott würde ihn wegen seiner Dreistigkeit in die Hölle schicken. Ja, er setzte seine Seele für sie aufs Spiel, aber er liebte sie wie eine Tochter.
    Und, Herr, sie ist auf ihre Art demütig. Eine bescheidenere Behausung als diese hier in Waterbeach wirst Du kaum finden.
    Es war eines dieser Häuschen, wie man sie oft im Sumpfland von Cambridgeshire fand, nur wenig größer als die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher