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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3
Autoren: franklin
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Gesellschaft. Das ist zumindest eine Notlösung, bis ich etwas … anderes arrangieren kann.«
    Der Prior nahm seine Kappe ab, um sich die Stirn zu wischen und zu überlegen, was dieses »andere« sein könnte, vergeblich. »Gyltha, die kommen die beiden holen, und sie hört nicht auf mich.«
    Gylthas Mund war resolut. »Auf
mich
wird sie hören, zum Donnerwetter.«
    Bis der Prior seinem Bootsmann gesagt hatte, er solle mithelfen, Habseligkeiten in die Barkasse zu tragen, hatte Gyltha Mansur aufgescheucht, war mit Allie zu Adelias Hütte gelaufen, hatte den Kinderleichnam in ein Tuch gewickelt und übergab ihn nun dem Araber. »Hier, versteck das arme Ding, schnell!«
    Adelia entriss es ihr wieder. »Nicht so! Sie hat was Besseres verdient.«
    Also fand eine Beerdigung statt. Mansur hob im Obstgarten unter einem blühenden Birnbaum ein kleines Grab aus. Während die letzten Blüten von dem Baum auf ihn niederregneten, hielt Prior Geoffrey gehetzt die Obsequien und gefährdete damit erneut seine Seele, denn dieses Kind war gewiss nicht getauft und würde dem heiligen Augustinus zufolge das Elend der Verdammten in der Hölle teilen, weil es die Ursünde geerbt hatte.
    Dennoch, dachte er, in jüngster Zeit war dieser Grundsatz in den Lehren Abelards und anderer abgemildert worden. Wenngleich Abelard … Der Prior schüttelte den Kopf über seinen Hang, sich zu den Sündern dieser Welt hingezogen zu fühlen.
    »
Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. Requiescant in pace. Amen.
Und jetzt nichts wie weg.«
    Kurz bevor Adelia in die Barkasse stieg, wandte sie sich um und warf einen letzten Blick auf ihr englisches Zuhause, das ihr in vier Jahren ebenso ans Herz gewachsen war wie das ihrer Jugend im Königreich Sizilien. »Ich kann nicht Abschied nehmen«, sagte sie. »Ich liebe dieses Haus. Ich liebe diese Menschen.«
    »Ich weiß«, sagte der Prior und packte ihre Hand. »Kommt jetzt!«
    »Und ich liebe Euch«, sagte sie.
    Als der Bootsmann die Barkasse gerade in einen Nebenfluss stakte, der zur Rückseite des Stifts St. Augustine führte, sahen sie ein Boot mit der Standarte des Konsistoriums, das eilig die Cam aufwärts Richtung Waterbeach gerudert wurde, um dort zwei Häretiker zu ergreifen und sie der Gerechtigkeit zu überantworten.
    Gottes Gnade wollte es, dass seine Insassen sie nicht bemerkten.

[home]
Kapitel drei
    A ls die berittene Reisegesellschaft Cambridgeshire hinter sich ließ und den alten römischen Wegstein passierte, der verriet, dass sie jetzt in Hertfordshire waren, atmete Emma, Lady Wolvercote, auf. »Es ist doch recht … aufregend, in Begleitung einer gesuchten Verbrecherin zu sein.«
    Sie lächelten einander an. »Das bist du immer noch«, erwiderte Adelia. »Ich könnte mir denken, die Macht eines bischöflichen Gerichts endet nicht an Grenzen.«
    »Ich hoffe, das tut sie, wenn man den Bischof kennt.« Emma sagte das zögerlich. Adelia hatte den Mann, der heute Bischof von St. Albans war, nur allzu gut gekannt und ihm ein Kind geboren.
    »Er ist jetzt ein Mann Gottes«, sagte Adelia. »Ich glaube kaum, dass er für mich gegen die Regeln verstoßen könnte. Oder würde.«
    Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass das Thema damit beendet war. Und obwohl Emma darauf brannte, mehr zu erfahren, fragte sie nicht weiter. Schließlich stand sie in der Schuld dieser Frau, die König Henry das Versprechen abgerungen hatte, Emma nicht in eine zweite Ehe zu verkaufen, nachdem sie durch Entführung und Vergewaltigung zur ersten gezwungen worden war. Der Baron von Wolvercote war jetzt tot, möge er in der Hölle verfaulen, und hatte ihr seine Besitzungen und einen Sohn hinterlassen, den sie vergötterte, was sie angesichts der Umstände seiner Empfängnis selbst ein wenig erstaunte.
    Normalerweise vergab oder verkaufte der König eine adelige Witwe an einen Mann, den er allein auswählte. Zudem hatte ihr Gatte sich an einer Rebellion gegen Henry Plantagenet beteiligt, und die Ländereien, die er Emma hinterlassen hatte, hätten durchaus auch an das königliche Schatzamt fallen können.
    Dass keine dieser beiden Möglichkeiten wahr geworden war, hatte sie Adelia zu verdanken. Wolvercote war nicht gehängt worden, weil er ein Aufrührer war – Henry II . zog es vor, solche Männer gefügig zu machen, indem er Frieden mit ihnen schloss, sobald sie sich ergaben –, sondern weil er bei Nacht und Nebel den jungen Mann ermordet hatte, den Emma lieber mochte als ihn. Adelia hatte
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