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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition)
Autoren: Megan Hart
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    Jeder hat eine Geschichte. Diese endet so:
    Charlies Mund.
    Den will ich jetzt auf meinem Körper. Seine Hände und seinen Mund. Zunge, Zähne, Finger. Ich will sein Gewicht auf mir spüren, sein Haar, das seidig über meine Haut streicht, das Flüstern seiner Wimpern, wenn er die Augen schließt und mich küsst.
    Ich will Charlies Mund, und doch drehe ich aus irgendeinem Grund den Kopf zur Seite, als er näher kommt. Charlie seufzt und legt seine Stirn an meine. Seine Augen sind geschlossen, aber ich muss meine offenhalten. Ich muss ihn sehen, so nahe, so dicht bei mir. Jedes Härchen und jede Pore, jede Narbe. Jeden Schönheitsfehler, der Charlie so perfekt macht.
    „Wenn ich das nur geahnt hätte“, sagt Charlie. Seine Hände ruhen schwer auf mir, eine auf meiner Schulter, eine an meiner Hüfte. Sein Atem riecht nach Whiskey und Zigaretten. Er sieht aus wie Charlie, aber er riecht nicht wie Charlie.
    Ich möchte nicht, dass er sich wünscht, er hätte anders gehandelt.
    Bitte, denke ich. Bitte sag nicht, all das wäre besser nicht geschehen .
    Charlie seufzt. „Es ist nur …. Da ist dieser Raum zwischen uns. Diese riesengroße Lücke. Und ich weiß nicht, was ich damit machen soll.“
    Wir füllen sie, möchte ich ihm sagen, aber ich bleibe stumm. Die Worte wollen nicht raus. Wenn ich ihn nicht küssen kann, wie um alles in der Welt soll ich ihm dann sagen, dass ich ihn liebe? Dass es egal ist, wohin Meredith gegangen ist oder ob sie zurückkommt. Alles, was wir brauchen, ist genau hier. Wir zwei werden einen Weg finden. Und dann wird alles gut.
    Ich könnte ihm das sagen, denke ich, als Charlie sich aus der Berührung löst. Er kehrt mir den Rücken zu. Mit hängenden Schultern. Am liebsten würde ich seine hervorstehenden Schulterblätter berühren, doch stattdessen balle ich die Hand zur Faust. Ich könnte Charlie sagen, dass alles gut wird. Dass sich schon alles regeln wird. Doch auch wenn ich nicht behaupten kann, mir wäre noch nie eine Lüge über die Lippen gekommen - Charlie habe ich tatsächlich noch nie belogen. Und ich werde jetzt nicht damit anfangen.
    „Es tut mir leid“, sagt Charlie erneut mit leiser, heiserer Stimme. Jetzt klingt er auch nicht wie Charlie.
    „Mir nicht“, sage ich schließlich. „Mir tut all das nicht leid, Charlie.“
    Und das ist die Wahrheit.

1. KAPITEL
    Jeder hat eine Geschichte . Das war Merediths Masche, mit der sie uns zum Reden brachte. Manchmal fragte sie uns, welche Süßigkeiten wir als Kind besonders gern gegessen hatten, was unsere größten Ängste waren. Was wir die Nacht zuvor geträumt hatten. Sie fragte, wir antworteten. Ich bin nie auf den Gedanken gekommen, nachzuforschen, warum sie all das wissen wollte, so wie ich mich nie gewundert habe, warum wir ihr es erzählen wollten.
    Heute ging es um Verrücktes.
    „Also, Tesla, erzähl mal. Was war das Verrückteste, das du je getan hast?“ Merediths Augen leuchteten, und ihre Lippen waren ganz feucht, weil sie immer wieder darüber leckte.
    Anders als sonst meistens hatte ich diesmal keine Antwort parat. „Hab ich dir nicht schon genug Geschichten erzählt?“
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr glattes honigblondes Haar fiel auf ihre Schultern in einem weichen, hellblauen Cardigan. „Genug gibt es nicht. Der liebe Carlos hier zum Beispiel hat mir bereits erzählt, wie er dabei erwischt wurde, als er sich bei einem Oma-Porno einen runtergeholt hat.“
    Ich hielt inne, die Kaffeekanne in der Hand, und starrte die beiden an. „Waaaas?“
    Carlos stand grinsend vor dem Tresen.
    Er ist Schriftsteller. Von denen haben wir im Mocha reichlich, weil man sich bei uns für unter zwei Dollar so viel Kaffee nachschenken kann, wie man will - und kostenloses WLAN gibt es auch. Carlos kam jeden Morgen und tippte munter auf seiner Tastatur herum, mit Kopfhörern im Ohr. Das war sein festes Ritual, bevor er sich zu seinem Brotjob aufmachte. Heute hatte er sich allerdings Merediths verführerischem Charme ergeben und sogar seinen Laptop zugeklappt. Das war in der Tat ziemlich verrückt.
    Meredith besuchte das Mocha , um wie die Schriftsteller kostenlos im Internet zu surfen und literweise Kaffee zu trinken … nur, dass sie keine Schriftstellerin war. Meredith verkaufte diverse Sachen - Kerzen, Küchenutensilien, Schmuck und solches Zeug für Hausfrauenparties. Sie nervte aber niemanden damit, so wie Lisa, die Produkte von Scharf & Lecker verscherbelte. Meredith verkaufte dir gern ein Paar Ohrringe oder eine toll
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