Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenmann

Der Knochenmann

Titel: Der Knochenmann
Autoren: Wolf Haas
Vom Netzwerk:
Schilling Fixum spielt.»
    Jetzt wieder eine belgische Praline. Aber noch mehr als die weiße Schokolade hat der Brenner die Ungeduld vom Jacky genossen.
    «Wenn heute ein Mensch deine Sprache nicht kann, glaubst du automatisch, daß er ein bißchen blöd ist. Aber der Milovanovic alles andere als blöd. Er hat die Knochen schon lange vor der Lebensmittelpolizei gefunden. Und er hat auch einen Verdacht gehabt, wo die Knochen herkommen. Genau denselben Verdacht, den später auch die Löschenkohl-Wirtin gehabt hat. Weil für die Leute im Haus ist das nicht so schwierig gewesen wie für einen Außenstehenden. Aber er hat den Verdacht nicht der Polizei erzählt. Er hat den Verdacht seiner Schwester erzählt, der Jurasic Helene.»
    «Kannst du nicht gleichzeitig lutschen und erzählen?» hat sich der Jacky aufgeregt, wie der Brenner wieder eine Pralinenpause eingelegt hat. Aber es hat nichts genützt, im Krankenhaus werden die Menschen ein bißchen komisch, und der Brenner hat in Ruhe seine Praline genossen, bevor er weitererzählt hat.
    «Wie die Helene das erfahren hat, hat sie natürlich Angst vor dem alten Löschenkohl gekriegt und ist mit dem ganzen Geld nach Wien verschwunden. Weil die Helene ist ja nicht blöd gewesen. Die hat natürlich dem Ortovic nie erzählt, was für unglaubliche Summen sie verschlungen hat. Überhaupt die ganze Sache mit dem Geldfressen hat sie ihm verschwiegen. Der Ortovic hat nur gewußt, daß der Löschenkohl ein perverser Kunde gewesen ist, der viel Geld bei der Helene gelassen hat.»
    «Pervers ist gut.»
    «Aber der Ortovic hat sich natürlich nicht abschütteln lassen. Er ist hinter der Helene her und hat sie wieder zum Anschaffen zwingen wollen. Aber die Helene hat ihn auf eine viel bessere Idee gebracht. Sie hat den Ortovic aufgehetzt, daß er sich das ganze Geld vom Löschenkohl auf einen Schlag holt. Als Schweigegeld. Mehr hat sie dem Ortovic nicht gesagt. Nur: Schweigegeld.»
    «Und der Ortovic hat gemeint, Schweigegeld für die perverse Sache. Aber der Löschenkohl hat verstanden: Schweigegeld für die Baumann-Knochen, praktisch Mißverständnis!» hat der Jacky gelacht.
    «Weil während der Ortovic hinuntergefahren ist, hat der Milovanovic beim Löschenkohl angerufen und sich als Ortovic ausgegeben. Da hat er konkret Schweigegeld für den Baumann verlangt.»
    «Dann hat der Löschenkohl den Ortovic zum Schweigen bringen müssen.»
    Die belgischen Pralinen sind jetzt alle weg gewesen, und dem Brenner war ein bißchen schlecht.
    «Aber wieso haben dir das die Jurasic und der Milovanovic auf die Nase gebunden?»
    «Sie haben mir nicht einmal die Hälfte erzählt. Aber die andere Hälfte steht ja in der Zeitung: die Aussage vom alten Löschenkohl, daß der Ortovic ihn angerufen und mit dem Baumann gedroht hat. Obwohl der Ortovic es gar nicht wissen hat können. Da braucht man ja nur zwei und zwei zusammenzählen.»
    «Aber wieso hast du das nicht der Kripo erzählt?» hat der Jacky gefragt. Obwohl er insgeheim froh gewesen ist, weil er hat sich mit dem Milo immer gut verstanden. Andererseits, daß die beiden Geschwister den Ortovic eiskalt dem alten Löschenkohl serviert haben, auch nicht die feine englische Art.
    «Der Krennek hat mich ja nicht danach gefragt», sagt der Brenner. Und im stillen hat er sich ein bißchen überheblich gedacht: Die Aushorchmethode
Nicht nachfragen
muß man auch richtig beherrschen. Da genügt es nicht, daß man einfach nicht nachfragt. Weil da muß man sogar sagen, im Vergleich zum Kaspar Krennek, der zu vornehm zum Fragen gewesen ist, ist sogar der Jacky mit seiner penetranten Fragerei noch im Vorteil gewesen.
    Aber die Fragen vom Jacky sind weitaus nicht das lästigste für den Brenner gewesen. Das lästigste ist eindeutig die Chefärztin Plasser gewesen. Weil die hat zwar auf einer anderen Station gearbeitet, aber sie hat sich jetzt unbedingt mit dem Jacky versöhnen wollen.
    Der Brenner hat sich bei ihren Besuchen schon so störend gefühlt, daß er sich einmal schlafend gestellt hat. Und da muß ich schon sagen, ich bin bestimmt nicht prüde, aber daß eine Chefärztin so was mit einem Patienten tut, noch dazu wenn im Nebenbett ein anderer liegt, das finde ich nicht richtig.
    Aber bitte, reden wir nicht darüber, der Brenner hat auch kein Wort darüber verloren, obwohl es immer öfter vorgekommen ist. Er hat sich nur im stillen gedacht, wenn der Jacky wieder gesund ist, dann wird es schnell vorbei sein mit der Liebe.
    Aber so kann man sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher