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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen
Autoren: Arto Paasilinna
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Seine Arbeit ödet ihn an, seine Ehe ist schon seit Jahren eine Qual – der Journalist Vatanen schleppt sich von einem Tag zum nächsten. Bis ihm auf der Heimfahrt von einem seiner üblichen langweiligen Pressetermine ein junger Hase vors Auto hoppelt … und Vatanens ehemals so hübsch geordnetes Leben zum Abenteuer wird, das ihn quer durch Finnland führt.
    Ein wunderbar erzählter Roman in bester Paasilinna-Manier, todernst und urkomisch zugleich. Arto Paasilinna, 1942 in Kittilä geboren, ist der populärste Schriftsteller Finnlands und wurde in Finnland, Italien und Frankreich mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er hat bereits 35
    Romane veröffentlicht, von denen
    viele verfilmt und ausnahmslos alle in die verschiedensten Spra­
    chen übersetzt wurden.
    Arto Paasilinna
    Das Jahr des Hasen Aus dem Finnischen von
    Regine Pirschel

    Band 92030
    1. Auflage: November 1999
    2. Auflage: April 2000
    3. Auflage: Januar 2001
    4. Auflage: September 2001
    5. Auflage: September 2002
    6. Auflage: Juni 2003
    Vollständige Taschenbuchausgabe
    der im Ehrenwirth Verlag erschienenen Hardcoverausgabe BLT und Ehrenwirth sind Imprints der Verlagsgruppe Lübbe Titel der finnischen Originalausgabe: JÄNISKEN VUOSI Originalverlag: Gummerus Oy, Finnland
    © 1975 by Arto Paasilinna, Finnland
    © für die deutschsprachige Ausgabe 1999 by
    Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach Umschlaggestaltung: Gisela Kullowatz
    Titelillustration: © IFA-Bilderteam – BCI
    Satz: hanseatenSatz-bremen, Bremen
    Druck und Verarbeitung: Eisnerdruck, Berlin
    Printed in Germany
    ISBN 3-404-92030-9
    1. KAPITEL
    Der Hase
    Zwei Männer fuhren zur Mittsommerzeit eine Sandstra­ ße entlang. Sie waren übermüdet, und die untergehende Sonne, die durch die staubige Frontscheibe drang, blendete sie. Die finnische Landschaft zog an ihnen vorüber, aber die Schönheit des Abends ließ sie voll­ kommen gleichgültig.
    Sie waren dienstlich unterwegs, ein Redakteur und ein Fotograf, zwei unglückliche, zynische Menschen. Beide waren um die vierzig, und die Hoffnungen ihrer Jugend hatten sich nicht erfüllt, nicht einmal annä­ hernd. Beide waren sie betrogene und enttäuschte Ehe­ männer, beide litten sie an einem Magengeschwür, und beide waren sie von den Sorgen des Alltags gezeichnet.
    Sie hatten sich gerade darüber gestritten, ob sie heute noch bis Helsinki fahren sollten oder ob es besser wäre, in Heinola zu übernachten. Jetzt redeten sie nicht mehr miteinander. Steif und stur fuhren sie durch den schö­ nen Abend und merkten nicht, wie erbärmlich das war. Eine anstrengende Fahrt.
    Auf einem sanften Hügel tummelte sich ein junger Hase in der Sonne. Vom Sommer berauscht, machte er mitten auf der Straße Männchen. Die rote Sonne um­ rahmte ihn wie ein Gemälde.
    Der Fotograf, der am Steuer saß, bemerkte das kleine Wesen, aber sein Hirn reagierte nicht schnell genug. Der staubige Halbschuh trat schwer auf die Bremse, doch zu spät. Das erschreckte Tier sprang vor der Kühlerhaube in die Höhe, schlug mit einem dumpfen Knall gegen die Frontscheibe und flog in hohem Bogen in den Wald.
    »He, wir haben einen Hasen überfahren!« sagte der Redakteur.
    »Verfluchtes Vieh, beinahe wär die Scheibe kaputt ge­ wesen.« Der Fotograf hielt an und fuhr rückwärts zum Ort des Geschehens. Der Redakteur stieg aus.
    »Siehst du ihn?« fragte der Fotograf gleichgültig. Er hatte das Seitenfenster heruntergekurbelt, ließ den Motor aber weiterlaufen.
    »Was?« rief der Redakteur aus dem Wald. Der Fotograf zündete sich eine Zigarette an und saug­
    te mit geschlossenen Augen. Er fand erst in die Wirk­ lichkeit zurück, als ihm die Zigarette die Finger ver­ brannte. »Komm schon, ich habe keine Zeit, wegen eines blöden Hasen hier herumzustehen!«
    Der Redakteur lief zerstreut durch das lichte Gehölz, gelangte an eine kleine Wiese, sprang über einen Graben und starrte in das dunkelgrüne Gras. Dort saß das Häschen.
    Sein Hinterlauf war gebrochen. Die Pfote hing kläglich herab und bereitete dem Tier solche Schmerzen, daß es nicht weglief, obwohl es einen Menschen kommen sah. Der Redakteur hob das verschreckte Häschen hoch. Er brach einen Zweig ab und schiente den Hinterlauf mit Stoffstreifen, die er von seinem Taschentuch riß. Das Häschen barg schutzsuchend den Kopf zwischen den kleinen Vorderpfoten, sein Herz klopfte so stark, daß seine Löffel bebten.
    Von der Landstraße tönten nervöses Motorenge­ brumm, zwei gereizte Hupsignale und der
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