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Der Knochenmann

Der Knochenmann

Titel: Der Knochenmann
Autoren: Wolf Haas
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etwas von ihm wissen wollen, und natürlich hat auch der Kaspar Krennek nicht lange auf sich warten lassen. Er hat ihm diese guten belgischen Pralinen mitgebracht und in der ersten Minute gleich dreimal gesagt: «Da muß ich neidlos gratulieren.» Und das sagst du natürlich nur, wenn es dich vor Neid fast zerreißt.
    Den Milovanovic hat der Kaspar Krennek nicht einmal erwähnt. Ihn hat nur interessiert, wie der Brenner wissen hat können, daß der Jacky im Marko-Keller liegt. Jetzt natürlich peinliche Situation für den Jacky. Er hat ziemlich nervös zum Brenner hinübergeschaut, ob der jetzt mit der Wahrheit herausrückt. Daß der Jacky der Drogenhändler vom Horvath gewesen ist und daß er den Marko erpreßt hat. Aber dann große Erleichterung, wie der Brenner gesagt hat:
    «Im Kühlraum habe ich gesehen: Die Wirtin ist da, der Ortovic ist da, der Marko ist da – aber der Jacky ist nicht da. Und vom Horvath habe ich ja gewußt, daß der Jacky ihn erkannt hat. Der Marko ist sofort hergekommen, um den Horvath zum Schweigen zu bringen. Aber das hat ja nur einen Sinn gehabt, wenn er zuerst den Jacky zum Schweigen gebracht hat.»
    «Diesem Superhirn haben Sie Ihr Leben zu verdanken», hat, der Kaspar Krennek ein bißchen krampfhaft zum Jacky hinübergelächelt.
    «So eine Leistung ist das nicht», hat der Brenner abgewunken.
    «Weil Sie dürfen nicht vergessen: Ich habe im Kühlraum schon komplett mit meinem Leben abgeschlossen gehabt. Mir hat ein Finger gefehlt, und das Blut ist mir wie beim Wasserlassen aus der Fingerwurzel herausgeschossen. Ich weiß nicht, ob Sie so was schon einmal erlebt haben, aber das ist ein gewaltiger Schock. Und mit der Schock-Kraft habe ich es gewußt, nicht mit der normalen Kraft.»
    Der Kaspar Krennek ist ein bißchen zappelig geworden, weil ihn der Brenner jetzt auch noch in puncto Bescheidenheit übertrumpfen hat wollen. «Ich muß Ihnen jedenfalls noch einmal neidlos gratulieren», hat er zum Abschied gesagt.
    Wie der Kaspar Krennek bei der Tür draußen gewesen ist, haben der Brenner und der Jacky sich gleich über die belgischen Pralinen hergemacht. Aber schon die erste wäre dem Brenner fast steckengeblieben. Weil ausgerechnet jetzt ist es dem Jacky wieder eingefallen, was der Brenner an dem Tag gesagt hat, wie er aufgewacht ist.
    «Wieso hast du eigentlich gleich beim Aufwachen nach dem Milovanovic gefragt?»
    Der Brenner hat die Schnecke aus weißer Schokolade gerade noch erwischt, bevor sie in voller Größe in seine Speiseröhre gerutscht ist.
    «Und was hat eigentlich der Milovanovic bei der Jurasic zu suchen gehabt?»
    «Die Jugos kennen sich doch alle untereinander», hat der Brenner geschmatzt.
    «Aber wieso hast du dich gleich beim Aufwachen nach dem Milo erkundigt?»
    «Bist du jetzt im Fragealter angekommen oder was?»
    «Was hast du eigentlich vom Milovanovic und der Jurasic erfahren?»
    In einem Krankenzimmer kommst du deinem Bettnachbarn nicht aus, und der Brenner hat sich gedacht, wieso soll ich es ihm nicht erzählen. Der Jacky hat selber auch genug Dreck am Stecken.
    «Ich erzähle es dir», hat er gesagt. Aber dann hat er minutenlang seine weiße belgische Schokoladenschnecke fertig gelutscht, bis er endlich angefangen hat.
    «Paß auf. Der Ortovic ist der Stürmer gewesen, der seinerzeit in Jugoslawien dem Tormann Milovanovic das Gesicht eingetreten hat. Und das ist kein Versehen gewesen, sondern Familienangelegenheit. Weil der Milovanovic hat eine kleine Schwester gehabt. Die Jurasic Helene. Die hat Jurasic geheißen, weil mit achtzehn geheiratet, mit neunzehn geschieden, da bleibt dir der Name hängen. Dann ist sie an den Ortovic geraten. Der hat einen furchtbaren Ruf gehabt, jetzt hat ihr Bruder was gegen die Verbindung gehabt. Hat der Ortovic auf seine Weise geantwortet.»
    Der Brenner hat sich noch eine belgische Praline genommen und erst weitererzählt, wie er sie komplett aufgelutscht gehabt hat.
    «Dann hat es nicht lange gedauert, hat der Ortovic die Helene anschaffen geschickt. Und der Bruder hat immer noch versucht, daß er sie irgendwie vom Ortovic wegbringt. Aber gefährliche Geschichte, muß nicht immer gleich Mafia heißen, aber ein Menschenleben ist in diesen Kreisen nicht viel wert. Wie der Ortovic mit der Helene nach Österreich ist, ist der Bruder hinterher. Weil so einen guten Tormann hätte sich der FC Klöch ja überhaupt nie leisten können, Silberplatte hin oder her. Da hätte man ja gleich stutzig werden müssen, daß der für 2000
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