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Der Knochenmann

Der Knochenmann

Titel: Der Knochenmann
Autoren: Wolf Haas
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Zu diesem Buch
    Die Steiermark erfreut sich nicht nur wegen ihrer malerischen Weinhügel
an der Grenze zu Slowenien großer Beliebtheit. Ein wahrer Magnet für die
Ausflügler ist der Löschenkohl, eine Hendlstation im 1000-Seelen-Örtchen
Klöch, deren einmaliges Preis -Leistungs-Verhältnis den Ruhm der
landschaftlichen Schönheit fast noch übertrifft. Sogar die Wiener kommen
am Wochenende herunter, wenn sie nicht mehr wissen, wie sie ihre
hungrigen Kinder sonst satt kriegen sollen. Die Gäste sind so versessen auf
die gigantischen Hendlteile, daß sie dem Löschenkohl gern den
unappetitlichen Skandal aus dem letzten Jahr nachsehen. Bei einer
Routineinspektion hatte die Lebensmittelpolizei in den Abfallbergen aus
Geflügelgebeinen einige Menschenknochen entdeckt. Doch die Kripo ist
nicht halb so fähig wie die Kollegen von der Lebensmittelkontrolle: Sie
findet nicht einmal den nötigen Toten zu den Knochen.
    Ein klarer Fall für «Aktenzeichen XY» - und für den unnachahmlichen
Privatdetektiv Brenner. Denn die Chefin der Grillstation, die
Schwiegertochter des alten Löschenkohl, will die Sache endlich vom Tisch
haben. Nur dumm, daß Brenner sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommt:
Nach ihrem Anruf ist sie spurlos verschwunden. Ebenso verschwunden wie
übrigens auch der Künstler Horvath, der sich auf dem malerischen Flecken
mit einigen Kollegen zu einer Kolonie der Kreativen zusammengerottet hat.
Zwei überraschende Opfer der Landflucht?
    Brenner hat bald keine Ahnung mehr, wo er überhaupt anfangen soll. Zu
allem Überfluß nehmen es die rabiaten Bauernbuben des FC Klöch nämlich
auch mit dem Kampfgeist zu wörtlich: Beim Training fließt auf einmal Blut.
Mehr Blut als sonst während der gesamten Meisterschaft...
    Wolf Haas, 1960 geboren, lebt nach einer Stippvisite in Swansea
(Südwales) als Werbetexter in Wien. «Der Knochenmann» ist nach
«Auferstehung der Toten» (rororo thriller 3244) der zweite Kriminalroman
mit dem Puntigamer Schnüffler Brenner. Die Sächsische Zeitung prophezeit
eine «glänzende literarische Zukunft».
     

DER KNOCHENMANN

1
    Jetzt ist schon wieder was passiert.
    Aber der Frühling ist eine herrliche Zeit, da gibt es Gedichte und alles, und weiß ein jeder, daß im Frühling das Leben erwacht. Da hat es am Anfang niemand glauben wollen, daß es auf einmal umgekehrt sein soll.
    Aber so ändern sich die Zeiten. Am Schluß hätten wir viel gegeben, wenn es nur so schlimm gewesen wäre, wie es am Anfang ausgeschaut hat. Und das ist nur drei Wochen später gewesen, und immer noch Frühling, den Sommer hat es dann ja fürchterlich verregnet, Juli überhaupt zum Vergessen, aber Frühling eins a.
    Und wenn man den Brenner so gesehen hat, wie er in der Grillstation Löschenkohl gesessen ist, hätte man auch nicht leicht erraten, wieso es ihn da hinunter verschlagen hat. Eher hätte man ihn für einen Ausflügler gehalten, der den Frühlingstag für eine Fahrt in die Oststeiermark nutzt.
    Und wäre auch gescheiter gewesen, er hätte einen Ausflug gemacht in die verschlafenen Weinhügel. Ein bißchen die Landschaft genießen, ein bißchen einen Wein kosten, ein bißchen ein Backhendl essen. Und schon hast du das Gefühl, daß die Welt noch ein bißchen in Ordnung ist.
    Wie ausgerechnet hier so eine Sache passieren kann, ich werde es mein Lebtag nicht begreifen.
    Aber der Frühling hat ja so eine Kraft, da spürt der Mensch einfach die Natur, und da kannst du knietief im Blut waten, und auf einmal denkst du an die Liebe. Jetzt hat der Brenner in der Grillstation Löschenkohl auf sein Essen gewartet, aber mit seinen Gedanken ist er ganz woanders gewesen. Er hat nachgerechnet, wie lange es schon her war, seit ihm seine Verlobte davongelaufen ist. Ob du es glaubst oder nicht: zwölfeinhalb Jahre.
    Das ist aber nicht der Frühling allein gewesen, wieso er daran denken hat müssen. Sondern immer wenn der Brenner ein Hendln gegessen hat, hat er automatisch an die Fini denken müssen. Die hat eigentlich Josefine geheißen, haben natürlich alle Fini zu ihr gesagt.
    Und einen Menschen, der so gern Hendl ißt wie die Fini, wirst du nicht leicht finden. Weil die hat jede Woche zwei oder drei Hendln gegessen, praktisch süchtig. Und der Fini beim Knochenabnagen zuschauen, das ist ein Genuß gewesen. Kannibale nichts dagegen. Und wie der Brenner den Speisesaal vom Löschenkohl betreten hat, hat er natürlich sofort die Fini vor Augen gehabt. Weil der Löschenkohl, das ist eine Hendlstation, wenn du dir
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