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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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Kapsel wurde nach rechts gerissen. Ein blauer Streifen Himmel, eingegrenzt von ausgehöhlten dunklen Wänden, kreiste wie verrückt über ihm.
    Joao dachte: Wir werden es nicht schaffen. Niemand kann dies überleben.
    Rhin umklammerte seine Mitte mit beiden Armen, und er hörte ihre von Angst entstellte Stimme in seinem linken Ohr: »Bitte mach, daß es aufhört; bitte mach, daß es aufhört.«
    Joao sah die Nase der Kapsel hochkommen und hinabschlagen, sah weißes Wasser und Schaum vorbeikochen, wo das Kabinendach gewesen war. Er sah ein Sprühgewehr im brodelnden Fluß verschwinden und verkeilte sich fester zwischen den Sitzen und dem Armaturenbrett. Ein harter Stoß wirbelte die Kapsel herum, und er sah direkt über sich Chen Lus Arme um die Sitzlehne geklammert.
    Chen Lu fühlte das donnernde Tosen des Wassers wie einen direkten Kontakt zu seinen Nerven; es stampfte in unkontrolliertem Rhythmus durch ihn, fordernd und drängend, beherrschte seine Welt, erinnerte ihn, daß die Zeit gekommen war.
    Rhin preßte ihr Gesicht gegen Joaos Brust. Sie wollte nichts sehen, nichts hören. Alles war der heiße Geruch von Joaos Körper und verrückte Bewegung. Auf. Nieder. Auf. Nieder. Auf. Nieder. Ein Stakkato von Stößen schüttelte sie, als die Kapsel eine Waschbrettstrecke von Stromschnellen hinunterschoß.
    Joaos ganzes Bewußtsein war auf die schreckliche Intensität des Sehens konzentriert. Gischt und schwarze Felshöhlen, ein tobender Mühlgang von Stromschnellen, feuchtes, grünes Moos über triefenden, geschliffenen Klippen.
    Ein glatter brauner Wasserrücken schwoll neben der Kapsel an. Joao fühlte, wie sie mit einer täuschend sanften, gleitenden Bewegung hinaufgehoben wurde, sah den Fluß jenseits ins Leere schießen.
    Mehr hält sie nicht aus, sagte er sich.
    Die Nase kippte abwärts, die Kapsel wurde schneller und schneller. Joao stemmte sich gegen das Armaturenbrett. Er sah den grünbraunen Wasserschwall über irgendeinem Hindernis heranrasen, dann schoß die Kapsel hinein. Ein berstender Stoß, ein Krachen. Gischt und schäumendes Wasser überschütteten Joao, die Kapsel drehte sich sonderbar langsam in abenteuerlicher Schräglage, wurde mit einem Ruck weitergerissen.
    Joao sah Wolken von Gischt unter sich, brodelndes Wasser im Halbdunkel. Das Tosen steigerte sich zu ohrenbetäubender Intensität.
    Die Kapsel schoß hinunter und durch.
    Grünliche Dunkelheit und Wasser stürzten in Kaskaden in die Kabine. Es gab ein Kreischen von Metall. Joao fühlte den Heckteil herunterkrachen, sah Wasser aus der aufgerissenen Seite der Kabine strömen und nahm undeutlich wahr, daß Chen Lus Arme von der Rückenlehne seines Sitzes verschwunden waren. Sein rechter Arm schmerzte unter den harten Stößen, mit denen die Kapsel von der Strömung über weitere unsichtbare Felshindernisse gerissen wurde.
    Grelles Sonnenlicht!
    Joao reckte seinen Kopf und blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Er starrte an den abgerissenen Turbinengehäusen vorbei die Schlucht aufwärts. Der donnernde Lärm überwältigte ihn. Er sah die stürzenden Wassermassen und dachte benommen: Sind wir wirklich da durchgekommen?
    Er fühlte Wasser um seine Beine, wandte sich um und erwartete ein weiteres verrücktes Abwärtstaumeln durch neue Katarakte. Aber da war nur ein weites Becken – dunkles Wasser ringsum. Es absorbierte die Turbulenz der Schlucht, und all die Gewalt der stürzenden Wasser zeigte sich nur in glänzenden Blasen und einem ständigen Aufwallen und Ausbreiten und Abfließen.
    Die Kapsel schwankte unter ihm, als er aufstand. Joao taumelte im Wasser, hielt sich am Armaturenbrett und starrte stumpfsinnig auf die verbliebene Tragfläche, die wie ein Ausleger an der Oberfläche schwamm. Sein Blick wanderte weiter, und er entdeckte, daß Chen Lu nicht mehr in der Kabine war.
    Er blinzelte in die Lichtspiegelungen der Wasserfläche, aber da war nichts.
    Er krächzte: »Chen Lu ist über Bord gegangen!«
    Er versuchte sein Gefühl von geistesabwesender Benommenheit abzuschütteln. Es gab zu tun, aber er wußte nicht, was. Den Chinesen suchen? Sie würden nur noch seine Leiche finden, wenn überhaupt etwas von ihm übriggeblieben war. Die Kapsel flottmachen? Das schien einleuchtend. Er blickte zur Seite und sah, daß Rhin auf ihren Sitz gestützt neben ihm stand.
    »Chen Lu ist tot«, sagte er.
    Sie schien kaum hinzuhören. »Gott sei Dank, wir haben es überstanden«, flüsterte sie. Sie ließ sich in ihren Sitz fallen, und ihre Spannung
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