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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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Augen glitzerten unter den gerade abgeschnittenen Stirnfransen. Rote Streifen von Achiote waren auf seinen Wangen, und rote Papageienfedern entragten einer Umwicklung seines linken Oberarmmuskels. Er trug eine Schambinde, und von seiner rechten Schulter hing ein Beutel aus Affenfell.
    Die bemerkenswerte Genauigkeit der Nachahmung täuschte Rhin einen Moment, dann erinnerte sie sich an das Skelett des falschen Indios in Joaos Transporter und an die graue, flatternde und krabbelnde Welle, die das Lager unter sich begraben hatte, und sie wandte sich in verzweifelter Angst zu Joao.
    »Bitte, bitte erschieß mich! Laß nicht zu, daß sie mich lebendig fangen.«
    Er sah die glitzernden, unverkennbaren Facettenaugen des Indianers, sah in Rhins Gesicht. Er wollte die Pistole wegwerfen und davonlaufen, aber seine Muskeln verweigerten den Gehorsam.
    »Wenn du mich liebst«, bettelte sie. »Bitte.«
    Er hatte dem Flehen in ihrer Stimme nichts entgegenzusetzen. Die Waffe kam wie von selbst hoch.
    »Ich liebe dich, Joao«, flüsterte sie, und schloß ihre Augen.
    Joao war von Tränen geblendet. Er sah ihr Gesicht durch einen Schleier. Ich muß, dachte er. Gott helfe mir – ich muß. Sein Finger krampfte sich um den Abzug.
    Die Pistole krachte, stieß hart in seine Handfläche.
    Rhin taumelte zurück, wie von einer unsichtbaren Hand gestoßen. Ihr Körper beschrieb im Fallen eine halbe Drehung und fiel mit dem Gesicht ins Schilf gras.
    Joao wandte sich weg, unfähig, den Anblick zu ertragen. Er starrte auf die Pistole in seiner Hand, bis ihn eine Bewegung bei den Bäumen aufmerken ließ. Er zwinkerte die Tränen aus seinen Augen und sah eine Reihe von Gestalten im Gänsemarsch aus dem Wald kommen. Da waren solche wie die Sertao-Indios, die ihn mit seinem Vater entführt hatten … mehr Urwaldindianer … die Gestalten von Thome und Tatarana … ein weiterer Weißer, dünn und in einem schwarzen Anzug, das Haar silbrig glänzend.
    Mein Vater! dachte Joao. Sie kopieren sogar meinen Vater!
    Er hob die Pistole und drückte die Mündung gegen seine linke Brustseite. Er fühlte weder Zorn noch Enttäuschung, nur eine große Trauer, als er abdrückte.
    Dunkelheit schlug ihn nieder.
    Es gab einen Traum, daß er getragen wurde, einen Traum voller Tränen und heftiger Proteste, einen Traum von Trotz und Ablehnung.
    Joao erwachte bei gelbem Lichtschein und der Gestalt, die nicht sein Vater sein konnte. Sie beugte sich über ihn, streckte ihre Hand aus und sagte: »Dann untersuche meine Hand, wenn du nicht glauben willst!«
    Es kann nicht mein Vater sein, dachte Joao. Ich bin tot … er ist tot. Sie haben ihn nachgeahmt … eine Kopie, weiter nichts.
    Ein betäubender Schock ging durch Joaos Bewußtsein.
    Wie bin ich hier? dachte er verwirrt. Er suchte in seinen Erinnerungen und sah, wie er Rhin mit Virhos alter Donnerbüchse getötet und die Waffe dann gegen sich selbst gerichtet hatte.
    Etwas regte sich hinter der Gestalt, die nicht sein Vater sein konnte. Joao spähte hin und machte ein riesiges Gesicht aus, wenigstens zwei Meter groß. Es war ein beängstigendes, ein schreckliches Gesicht, mit ungeheuren Augen, die Pupillen in Pupillen hatten. Das Gesicht bewegte sich wieder, und Joao sah, daß es nicht dicker als zwei Zentimeter sein konnte. Die furchteinflößenden Augen betrachteten seine Füße.
    Joao zwang sich/seinen Kopf zu heben und seinen Körper anzusehen. Ein Blick, und er ließ den Kopf zurückfallen. Ein Schauer von Entsetzen durchlief ihn. Wo seine Füße hätten sein sollen, hatte er einen schäumenden grünen Kokon gesehen. Joao hob seinen linken Arm mit der klaren Erinnerung, daß er gebrochen war, als er ihn zuletzt gesehen hatte. Aber der Arm kam ohne Schmerzen hoch, und Joao sah, daß seine Haut die gleiche blaßgrüne Farbe wie dieser abstoßende Kokon hatte.
    »Sieh meine Hand an!« befahl die Gestalt des alten Mannes neben ihm. »Ich verlange es!«
    »Er ist nicht ganz wach.«
    Es war eine dröhnende, hallende Stimme, die die Luft ringsum erzittern ließ, und es schien Joao, daß sie ihren Ursprung irgendwo hinter diesem Riesengesicht hatte.
    Was für ein Alptraum ist dies? fragte er sich. Bin ich in der Hölle?
    Mit einer plötzlichen, heftigen Bewegung ergriff Joao die dargebotene Hand.
    Sie fühlte sich warm an – menschlich.
    Tränen überfluteten seine Augen. Er dachte nicht daran, sie wegzuwischen. Es gab dringendere Dinge. Die Hand fühlte sich echt an … seine Tränen fühlten sich echt an.
    »Wie kann
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