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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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Treibstoff haben. Der letzte Flug und das Manövrieren mit dem lecken Schwimmer müssen den kleinen Vorrat so gut wie verbraucht haben.«
    »Machen wir uns nichts vor«, sagte Chen Lu. »Wenn das Schicksal uns nicht bei den nächsten Stromschnellen ereilt, dann bei den übernächsten. Und wenn es nicht die Felsen und das Wasser sind, dann werden es unsere Freunde sein. Unsere Zeit läuft ab.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    Schließlich sagte Rhin: »Gott wird das nicht zulassen. Er wird uns retten.«
    »Amen!« sagte Joao.
    Chen Lu schnaufte halb ärgerlich, halb resigniert. »Ihr gottesfürchtigen Dummköpfe! Seid ihr so schwach, daß ihr immer etwas braucht, woran ihr euch festklammern könnt? Wenn es euren barmherzigen Gott gäbe, dann wäre diese Welt sein größter Fehler. Was hat euer Gott nicht schon alles zugelassen! Wie viele Menschen, unschuldiger als wir, sind auf dieser Erde durch Gewalt zu Tode gekommen? Keiner kann sie zählen, niemand hat sie je gezählt. Und ist es nicht eine kindliche, unreflektierte Art von Religiosität, zu glauben, daß ein Gott, der das Universum erschaffen hat, sich der persönlichen Schwierigkeiten einiger Lebewesen annehmen werde, die von Insekten geplagt auf einem Fluß treiben?«
    Chen Lu schwieg, und er war überrascht, daß er sich erschöpft fühlte, wie nach einer großen Anstrengung.
    Der Regen verstärkte sich und hämmerte wie in einer himmlischen Antwort auf das Kabinendach.
    »Nun … hör dir den Atheisten an«, sagte Rhin.
    Joao spähte in die Dunkelheit, wo ihre Stimme hergekommen war, und wartete auf eine ausführlichere Entgegnung, aber es gab keine; Rhin ließ es mit der lahmen Bemerkung bewenden.
    »Ich werde jetzt schlafen«, sagte Chen Lu. »Wecken Sie mich um Mitternacht, Joao. Und vielleicht wäre es gut, wenn Sie sich nicht so sehr ablenken lassen würden, daß Sie aufhören, auf die Geräusche des Flusses zu achten.«
    Zum Teufel mit dir! dachte Rhin. Und sie bemühte sich nicht, leise zu sein, als sie sich über den Sitz in Joaos Arme stieß.
     
    »Die Hälfte unserer Einheiten wartet unterhalb der Stromschnellen«, befahl das Gehirn, »für den Fall, daß die Menschen wie schon einmal dem Netz entkommen. Diesmal dürfen sie uns nicht entgehen. Sollte es dem Fahrzeug trotzdem gelingen, unser Netz zu überfliegen und die Stromschnellen sicher hinter sich zu bringen, so sind alle drei Menschen zu töten und nur ihre Köpfe lebensfähig zu erhalten. Die Kampfgruppe, die in dem Fahrzeug versteckt ist, muß noch einmal darauf hingewiesen werden.«
    Die Boteninsekten tanzten ihre Bestätigung unter der Höhlendecke und flogen fort in das graue Licht, das bald Nacht sein würde.
    Diese drei Menschen sind sehr interessant gewesen, dachte das Gehirn, aber nun muß ein Ende gemacht werden, so oder so. Schließlich haben wir eine Anzahl anderer Menschen gefangen, die beinahe ebenso gut geeignet sind, dem Ziel der Verständigung zu dienen. Gefühle hatten keinen Platz im Bereich der logischen Notwendigkeiten.
    Aber diese Gedanken weckten die neu angelernten Emotionen des Gehirns nur noch mehr, und die Arbeiterinsekten eilten herbei, die neuerliche Unruhe ihres Schützlings, die sich ihnen als ein Defizit im Chemiehaushalt des Gehirns darstellte, durch ausgleichende Nahrungsgaben zu beheben.
    Bald ließ das Gehirn von den drei Menschen auf dem Fluß ab und begann sich mit dem Schicksal seiner Einheiten jenseits der Barrieren zu beschäftigen – jener Einheiten, die als Nachahmungen unter den Menschen lebten.
    Die Radiosender der Menschen brachten keine Meldungen, daß die Nachahmungen entdeckt worden seien, aber das bedeutete nichts. Das Gehirn wußte, daß die Radiosender viele wichtige Ereignisse zu verschweigen pflegten, und es war naheliegend, daß solche Meldungen unterdrückt wurden.
    Um so wichtiger war es, Verbindungen zu allen Nachahmungen herzustellen, deren Aufenthalt zur Zeit nicht bekannt war. Dazu gehörten auch jene, die inzwischen neu gebildet worden waren. Der Informationsfluß über die Barrieren hinweg mußte reorganisiert und zuverlässiger gemacht werden.
    Das Gehirn begann mit der schwierigen Analyse der damit zusammenhängenden Probleme.
     
    Joao erwachte im Morgengrauen und fand den Fluß und seine Ufer von wallenden Nebeln verhängt. Sein Körper war steif und verkrampft, er fühlte sich unausgeschlafen und wirr im Kopf. Er sah, daß der Regen aufgehört hatte, aber der Himmel war, soweit er durch den Nebel etwas sehen konnte, mit
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