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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter
Autoren: Lynn Kurland
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Prolog
    Artane Castle, England Herbst 1229
    Montgomery de Piaget glaubte an Feen.
    Er hatte gute Gründe dafür. In den vergangenen siebzehn Jahren seines Lebens hatte er so viele mysteriöse und feenhafte Dinge gesehen, die kein Mensch, der auch nur im Geringsten bei Verstand war, als Sinnestäuschung oder eine Nachwirkung von zu viel Wein zum Abendessen abtun konnte.
    Hatte er nicht in der Tat im vergangenen Frühjahr seine Schwägerin Jennifer gesehen, wie sie sich bezaubernd und magisch aus dem Gras erhoben und alle mit ihrer Musik und ihrer Schönheit erfreut hatte? Und hatte er sich nicht weniger als fünfzig Schritte von dieser Stelle entfernt befunden, als er seinen Schwager Jackson durch die mit Edelsteinen geschmückten Säle hatte spazieren sehen, so als wäre er einfach durch ein Tor geschritten, das sterbliche Augen nicht wahrnehmen konnten?
    Er hatte angenommen, dass er irgendwann in ferner Zukunft vergessen könnte, was er gesehen hatte, und vielleicht lernen würde, die Dinge, die ihn bei seinen Verwandten so sehr verwirrten, einfach zu ignorieren.
    Aber heute war dieser Tag wohl noch nicht gekommen.
    Auf dem Anwesen war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Das letzte Gras des Sommers schien allen Tieren, die dort grasten, hervorragend zu schmecken, aber ansonsten war alles wie gewohnt. Wäre er an einem anderen Tag über dieses Stück Land geschritten, wäre ihm nichts aufgefallen.
    Heute war jedoch alles anders. Das Gras trug einen magi-schen Glanz, und in der Luft lag ein seltsamer, wundervoller Schimmer, der nichts mit der Sonne zu tun hatte, die erst vor einer Stunde aufgegangen war. Er hätte glauben können, dass er träumte, doch sein Verstand war wach genug, um ihm zu sagen, dass das nicht der Fall war.
    Und noch etwas wusste er genau.
    Vor seinen Augen stand eine Fee.
    Daran gab es keinen Zweifel. Sie war plötzlich aufgetaucht, befand sich keine zwanzig Schritte von ihm entfernt und starrte in die Ferne, als würde sie Dinge sehen, die ihm verborgen blieben. Ihrer Kleidung schenkte er keine große Beachtung. Sie war hübsch, aber nicht weiter von Bedeutung. Es waren ihr heller Teint und die herrlichen dunklen Locken, die ihr in dichten Wellen wie ein Wasserfall über die Schultern fielen, die seine Aufmerksamkeit erregten.
    Das, und ihre Flügel.
    Sie waren hauchzart und schimmernd und flatterten bei jedem ihrer Atemzüge. Er war sich bewusst, dass er sie anstarrte, aber er konnte nicht anders. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas so Entzückendes, Begehrenswertes gesehen, mit so vielen Eigenschaften, die er nicht beim Namen nennen konnte, die er aber unbedingt entdecken wollte. Ja, das war ein Wesen, das es wert war, aus den gierigen Klauen der Feenkönigin gerissen zu werden.
    Die Luft begann zu vibrieren, als hätten die Tore in die Anderwelt seine Gedanken gespürt und wären entschlossen, seine Pläne zu durchkreuzen. Er trat nach vorne, um nach der Fee zu greifen, doch bevor er sie berühren konnte, wurde er ruckartig zurückgezogen, sodass er beinahe stolperte. Er wirbelte mit einem Fluch auf den Lippen herum und sah seinen ältesten Bruder vor sich, der ihn mit ungewöhnlich ernstem Gesichtsausdruck anblickte.
    »Tu das nicht«, befahl Robin leise.
    »Bist du verrückt geworden?« Montgomery versuchte, seinen Arm zu befreien. »Lass mich los.«
    »Dieses Stück Land darfst du nicht betreten, Montgomery.«
    Genau das hatte er vor, aber zuerst musste er diese Sache erledigen. Er trat einen Schritt zurück und zog sein Schwert -er war bereit, seinem Bruder zu zeigen, dass er sich nicht in Angelegenheiten einzumischen hatte, die ihn nichts angingen.
    Er war überrascht, dass Robin es ihm nicht gleichtat, und senkte seine Klinge. Robin wich normalerweise nie einem Kampf aus, vor allem nicht, wenn er ihn so wie jetzt selbst im Halbschlaf hätte gewinnen können. Es war höchst erstaunlich, dass er einfach stehen blieb, die Hände an den Seiten und mit einer ernsten Miene, die auf wesentlich schwerwiegendere Dinge hindeutete. Montgomery steckte sein Schwert zurück in die Scheide, bevor er sich eines Besseren besinnen konnte.
    »Wovon sprichst du?«, fragte Montgomery.
    Robin dachte eine Weile nach, stellte sich dann aber stur und schwieg. Montgomery verfluchte seinen Bruder im Stillen, aber es hatte keinen Sinn, ihn unnötig zu provozieren. Also drehte er sich wieder um, um das Mädchen zu fangen - besser gesagt zu retten —, das wie aus einem Traum so plötzlich vor ihm
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