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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter
Autoren: Lynn Kurland
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Prinzessin knapp, als sie von der Bühne lief. »Nur schade, dass du sie nicht besser genäht hast. Frank ist sicher meiner Meinung.«
    »Pippa hat die Kleider nicht entworfen«, flüsterte Frank in scharfem Ton. »Und nachdem, was ich heute gesehen habe, war es ein Fehler, sie die Sachen nähen zu lassen.«
    Pippa gab keine Antwort darauf. Sie hatte tatsächlich alle Kostüme entworfen und die meisten auch genäht, aber sie schien endlich einmal beachtliches Glück zu haben und das wollte sie nicht aufs Spiel setzen, indem sie bei der Schlussvorstellung eines erfolgreichen Stücks dem Regisseur widersprach.
    Allerdings war es sehr verlockend, ihre Schneiderschere aus dem Gürtel zu ziehen und damit Franks Pferdeschwanz abzuschneiden, während er damit beschäftigt war, seinen Vorgesetzten in den Hintern zu kriechen und seine Untergebenen zur Schnecke zu machen. Er hatte Glück, denn plötzlich war sie dafür viel zu beschäftigt. Sie musste Risse reparieren und Pailletten ersetzen.
    Bis sie alle Kostüme für jemanden weggelegt hatte, der sich in der Hierarchie noch weiter unten als sie befand und sich am Morgen um die Reinigung kümmern musste, hatte sie ihre Rachepläne aufgegeben. Engstirnige Theaterregisseure und mürrische Schauspieler gehörten der Vergangenheit an. Ihre Zukunft lag in einer Stadt mit viel leuchtendem Grün, die gar nicht so weit entfernt war — dazwischen befand sich nur noch ein direkter Flug nach England. Sie ging durch eine feuchte und ziemlich neblige Nacht in Seattle nach Hause und zog sich zufrieden ihren Lieblingsschlafanzug aus Flanell an, bevor sie sich einen nach getaner Arbeit verdienten Imbiss zubereitete.
    Eine halbe Stunde später zog sie ihre letzte Teigtasche mit Zimt und Zucker aus dem Toaster und runzelte die Stirn, als sie den Geruch wahrnahm. Irgendetwas verbrannte, und es war nicht das Gebäckstück, das sie in der Hand hielt. Sie beugte sich vor und schnüffelte an dem Toaster. Nein, der war es auch nicht.
    Sie folgte ihrer Nase, ging zur Wohnungstür, öffnete sie und warf einen Blick in den Flur. Gaspard, ihr Nachbar, riss seine Tür auf und stieß lautstark einige Flüche auf Französisch aus. Er riss sich seine Kochmütze vom Kopf, warf sie auf den Boden und trat die Flammen aus. Dann sah er sie an.
    »Lauf, cherie .«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass Flammen an seinem Türrahmen leckten. Offensichtlich konnte er nicht nur gute Ratschläge über die Zubereitung einer teuflisch leckeren Bolognesesoße erteilen, sondern auch eine kleine Fluchtaktion organisieren. Sie beobachtete eine Weile, wie der Rauch aus der Wohnung quoll, bis ihr klar wurde, dass sie bald genauso knusprig geröstet sein würde wie die Teigtasche in ihrer Hand.
    Sie flitzte in ihre Wohnung zurück, warf ihre Zukunft in einen Koffer und rannte die Treppe hinunter.
    Einige Stunden später stand sie am Rand des mit Baumwurzeln übersäten Gehsteigs, schob ihre wirren Locken zurück, die ihr ins Gesicht und über den Rücken der durchnässten Schlafanzugjacke fielen, und beschloss, dass es für diesen Strudel der Ereignisse, in den sie hineingezogen worden war, nur eine Erklärung gab.
    Das Karma hatte es auf sie abgesehen.
    Sie glaubte fest an Karma. Als Tochter von ehemaligen Hippies blieb es nicht aus, dass man einen gesunden Respekt vor solchen Sachen hatte - ebenso wie vor Batik, aber das waren Erinnerungen, die sie sich besser für einen anderen Zeitpunkt aufheben sollte, wenn sie Ruhe zum Nachdenken und ein paar kleine Schokoladenmuffins zum Trost hatte.
    Sie rieb sich die Stelle zwischen den Augen, die beinahe zu pochen aufgehört hatte, und schaute sich nach etwas um, worauf sie sich setzen konnte. Ihr robuster, altmodischer Koffer stand neben ihr und machte den Eindruck, als ob er einer gewissen Belastung standhalten konnte, also setzte sie sich darauf. Sie war erleichtert, dass die Feuerwehrwagen und der Müllcontainerwagen vor Kurzem weggefahren waren. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie, legte das Kinn auf ihre Fäuste und dachte über die Irrungen und Wirrungen ihres Lebens nach.
    Außerdem hielt sie wachsam nach der nächsten Katastrophe Ausschau, die sicher jeden Moment über sie hereinbrechen würde, schließlich kam ein Unglück ja selten allein. Man konnte keinen solchen erstaunlichen Glücksfall wie diesen vor sich haben, ohne mit einer gleichwertigen, entgegengesetzten kosmischen Reaktion zu rechnen. Und um nicht in unbändigen Jubel auszubrechen, der ihr Karma
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