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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter
Autoren: Lynn Kurland
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aufgetaucht war.
    Aber das Mädchen war verschwunden, und mit ihm die Magie, die es umgeben hatte.
    Montgomery wusste, dass ihn das nicht erstaunen sollte, aber trotzdem konnte er nicht anders, als verblüfft auf die Stelle zu starren. Jeglicher Protest würde die Tatsache nicht ändern, dass das Stück Land vor ihm nicht mehr als nur ein gewöhnliches Fleckchen Erde war. Der Schimmer, der in der Luft darüber geschwebt hatte, hatte sich aufgelöst, und von der Schönheit, die er dort erblickt hatte, war keine Spur mehr zu sehen.
    Anscheinend war sie ins Feenreich zurückgeholt worden.
    Unwillkürlich schauderte er.
    »Montgomery, lass uns nach Hause zurückkehren.«
    Einen Augenblick lang musste Montgomery den Drang unterdrücken, seinen Bruder mit dem Schwert zu durchbohren, weil er ihn bei der wahrscheinlich einmaligen Gelegenheit gestört hatte, eine Fee ganz für sich zu haben. Er öffnete seine Fäuste, um nicht in Versuchung zu geraten, sie anstatt seines Schwerts zu benützen und seinem Bruder damit Manieren beizubringen, und atmete tief durch. Offensichtlich wusste Robin mehr, als er preisgab. Das Mindeste, was er tun konnte, war, ein paar seiner Geheimnisse zu enthüllen. Montgomery drehte sich um und sah seinen Bruder an.
    »Was ist an diesem Ort so besonders?«
    »Nichts«, erwiderte Robin mit einem Schulterzucken.
    »Robin, ich bin kein Kind mehr.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Burg. »Lass uns gehen. Es gibt sicher genügend Dinge dort drin, die dein Interesse finden.«
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Das stimmt«, gab Robin ernst zu. »Ich habe nichts mit diesem Stück Land zu tun, also werde ich wohlweislich nicht über seine Besonderheiten sprechen.«
    »Soll ich vielleicht ...?«
    »Hör auf damit«, unterbrach Robin ihn scharf. Ihm schien eine Bemerkung auf der Zunge zu liegen, doch dann schüttelte er den Kopf, als würde er es als unziemlich empfinden, sie laut auszusprechen. Er legte seinen Arm um Montgomerys Schultern. »Ich bin nicht der Richtige, den du dazu befragen kannst, und wenn du meinen Rat hören willst, dann empfehle ich dir, auch niemand anderen damit zu behelligen. Warte ab und bewahre Stillschweigen darüber.« Er nickte wissend. »Das ist es, was ein tugendhafter Ritter tun würde.«
    Montgomery wollte protestieren, doch dann überlegte er es sich anders. Er wünschte sich nichts mehr, als ein tugendhafter Ritter zu sein, ein Mann, der nicht nur von seinem Vater, sondern auch von seinen vier älteren Brüdern anerkannt wurde. Ganz gleichgültig, wie schwer diese Aufgabe für ihn war.
    Er nahm an, dass er zumindest noch ein oder zwei Augenblicke hier verweilen konnte, aber das bedauerte er sofort wieder.
    »Lass uns üben«, schlug Robin vor. »Damit wirst du den ganzen Vormittag über gut beschäftigt sein, glaubst du nicht?«
    Montgomery nickte, denn außer ein ehrbarer Ritter zu werden und so die Bewunderung seines Vaters zu erlangen, wünschte er sich auch, ebenso gut mit dem Schwert umgehen zu können wie seine älteren Brüder. Und wenn Robin bereit war, ihm dabei zu helfen, würde er das nicht ablehnen.
    »Tatsächlich bin ich geneigt, dir dabei in den nächsten Monaten meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken und dich genau zu prüfen«, fügte Robin hinzu. »Vor allem, wenn du über die Dinge schweigen kannst, die du, wie ich sicher bin, ohnehin nicht gesehen hast. Was meinst du dazu?«
    Montgomery wäre am liebsten auf die Knie gefallen und hätte Robins schlammverkrustete Stiefel geküsst. Robin war bekanntermaßen sehr wählerisch, wenn es darum ging, wen er unterrichtete. Auf diese Weise bevorzugt zu werden war es mit Sicherheit wert, sich ein wenig in Verschwiegenheit zu üben.
    Trotzdem konnte er es nicht lassen, einen letzten Vorstoß zu machen, auch wenn diese Dinge besser unausgesprochen blieben. Dieses Mädchen mit den langen, dichten dunklen Locken und den Flügeln ... Wenn er wenigstens eine Andeutung über sie herausbekommen könnte, nur um nicht ständig darüber nachgrübeln zu müssen. Er atmete tief durch und sah seinen Bruder an.
    »Glaubst du, das war eine Fee?«
    Robin verpasste Montgomery einen harten Schlag auf den Hinterkopf - zweifellos, um seinen gesunden Menschenverstand aufzuwecken - und zögerte kurz, bevor er ihm seine Hände auf die Schultern legte. »Ich weiß nicht, was sie war oder ob du überhaupt gesehen hast, was du zu sehen glaubtest«, sagte er leise. »Aber ich
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