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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter
Autoren: Lynn Kurland
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deine große Klappe aufreißen. Das könnte schiefgehen«, entgegnete Peaches rasch. »Fordere das Schicksal nicht heraus.«
    »Ach was«, sagte Pippa zuversichtlich. »Ich glaube, das Schlimmste ist vorbei. Aller schlechten Dinge sind drei, und mein Soll ist voll.«
    »Meine kleine desorganisierte Freundin, aller guten Dinge sind drei. Ich glaube nicht, dass sich das Unglück an die gleichen Regeln hält und sich begrenzen lässt.«
    »Lächerlich«, spöttelte Pippa, obwohl sie spürte, dass sie das nicht ganz kalt ließ. Sie stand auf und zog die Notfalldecke enger um ihren Körper, weil sie fror, nicht, weil sie verunsichert war. »Du kannst dich ja an dieses esoterische Zeug halten, mit dem wir aufgewachsen sind, aber ich glaube nicht daran.«
    »Lügnerin.«
    Pippa schüttelte heftig den Kopf. »Schau, Peaches, das Schicksal hat diese Woche bei mir ordentlich zugeschlagen. In den letzten acht Stunden habe ich meine Wohnung, meine Lebensersparnisse, meinen Vorrat an unersetzbaren Stoffen und gesammelten Schnittmustern, meine Mittel, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und meine lilafarbene Vespa verloren - nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ich bin also vollkommen entlastet und auf der sicheren Seite.«
    Peaches deutete mit einer Handbewegung an, dass sie ihre Lippen verschloss und den Schlüssel dazu wegwarf.
    Pippa straffte die Schultern und richtete sich auf. Ihr Geschick wurde nicht von irgendeiner kosmischen, nicht vernünftig zu erklärenden Kraft gelenkt. Sie hatte es unter Kontrolle. Hatte sie nicht erst letzte Nacht die Herausforderung des Lebens angenommen und ihre Teigtasche wie ein Schwert erhoben?
    Etwa dreißig Sekunden, bevor sie den Rauch gerochen hatte, aber diese beiden Dinge hatten sicher nichts miteinander zu tun gehabt.
    »O nein«, stieß Peaches hervor und stand so abrupt auf, dass Pippas Koffer umfiel. »Nicht das.«
    »Was?«, fragte Pippa und bückte sich, um ihren Koffer wieder aufzustellen.
    »Ich habe dir gesagt, dass es keine Begrenzung gibt«, erwiderte Peaches betont. »Nummer vier ist auf dem Weg. Ich werde nicht hierbleiben und mir ansehen, was Nummer fünf sein wird.«
    Pippa warf einen Blick über die Schulter und hatte plötzlich das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen. Glücklicherweise stand ihr Koffer neben ihr, stabil und zuverlässig. Sie setzte sich rasch darauf.
    »Das zählt nicht.«
    »Rede dir das ruhig ein, wenn du dich dann besser fühlst.«
    Pippa beobachtete trübsinnig, wie das ultimative Hippie-Mobil auf sie zukam. Es handelte sich um einen bemalten Winnebago, der von Solarkollektoren und Frittieröl angetrieben wurde. Über ihm hing eine leichte Cannabis-Wolke, und das Heck war mit Greatful-Dead-Aufklebern zugepflastert.
    »Was machen unsere Erzeuger hier?«, fragte sie beunruhigt.
    »Vielleicht wollten sie dich besuchen, bevor du zu deiner geliebten Insel fährst«, meinte Peaches. »Vielleicht bestehen sie darauf, dich selbst zum Flughafen zu bringen, stilvoll natürlich. Du könntest sie möglicherweise dazu überreden, vorher an einem Einkaufszentrum zu halten, außer Mom hat in einer Schublade noch Unterwäsche aus Hanffaser, die sie dir überlassen möchte.«
    Pippa schauderte und stand auf. »Ich habe nicht vor, einen Blick in ihre Schubladen zu werfen. Ich will nicht wissen, was sich sonst noch darin verbirgt.«
    Peaches legte ihren Arm um Pippas Schultern. »Wie haben wir es nur geschafft, bei solchen Eltern so normal zu werden?«
    »Frag mich nicht«, erwiderte Pippa düster. Das war das
    Letzte, worüber sie jetzt nachdenken wollte. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gegen den Lebensstil ihrer Eltern angekämpft, und das würde sich in naher Zukunft sicher nicht ändern.
    Sie hielt inne. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Mit vierzehn Jahren hatten ihre Eltern sie für ein paar Monate aus der düsteren viktorianischen Pension ihrer Tante Edna geholt und mit nach England genommen. Es hatte ihr dort so gut gefallen, dass sie sogar gern Kräutertee gekocht und vom Mittelalter inspirierte Köstlichkeiten aus Tofu zubereitet hatte, die dann bei Reenactment-Veranstaltungen verkauft wurden. In einen Ort hatte sie sich richtig verliebt. Es war ein Schloss an der Nordküste gewesen. Artane hatte es geheißen, wenn sie sich noch recht erinnerte. Sie hatte an einem frühen Morgen in der Nähe des Schlosses gestanden, als plötzlich ...
    Sie hätte beschwören können, es tatsächlich gesehen zu haben, aber sie war damals vierzehn gewesen - ein Alter, in
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