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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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rollte und tauchte, kam wieder hoch, wurde von neuem überspült.
    »Der Schwimmer …« flüsterte Rhin.
    »Er scheint zu halten«, sagte Joao.
    Ein grüner Käfer landete auf der Windschutzscheibe, schwenkte seine Fühler und flog wieder fort.
    »Was uns auch zustößt, sie sind interessiert«, sagte Chen Lu. »Ich finde die Aufmerksamkeit schmeichelhaft.«
    Rhin sagte schwach: »Dieser Baum – Sie glauben doch nicht …«
    »Ich bin bereit, alles zu glauben«, sagte Chen Lu.
    Rhin schloß ihre Augen und murmelte: »Ich hasse sie! Ich hasse sie!«
    Der Regen ließ nach, wurde zu einem Tröpfeln. Rhin öffnete die Augen und blickte ungläubig zu blassen blauen Bahnen auf, die sich in den rasch ziehenden Wolken öffneten und wieder schlossen.
    »Es klart auf!« rief sie.
    »Gut für die Sicht«, sagte Chen Lu. »Aber sonst macht es keinen Unterschied.«
    Joao starrte hinüber zum palmenbestandenen linken Ufer, wo sich ein steiniger Hügelausläufer ins Strombett schob. Als er hinsah, löste sich eine menschliche Gestalt aus den Büschen und winkte und gestikulierte einladend, bis sie an der Stelle vorbeigetrieben waren.
    »Was … was war das?« fragte Rhin mit schriller Stimme.
    Die Entfernung war zu groß gewesen, um Einzelheiten auszumachen, aber die Gestalt hatte etwas Vertrautes gehabt.
    »Virho?« flüsterte Joao.
    »Er hatte sein Aussehen, wie mir schien«, sagte Chen Lu. »Denken Sie …«
    »Ich denke nichts!«
    Ah, dachte Chen Lu, unser Bandeirante beginnt die Nerven zu verlieren. Und kein Wunder.
    »Ich höre etwas«, sagte Rhin. »Es klingt wie Stromschnellen.«
    Joao richtete sich auf und lauschte, hörte ein gleichmäßiges, dumpfes Geräusch.
    »Wahrscheinlich nur Wind in den Bäumen«, sagte er. Aber er wußte, daß es nicht der Wind war.
    »Es sind Stromschnellen oder Wasserfälle«, sagte Chen Lu mit einem seltsam triumphierenden Ausdruck seiner Stimme. »Sehen Sie diese geschichteten Felsen voraus? Ich kann sogar den Einschnitt sehen, den der Fluß gegraben hat.«
    Sie starrten flußabwärts. Die Wasseroberfläche war von einer trügerischen Glätte, die geheime Turbulenzen verbarg, breit wie ein See, blitzend im Licht der durchbrechenden Sonnenstrahlen. Die Kapsel trieb ruhig dahin.
    Über allem standen die regenschwarzen, gestaffelten Felsbänke einer mit spärlichem Buschwerk und Gestrüpp gesprenkelten Hügelkette, die einen natürlichen Sperriegel bildete.
    Chen Lu wußte, was ihn zwischen diesen Felsen erwartete. Dies war nun der Ort, an den er oft gedacht hatte, den er in den letzten Tagen herbeigesehnt hatte, und er wunderte sich, als er etwas wie ein Aufbegehren seiner Natur fühlte, ein ängstliches Zurückschrecken vor dem Unwiderruflichen. Es machte seine Handflächen schwitzen und sein Herz hämmern. Er zwang sich zur Ruhe, den Blick fest nach vorn gerichtet. Die Luft brachte einen Geruch von physischer Substanz, von feuchten Anhäufungen lebender und toter Vegetation im Waldboden rings um den Fluß. Die Gerüche von Fäulnis und Verwesung, von Zerfall und jungem, üppig wucherndem Leben kamen zu ihm und trugen ihm ihre Botschaft zu. Ich bin alt, dachte er, und ich habe meine Pflicht getan. Was kann ich noch nützen, was bewirken? Ich bin müde, ein hohler alter Baum, der geduldig auf den Sturm wartet, der ihn niederwerfen wird. Dies ist der rechte Ort; hier mag der Kreis sich schließen.
    »Die Kapsel … sie wird jetzt nicht fliegen, oder?« fragte er beinahe ängstlich.
    »Ich glaube nicht, daß ich sie noch mal aus dem Wasser kriege«, sagte Joao grimmig. Er wischte Schweiß von seiner Stirn, schloß seine Augen und hatte den alptraumhaften Gedanken, die ganze Reise bis zu diesem Punkt noch einmal als Traumvorstellung zu durchleben. Seine Lider schnappten auf.
    Stagnierende Stille senkte sich über die Kabine.
    Das donnernde Tosen von stürzenden Wassern wurde lauter, aber noch war nichts von weißem Schaum und Gischtwolken zu sehen.
    Ein kleiner Schwarm gelbschnäbeliger Tukane flog von einer Gruppe dichtbelaubter Paraibatrompetenbäume in einer Flußkrümmung auf, flatterte hoch empor und erfüllte die Luft mit Gezeter. Dann waren die Vögel fort, und das Donnern des Wassers blieb. Hinter der Krümmung, über den schweigsamen Buritipalmen, standen die gestaffelten Felsen.
    »Du mußt versuchen, das da zu überfliegen!« sagte Rhin, die angststarren Augen nach vorn gerichtet. »Du mußt es wenigstens versuchen, Joao!«
    »Natürlich werde ich es versuchen«, sagte Joao durch die
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