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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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löste sich in einem Tränenausbruch.
    Joao hörte ein metallisches Gurgeln und sah die rechte Tragfläche langsam unter die Oberfläche sinken.
    Mit einem seltsamen Gefühl von Heiterkeit begriff er nun, daß sie noch am Leben waren. Aber Chen Lu war tot, und die Kapsel starb in diesem Augenblick.
    »Wir müssen ’raus, Rhin«, sagte er. »Die Kapsel sinkt. Wir haben ihnen eine gute Schau für ihr Geld geboten, aber jetzt ist die Vorstellung aus.«
    Er kletterte auf seinen Sitz, setzte einen Fuß auf den Rand der Kabine und beobachtete die Umgebung. Ein feuchtkalter Sprühnebel war in der Luft. Er sah, daß sie langsam vom Ausgang der Schlucht abgetrieben wurden.
    Etwa hundert Meter flußab schob sich eine baumlose kleine Halbinsel wie ein Finger ins Becken. Sie war flach und verschilft, und hinter ihr stand eine hohe Wand von Bäumen.
    Rhin stand auf und folgte seinem Blick. »Ich könnte zu der Landzunge dort hinüberschwimmen«, sagte sie mit einer Stimme, die fast normal war. »Wie ist es mit dir?«
    Joaos Blick machte Schleifspuren am schlammigen Ufer unter dem Schilfgras aus, und er schüttelte seinen Kopf.
    »Ich sehe Zeichen von Jacares«, sagte er. »Von Alligatoren. Besser, wir bleiben in der Kapsel, solange wir können.«
    Das genügte, um Rhin wieder an den Rand der Panik zu bringen. Sie packte seinen Arm und sah ihn flehend an. »Bitte, Joao«, flüsterte sie, »wir werden nicht untergehen, nicht wahr?«
    »Vielleicht nicht, wenn wir stillhalten«, sagte Joao. »Anscheinend ist irgendwo unter uns Luft eingeschlossen, sonst würde die Kapsel nicht mehr schwimmen.«
    »Ich sehe hier nichts von – von ihnen«, sagte Rhin.
    »Sie werden nicht lange auf sich warten lassen«, murmelte Joao grimmig. Er beobachtete die kleine Halbinsel. Das sich im Becken verteilende Wasser der Katarakte bewegte die Kapsel langsam darauf zu, bis nur noch wenige Meter die halb untergetauchte Tragfläche vom Schlamm des Uferstreifens trennten.
    Wo sind die Jacares? fragte er sich.
    Nachdem er noch eine Weile gewartet und beobachtet hatte, sagte er: »Näher werden wir nicht kommen. Du zuerst, Rhin. Bleib auf der Tragfläche, solange du kannst.« Er wollte ihr hinaushelfen und bemerkte erst jetzt, daß er seinen linken Arm nicht gebrauchen konnte. Jedes Zupacken löste einen höllischen Schmerz im Unterarm aus. Gebrochen, dachte er. Er zog Virhos Pistole aus seiner Tasche und beobachtete die Umgebung, während Rhin auf die Tragfläche hinausstieg, die unter ihrem Gewicht weiter untersank, bis sie den schlammigen Grund berührte. Rhin rutschte hinunter, richtete sich auf und platschte durch Wasser und Schlamm zum Ufer, bei jedem Schritt bis zu den Knien im weichen Untergrund versinkend.
    Joao warf das einzige Sprühgewehr, das ihnen geblieben war, ins Schilfgras der Landzunge, dann folgte er ihr hinüber.
    Sie standen beisammen und starrten unschlüssig zum Dschungel, über das Wasser.
    Rhin sagte: »Könnten wir vielleicht mit ihnen verhandeln?«
    Joao hob das Sprühgewehr auf und sagte: »Ich glaube, dies ist das einzige Argument, das wir haben.« Er wandte sich um und betrachtete die Überreste der Kapsel. Sie lag halb untergetaucht, mit der Tragfläche im Schlamm verankert. Braunes Wasser leckte um das Metall.
    »Sollten wir nicht sehen, ob wir etwas Proviant herausholen können?« fragte Rhin.
    »Ich glaube, die Kiste ist verlorengegangen«, sagte Joao. »Ich sah sie nicht, als ich nach Chen Lu Ausschau hielt.«
    »Er ist tot, nicht wahr?« sagte sie geistesabwesend. »Ein seltsamer Mann … Ich konnte ihn nicht leiden; vielleicht habe ich ihm Unrecht getan.« Sie blickte zu Joao auf. »Was tun wir jetzt?«
    »Eine gute Frage«, sagte Joao. »Ich fürchte, wir werden von hier nicht weitergehen. Dies ist die Endstation, Rhin.«
    Ihre Augen weiteten sich entsetzt. »Aber … aber wir müssen hier ’raus!« sagte sie. Ihre Hände begannen zu zittern. »Wenn wir nicht auf dem Fluß bleiben können, müssen wir eben zu Fuß gehen …«
    »Drei- oder vierhundert Kilometer durch Urwald und Sertao?« sagte er rauh. »Geschwächt wie wir sind, ohne Hilfsmittel, ich mit gebrochenem Arm – es wäre eine mühselige Art von Selbstmord. Und unsere Freunde …« Er blickte zur Mauer des Dschungels.
    »Dein Arm ist gebrochen?«
    »Ja«, sagte er. »Sieh zu den Bäumen.«
    Sie wandte sich um, sah hin und her flitzende Bewegungen im Schatten der Waldkulisse. Wind bewegte die Blätter, und die Gestalt eines Indianers trat heraus. Schwarze
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