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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    I hr Haar schmiegte sich wie eine Art
mitternachtsblaue Kappe um ihren Kopf, und die langen seidenen Ponyfransen bedeckten
die Brauen und betonten die Tiefe ihrer großen violetten Augen. Sie trug einen
Pyjama im Haremstil aus reiner gepunkteter Seide und
— wie ich vermutete — darunter ein Nylontrikot, aber bei der matter werdenden
Spätnachmittagssonne war das nicht mit Sicherheit festzustellen. Ihre Beine
waren lang und elegant, ihre Brüste voll und elastisch unter der dünnen Seide
und ihre Hüften so schwungvoll, daß sie das Entzücken eines Sultans erweckt
hätten. Sie blickte mich eine Weile über den Rand ihres großen Martiniglases an
und ließ dann ihre Zähne sehen; es war kein Lächeln — lediglich ein Entblößen
der Zähne.
    »Sie
sind also Holman ?« Ihre Stimme war kühl und eine Spur
träge, wie ein kleiner Wasserfall, der nicht plätschert.
    »Rick Holman «, sagte ich, denn ich schätze es, mit sexy
aussehenden dunkelhaarigen Ladys von vornherein auf informeller Basis zu
verkehren.
    »Ich
bin Chloe Benton.« Sie wies mit dem Kopf auf einen
leeren Korbstuhl neben sich im Patio — ein Gegenstück zu dem, in dem sie selber
saß. »Setzen Sie sich.«
    Ich
setzte mich und starrte ein paar Sekunden lang auf die glatte, aseptisch
wirkende Oberfläche des chemisch gereinigten Swimming-pools .
Dann sah ich sie wieder an. »Worauf warten wir — aufs Nirwana?«
    Diesmal
zuckte ein schwaches Lächeln um die entblößten Zähne. »Schon ein bißchen
besser«, sagte sie anerkennend. »Ich war auf eine Art Supermann gefaßt; und,
offen gestanden, die äußere Erscheinung ist ein bißchen enttäuschend.«
    »Ich hin froh, daß ich, was Sie anbelangt, nicht dasselbe
behaupten kann«, sagte ich aufrichtig. »Sind Sie das ganz persönlich, was unter
dem Pyjama ist?«
    »Ich
habe noch ein Nylontrikot an, weil ich in der Sonne so leicht verbrenne.« Ein
schlanker Zeigefinger mit blutrotem Nagel deutete auf den Rollwagen mit den
Drinks. »Nehmen Sie sich selbst, Holman .«
    Der
Martini war eiskalt, und als Mixtur etwa eins zu neun, schätzte ich. Ich nahm
einen weiteren anerkennenden Schluck, ließ mich in den Korbstuhl zurücksinken
und kam innerlich zu dem Schluß, daß zwei solcher Drinks ausreichten, um in mir
einen Sultankomplex zu erzeugen. Da offenbar keine
Unterhaltung gefordert wurde, erschuf ich im Geist einen Harem von fünfzig
nackten rothaarigen Mädchen, die hintereinander in das Wasserbecken tauchten.
Die fünfzehnte stand eben zum Absprung bereit am Rand des Sprungbretts, als Chloe Benton erneut zu sprechen begann.
    »Der
diskrete Helfer in allen intimen Notlagen Hollywoods«, sagte sie lässig. »Das
sind Sie doch, nicht?«
    »Sie
haben >hochbezahlt< ausgelassen, aber die übrige Beschreibung trifft zu«,
gab ich mit angemessener Bescheidenheit zu. »Sie sind Leola Smith’
Privatsekretärin, und wenn sie — wieder mal — in der Tinte sitzt, dann kann ich
nur den Rat geben, sie dort sitzenzulassen. Die Lady steckt immer in
Schwierigkeiten, und diese Schwierigkeiten stellen sich immer als publizistisch
wirksam heraus, zumal sie regelmäßig dann auftreten, wenn ihr jeweils letzter
Film uraufgeführt werden soll.«
    »Sie
kennen sich aus, was?« In ihren violetten Augen lag ein spöttischer Schimmer, als
sie den Kopf wandte und mich geradewegs ansah. »Ich bin seit fünf Jahren ihre
Privatsekretärin. Glauben Sie vielleicht, ich kann zwischen ihren für die
Publicity erzeugten Schwierigkeiten und den echten nicht unterscheiden?«
    »Ich
weiß nicht, was Sie können«, sagte ich sachlich. »Aber wenn Sie bereit sind,
echtes Geld zu bezahlen, dann werde ich zuhören, während Sie mir von ihren
echten Schwierigkeiten erzählen.«
    »Sie
sind wirklich ein ausgesprochen bescheidenes Mistvieh !«
Sie kicherte plötzlich. »Eigentlich sollten Sie und Leola prächtig miteinander
auskommen. Wie dem auch sei, das alles ist Victor Amorys Idee, nicht meine, und er bezahlt auch die Rechnung. Er hat als Anzahlung
einmal einen Scheck über zweitausend Dollar unterschrieben. Sind Sie jetzt interessiert, Holman ?«
    »Ich
bin interessiert«, sagte ich und nickte. »Die Hypothekenzinsen sind wieder mal
fällig. Wieso ist Amory so besorgt um seine
Ex-Gattin?«
    »Irgendwo
höret die Liebe in seiner haarigen Brust nimmer auf.« Sie trank nachdenklich
einen Schluck Martini. »Sie wissen, wie Leola ist. Sie macht einen Film fertig,
dann beschafft sie sich ein Flugticket in irgendeine unmögliche
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