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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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mit ihrem Gefühlsleben? Mit ihren drei
Ex-Ehemännern im Hintergrund ist Leola Smith nicht der Typ, der lange Zeit im
Zölibat lebt. Mit neunzehn mit dem Nachbarssohn verheiratet, mit einundzwanzig
von Hollywood entdeckt und mit zweiundzwanzig geschieden.« Ich begann mich laut
zu erinnern. »Dann heiratete sie zwei Jahre später Luigi Polo, den Produzenten,
der sie entdeckt hatte, und ließ sich ungefähr drei Jahre später wieder
scheiden. Ihr letzter Ehemann war Victor Amory ,
arrivierter Bühnen- und Filmstar. Und diese Ehe dauerte ganze zehn Monate. Seit
wann sind sie geschieden?«
    »Seit
fünfzehn Monaten«, antwortete sie. »Wie ich schon sagte, bei Victor hat sie
immer noch einen Stein im Brett, so groß wie ein Findlingsblock, aber bei Leola
ist für ihn nichts mehr zu holen. Keine Ehe ist so erledigt wie ihre letzte,
und kein Mann auf der ganzen weiten Welt existiert für sie so wenig wie ein
ehemaliger Ehemann.«
    »Trotzdem
werde ich mit Amory reden. Wo ist er?«
    Ein
blutroter Nagel wies auf das Haus hinter uns. »Drinnen.«
    »Wenn
er auf den Gedanken gekommen ist, warum ist er dann jetzt bei unserer
Unterhaltung nicht dabei?« fragte ich mit mild überraschter Stimme.
    »Vielleicht
liegt es an seiner Schüchternheit?« Sie nahm ihr Glas an die Lippen und trank
gemächlich, während ihre Augen mich über den Rand hinweg spöttisch
betrachteten. »Warum fragen Sie ihn nicht selber, Holman ?«
    »Ja,
warum nicht?« Ich stand von meinem Korbstuhl auf, ging zu dem Rollwagen hinüber
und stellte mein leeres Glas neben den Mixer. »Haben Sie zufällig Lust,
hinterher bei mir zu Hause zu Abend zu essen? Es ist nur ein Viertel so groß
wie das hier, aber es hat einen Swimming-pool ,
Teppiche auf dem Boden, und aus den Wasserhähnen läuft Martini.«
    »Das
ist ein verlockendes Angebot, Holman «, sie gähnte
unverhohlen, »aber falls ich Papi und Mami mit einem Mann spielen will, dann
habe ich hier bereits einen zur Hand — das heißt, wenn es mir je gelingt, seine
Gedanken von seiner Ex-Gattin zu lösen. Also reden Sie schon mit ihm und
überlassen Sie mich meinen Grübeleien über meine frigide Existenz, ja? Durch
die offene Glastür kommen Sie ins Wohnzimmer. Die Bar ist am anderen Ende, eine
Weihestätte, an der Victor bestimmt zelebriert.«
    »Danke«,
sagte ich. »Sie sind für mich der erste einleuchtende Grund dafür, warum ein
Mann je den Wunsch hegen könnte, Filmstar zu werden.«
    »Also
rufen Sie mich an, wenn Sie Ihren ersten Film gedreht haben.« Sie gähnte erneut
und widmete sich ihrem Martini.
    Ich
ging durch den Patio und durch die Lücke zwischen den gläsernen Schiebetüren.
Der Raum war in dem teuren, anheimelnden Stil des Büros eines
Wall-Street-Maklers eingerichtet, aber nur die wuchtige Bar im Hintergrund
wirkte belebt. Victor Amory saß dahinter, eine
halbleere Flasche besten Whiskys neben und ein beinahe volles Glas vor sich. Er
trug eine Leinensportjacke in der Farbe irischen Mooses, eine lohfarbene Hose und ein Hemd in der Farbe eines wolkigen
Sonnenuntergangs. Irgendwie paßten die Farben so
zusammen, daß die Zusammenstellung gut wirkte. Aber an ihm sah beinahe alles
gut aus, einschließlich eines Sarongs .
    Sein
Gesicht, Modell Ende der Sechzigerjahre, war kräftig und mager; er hatte melancholische
dunkelgraue Augen und dichtes, sorgfältig gepflegtes schwarzes Haar. Er mochte
ein wenig über einsfünfundachtzig groß sein und hatte
eine athletische, sehnige Figur. Sein Mund war schlaff, aber das lag vielleicht
daran, daß er bereits blau war. Ich beschloß, mir das nächste Mal, wenn ich
betrunken war, meinen eigenen Mund anzusehen, nur um sicher urteilen zu können.
Dann zog ich einen Hocker heraus und setzte mich ihm gegenüber, die Bar
zwischen uns.
    » Chloe Benton hat mir erzählt, Sie hätten eine Scheu, mit
anderen Leuten zusammenzutreffen?« sagte ich zur Eröffnung des Gesprächs.
    »Ich
dachte, sie könnte Ihnen zuerst einmal die Gesamtsituation erklären. In ihrer
Art, Beleidigungen mit Informationen zu kombinieren, ist sie unerreicht.« Seine
Aussprache, auf der Leinwand klar und präzise, war jetzt ein bißchen
verschwommen. »Ich weiß nicht, ob sie alle Männer haßt, oder nur die, die sie
bis jetzt kennengelernt hat.«
    »Sie
sind der Ex-Ehemann mit dem schmachtenden Herzen, der sich Sorgen macht, weil
Leola Smith irgendwo von der Erdoberfläche verschwunden ist«, sagte ich, »Sie
machen sich Sorgen in der Preislage von zweitausend Dollar, damit ich
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