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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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Haremspyjama ab, bis sie in ihrem fleischfarbenen Trikot
dastand, das es beinahe unmöglich machte, festzustellen, wo es anfing und sie
aufhörte. Dann ging sie zum Rand des Swimming-pools und blieb dort so lange auf Zehenspitzen aufgerichtet stehen, daß ich jede der
schwungvollen Kurven ihres Körpers würdigen konnte, bevor sie ins Wasser
tauchte. Sie teilte es ohne jedes Aufklatschen und kraulte mühelos zur anderen
Seite des Beckens und zurück. Ihr Kopf erschien über dem Rand, die glatte Kappe
mitternachtsblauen Haares fest an die Kopfhaut geschmiegt.
    »Sind
Sie noch nicht weg?«
    »Ich
habe es mir gerade überlegt«, sagte ich. »Sie benehmen sich wie die größte
Männerhasserin aller Zeiten, aber Sie scheinen von dem Gedanken, Leola wieder
hier zu haben, gar nicht besonders begeistert zu sein — wo sie auch sein mag.
Vielleicht gefällt es Ihnen, das Haus so zu haben, wie es ist, ganz allein, nur
mit Victor zusammen zu sein.«
    »Sie
haben eine widerwärtige, dreckige Phantasie«, sagte sie wütend. »Hoffentlich
macht Emmanuel Hackfleisch aus Ihnen und füttert Sie dann den Fischen!«

ZWEITES KAPITEL
     
    I ch saß auf der Hotelveranda, einen Campari
mit Soda vor mir, und versuchte mich der Zeitdifferenz, dem vollgestopften
Hotel und der verwirrenden Kollektion weiblicher Körper in Bikinis anzupassen,
die vor mir vorbeidefilierten: Dünne, Dicke, Junge, Alte, aber alle tief
gebräunt und reichlich eingeölt, als seien sie darauf vorbereitet, auf dem
Holzkohlenrost von den liebenden Händen eines Kannibalenküchenchefs gebraten zu werden.
    Es
war der Höhepunkt der Saison von Cannes, und von der Hotelveranda aus konnte
ich den Hafen sehen. Dort lagen so viele Jachten, daß man kaum noch das Wasser
zwischen ihnen sehen konnte. Seit einer Stunde saß ich hier und blickte zu der
größten der Jachten hinüber, die vor Anker lag, weißschimmernd, und fragte
mich, ob Emmanuel wohl mein Telegramm erhalten habe. Wahrscheinlich war ich
verrückt gewesen, es überhaupt abzuschicken; aber nun war es zu spät. Um einmal
etwas anderes zu sehen, wandte ich den Blick von der massiven Jacht ab und
bemerkte die magere Blonde, die am Tisch neben mir saß. Sie betrachtete mich
mit nachdenklich gesenkten Brauen. Ihr Bikini war schwarz, ihre Haut
bronzefarben, und die kurze Oberlippe verriet, daß anstrengende Zimmergymnastik
wahrscheinlich zu ihren Vergnügungen gehörte. Flüchtig geriet ich in Versuchung,
aber dann schob sich eine makellose Vision in schimmernd weißer Uniform
zwischen uns und grüßte stramm. » M’sieur Holman ?« fragte der Matrose.
    »Ja,
der bin ich.« Ich blickte auf die goldene Inschrift auf seinem Mützenband, die Sultan II besagte.
    » M’sieur Emmanuel wird sich freuen, wenn Sie ihn zu einem
Aperitif besuchen. Das Boot wartet.«
    »Ich
komme gern.«
    »Natürlich.«
Er grinste in reinem gallischem Zynismus, und ich vermutete, daß es verdammt
lange her sein mußte, seit jemand eine Einladung seines Bosses ausgeschlagen
hatte. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, M’sieur .«
    Ungefähr
eine Viertelstunde später hielt das Motorboot tuckernd neben der Companionway . Ich stieg an Deck, wo ein Steward auf mich
wartete. Er führte mich zu dem offenen Achterdeck, das bequem Platz für eine Dinnerparty für vierzig Personen bot, aber im Augenblick
befanden sich nur ein Mann und ein Mädchen darauf. Der Bursche, der in einem
bequemen Rohrstuhl saß, mußte Emmanuel sein. Er war klein, dick und irgendwo in
den Fünfzig, trug eine weiße Hose und ein weißes Hemd mit einem blauen
Metallabzeichen auf der Brusttasche. Sein dichtes, grobes schwarzes Haar war
nur eine Spur graumeliert, während sein dünner Schnurrbart pechschwarz war.
Seine lehmfarbenen Augen lagen tief zwischen Tränensäcken aus gedunsenem
rötlichbraunem Fleisch und glitzerten wie eben aus dem Glas genommene Oliven.
    Neben
ihm stand ein großes blondes Mädchen mit langem, über die Schultern fallendem
Haar. Ihr blumengemusterter Bikini enthüllte einen üppigen gebräunten Körper,
dessen Kurven mit einer unverschämten Verachtung alles Vergänglichen in die
Gegend ragten. Ich schätzte sie auf neunzehn.
    »Mr. Holman «, die Stimme war weich und akzentlos, »ich bin
Raphael Emmanuel.« Er rührte sich weder in seinem Stuhl, noch reichte er mir
die Hand. »Bitte, setzen Sie sich.« Sein großer Kopf wies auf einen ihm
gegenüberstehenden leeren Stuhl; und dann folgte eine seiner rundlichen Hände
dem Umriß der linken Brust des
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