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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Autoren: Manfred Wegener
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    Kapitel 1
     
     
     
    Raumadmiral Albert Sinner war allein gekommen und verzichtete auf jede Demonstration seiner hohen Stellung. Auch seine Uniform war schlicht und einfach. Drei goldene Kometen auf seiner linken Brustseite waren das Einzige, was auf seinen hohen Rang hinwies. Neben der Fernbildfläche, die fast eine Wand des Raumes einnahm, blieb er stehen und musterte kurz die versammelten Männer des Expeditions-Korps »Herakles«. So hieß auch das gleichnamige Raumschiff, das in einem Orbit um die Erde in Warteposition kreiste. Auf dem Holoschirm war der Mond gestochen scharf zu sehen. Die dreidimensionale Optik erweckte den Eindruck, als würde der Betrachter sich zwischen den Felsen auf der Oberfläche des Trabanten befinden. Die Schaltung war vor einer halben Stunde via Satellit hergestellt worden.
    »Ich darf Sie zu mir bitten, Commander Stafford«, sagte Sinner. Commander Duke B. Stafford erhob sich. Er war der Kommandant des Fernraumers »Herakles«. Er war kühl, unpersönlich und besaß einen überragenden Intellekt. Er trug vier silberne Kometen auf der linken Brustseite. Die auf der anderen Seite prangenden Symbole sagten dem Eingeweihten, dass Stafford Astronautik, Kernphysik und andere Ingenieurswissenschaften studiert hatte. Er war in der Lage, den Chefingenieur, den Kosmologen und Kryobiologen zu ersetzen. Die Wissenschaftliche Expedition stand unter seinem militärischen Kommando.
    »Sie wissen«, begann Raumadmiral Sinner, »dass die im Jahr 2029 erfolgte Expedition ein Misserfolg war. Sie kehrte nie zurück, und wir erhielten nicht den geringsten Hinweis darauf, was im Cygnus X-1 Nebel vorgefallen war. Auch die Besatzung des zweiten Schiffes im Jahre 2032 blieb verschollen. Spekulationen zufolge verschwand sie spurlos in einer sogenannten Lücke im Gewebe des Universums, wie man sich auszudrücken beliebte. Unsere Hoffnungen, jetzt, zwei Jahre später, sind auf die dritte und letzte Expedition gerichtet. Falls sie ebenfalls erfolglos bleibt, wird das Unternehmen Black Hole endgültig der Vergangenheit angehören.«
    »Womit eventuell bewiesen sein dürfte, dass in den Ringregionen eines Schwarzen Lochs Zeitreisen unmöglich sind«, setzte Commander Stafford ruhig hinzu. »Auch die Auffindung sogenannter Wurmlöcher oder Korridore in andere Galaxien würde dann eine reine Hypothese bleiben.«
    Sinners Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns. Er warf einen Blick auf den riesigen Fernschirm und schien auf etwas zu warten. Doch noch änderte sich an dem Bild nichts. Unbeweglich stand das Holobild im Raum und zeigte die Krater, Schlagschatten und Felsen des zernarbten Trabanten.
    »Ganz recht, Commander«, pflichtete der Admiral bei. »Wenn da nicht ein besonderer Umstand eingetreten wäre, der uns sehr zu denken gibt. Ich denke, wir sind so weit. Achten Sie bitte genau auf den Fernschirm.«
    Die Männer entspannten sich. Während der Admiral eine Feineinstellung vornahm, rückte der Mond etwas zurück. Gleichzeitig wurde die Schwärze des Alls sichtbar. Immer noch hatte jeder das Gefühl, unmittelbar am Geschehen beteiligt zu sein. Die Bilder ließen sich scheinbar mit den Händen greifen.
    Aus dem Kernschatten des Mondes tauchte ein Etwas auf, das sich auf den ersten Blick nicht einordnen ließ. Es schob sich gemächlich näher und wurde gleichzeitig immer länger.
    Gebannt waren alle Blicke auf das »Ding« gerichtet. Es hatte nichts Irdisches an sich. Es war abstrakt, ähnelte einer total verbogenen riesigen Spindel und diente offenbar keinem erkennbaren Zweck.
    »Die Entdeckung wurde bisher geheim gehalten«, erklärte der Admiral. »Das Objekt trieb wochenlang im Asteroidengürtel, bis es von einem Patrouillenschiff entdeckt wurde. Spezialisten untersuchten es und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Aber sehen Sie selbst, meine Herren.«
    Die Spindel wuchs ins Unendliche. Total verbogen taumelte sie auf ihrer Kreisbahn dahin und trieb scheinbar seitlich an den Betrachtern vorbei.
    Jemand stöhnte unterdrückt. Es war der Astrophysiker Clark Colnar, der das Gebilde mit offenem Mund anstarrte und unwillkürlich die Hand ausstreckte.
    Neben dem monströsen Etwas tauchte jetzt ein irdisches Patrouillenschiff auf. Zum ersten Mal hatten die Männer einen ungefähren Größenvergleich, der sie erschauern ließ.
    »Was ist das?«, fragte der Arzt und Kryobiologe Dr. Bonelli mit zuckenden Lippen. »Das Ding ist doch nicht irdisch, oder? Das würde bedeuten, dass es extraterrestrisch
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