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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes
Autoren: Hanns Kneifel
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    Von einer Verbrüderung der Templer mit dem Islam kann allerdings keine Rede sein. In allen Schlachten waren sie mit dabei, zumeist mit gewaltigen Verlusten. Auch erkannten arabische Autoren ihre Ritterlichkeit an, doch spricht unverhohlener Hass auf den Orden aus diesen Zeugnissen. Das Problem der Muslime mit den Ritterorden war, dass ihre Truppen – so hoch ihre Verluste auch immer waren – ständig Nachschub erhielten. Es waren frische Kämpfer aus Europa, die nie lange im Heiligen Land waren und so auch kaum aussagekräftige Begegnungen mit Muslimen haben konnten. Die wenigen positiven Darstellungen von Templern in der arabischen Literatur beschränken sich auf extreme Ausnahmen. So pflegte Usama ibn Mundiq Freundschaft mit den Templern in Jerusalem, aber er selbst berichtet auch von einem Templer, der ihn am Beten hindern wollte.

 
    Das Geheimnis der Gotik
     
    Die gotische Architektur gilt seit Louis Charpentiers Buch »Macht und Geheimnis der Templer« als von den Templern auf Grund der von ihnen in den Westen gebrachten »Tafeln des Wissens« geschaffene Architektur. Ursprünglich gehe dieses Wissen auf das Alte Ägypten zurück, behauptet der Autor, und mit Moses sei es nach Israel gelangt. Tatsache ist einerseits, dass die altägyptische Architektur keine Elemente der Gotik enthält oder solche, die als Vorstufen angesehen werden könnten. Und andererseits ist es eine ebenso unübersehbare Tatsache, dass die einzelnen Stilelemente der Gotik – Spitzbogen, Kreuzgratgewölbe und Maßwerk – nicht erst nach der Gründung des Templerordens auftraten.
    Der Spitzbogen ist als sogenannter »gebrochener Bogen« orientalischen Ursprungs und war schon im 3. Jhd. der Baukunst der Sassaniden geläufig. Seit dem 7. Jhd. fand er Eingang in die islamische Baukunst Nordafrikas. Von dort aus kam er nach Spanien und Sizilien. Dort lernten normannische Baumeister den Spitzbogen kennen und führten ihn im 11. Jahrhundert zunächst in die Architektur Italiens ein. Auch nach Frankreich gelangte diese Bogenform recht früh, wo man sie unter anderem an der Kathedrale von Autun findet. Im Querhaus des im Jahr 1088 begonnenen dritten Baus der Abteikirche von Cluny, einer der gewaltigsten Kirchenbauten aller Zeiten, wurde der Spitzbogen erstmals durchgehend verwendet.
    Das zweite Element der Gotik war das römische Kreuzgratgewölbe. Es entsteht, wenn zwei im rechten Winkel aufeinanderstoßende Tonnengewölbe sich durchdringen, wobei die Schnittstellen diagonale Grate bilden, die eine Kreuzform bilden. Das Abendland lernte diese Gewölbeform im 11. Jahrhundert in Armenien kennen, wo schon früher Kuppeln auf der Grundlage dieser Gewölbeform errichtet wurden. Das die Gotik prägende Kreuzrippengewölbe wurde noch im gleichen Jahrhundert von französischen Architekten aus dem Kreuzgratgewölbe entwickelt. Hierbei nehmen die den Graten vorgeblendeten Rippen die Last auf und leiten sie nach unten ab. Durch dieses neue Prinzip des Kuppelbaus werden die zwischen den Rippen befindlichen Kappen der Kuppel entlastet und konnten deshalb leichter ausgeführt werden.
    Die Entwicklung des Kreuzrippengewölbes war der entscheidende Schritt hin zur gotischen Pfeilerarchitektur. Durch die Bündelung der Rippen an den Pfeilern werden die Lasten auf einzelne Punkte konzentriert, sodass den Wänden selbst keine Stützfunktion mehr zukommt. Damit hatten die Baumeister der Gotik die Möglichkeit gewonnen, die Wände aufzulösen, sich von den kleinen Fenstern der Romanik zu lösen, durch die die Kirchen im Inneren düster wirkten. Nun konnten Kirchen gebaut werden, die nicht allein zum Himmel zu streben schienen und den Blick der Gläubigen nach oben zogen, sondern auch dem Licht in einzigartiger Weise Einlass gewährten. Den Templern kommt bei der Verbreitung der gotischen Architektur keine Sonderrolle zu. Sie errichteten ihre Kirchen nach der in den jeweiligen Regionen üblichen Architektur. Wo gotisch gebaut wurde, entstanden gotische Templerkirchen, an anderen Orten wurden sie im romanischen Stil errichtet. Die Bauform war nicht abhängig vom Orden, sondern von den vor Ort verfügbaren Bauleuten und ihren Kenntnissen.

 
    Freimaurer und Templer
     
    Unter den Mysterien, die sich um die Templern ranken, sticht die Frage nach einem geheimen Weiterbestehen des Ordens besonders hervor. In den letzten dreihundert Jahren gab es zahlreiche Gruppen, die von sich behaupteten, direkte oder indirekte Nachfolger des Templerordens zu sein.
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