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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes
Autoren: Hanns Kneifel
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Bevor späterhin auch unabhängige Gruppen auftraten, die den Ursprung ihres Bundes auf den Ritterorden zurückführten, taten dies zunächst nur einzelne Freimaurer. Als im Jahr 1717 in London die erste Großloge gegründet wurde, konnten einzelne Logen schon auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken. Doch womit begann der Freimaurerbund wirklich? Hatten die Templer ihn gegründet?
    Aus dem 13. Jahrhundert stammt der früheste Beleg für den Begriff Freimaurer, also aus einer Zeit, in der der Templerorden noch existierte. So spricht eine im Jahr 1212 ausgestellte Urkunde aus London von »sculptures lapidum liberorum« – »Bearbeitern der freien Steine«. Nicht die Freiheit des Handwerkers ist hier gemeint, sondern ein Bauhandwerker, der mit einem bestimmten Steinmaterial umgehen kann, nämlich dem freestone, der als ein besonders hochwertiger Stein für die Erstellung von Freiplastik galt. Das Wort freemason erscheint dann erstmals in einer weiteren in London ausgestellten Urkunde vom 9. August 1376, aber noch immer im Bezug auf einen Bauhandwerker. Wie diese Urkunden zeigen, entwickelte sich dieser Begriff in England. Hier entstand auch der Begriff Loge für die Versammlung oder Gemeinschaft der Bauhandwerker. Bei der ersten belegten Nennung im Jahr 1278 wird als lodge das Holzgebäude bezeichnet, das den Bauhandwerkern als Arbeitsstätte und Versammlungshaus diente. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde dieser Begriff schließlich für die Gruppen von Bauhandwerkern verwendet, die zusammen an größeren Projekten arbeiteten. In Schottland entstanden in den folgenden Jahrhunderten Logen, die in bestimmten Städten oder Regionen dauerhaft ansässig waren. Aus diesen Werklogen ging an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert die moderne – spekulative – Freimaurerei hervor. In immer größerer Zahl nahmen die schottischen Steinmetzlogen Mitglieder auf, die keine Bauhandwerker waren, die so genannten gentlemen masons oder accepted masons. Schließlich bildeten sich während der ersten drei Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts die Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters heraus.
    Doch keine der erhaltenen freimaurerischen Schriften dieser frühen Zeit enthält einen Hinweis auf eine etwaige Abkunft von den Templern. Weder die »Alten Pflichten« noch das im Jahr 1723 von Reverend Anderson herausgegebene »Konstitutionenbuch« enthalten Hinweise auf die Templer, ebensowenig Samuel Pritarchds Verräterschrift »Masonry dissected«, die 1723 erschien. Dabei reicht die Geschichte der Freimaurerei nach Darstellungen ihrer Anhänger weit in die Vergangenheit zurück.
    So wird im berühmten »Inigo-Jones-Manuskript« von 1607 die Freimaurerei als kontinuierliche Bewegung von den biblischen Zeiten bis zu den ersten englischen Königen dargestellt. Demnach soll um das Jahr 300 St. Alban als »Steward der königlichen Haushaltung« eine Charter für die Steinmetzen (Masons) erwirkt haben, in der der König diesen eine jährliche Versammlung zugestand.
    Mit den Kreuzfahrern wurden die Freimaurer erstmals von Andrew Michael Ramsay in Verbindung gebracht. Er hielt im Jahr 1736 eine dokumentierte Rede, in der er die Behauptung aufstellte, einige der Kreuzfahrer seien Ritter und Steinmetze gewesen. Nach der Rückkehr aus dem Heiligen Land sollen dann Könige und Fürsten in ihren Heimatländern Logen gegründet haben. Von diesen frühen Gründungen gäbe es allerdings nur noch die englischen und schottischen Logen. Nun hatte Ramsay aber nichts über die Templer gesagt. Das hatte er wohl tunlichst vermieden, da seine Rede vor adeligen französischen Freimaurern gehalten werden sollte. Allerdings erwähnt er die Johanniter: »Einige Zeit nachher verband sich unser Orden aufs engste mit den Rittern des heiligen Johannes von Jerusalem. Seit der Zeit tragen alle unsere Logen den Namen Logen des heiligen Johannes.« [zit. n. Oslo, 2002, S. 302] Die Rede zeigt deutlich, dass Ramsay dem Freimaurerbund eine edle Herkunft verleihen wollte, die besser zu den Angesprochenen passte als die tatsächliche Herkunft aus den Werkmaurerlogen Schottlands. Mit den Templern hätte er zum Zeitpunkt der Abfassung der Rede allerdings keinen positiven Eindruck gemacht – noch herrschte in Frankreich ein König, der ein direkter Nachfahre Philipps IV. war. Es vergingen dann noch knapp drei Jahrzehnte, bis um das Jahr 1760 zum ersten Mal die Templer mit der Freimaurerei in Verbindung gebracht wurden. In der Zwischenzeit hatten sich Lögen auch
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