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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes
Autoren: Hanns Kneifel
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Rolle spielte, aber auch von Bedeutung ist für viele Spekulationen um das große Geheimnis, soll hier zunächst die Geschichte dieses heiligen Ortes kurz skizziert werden.
    Im Jahr 955 v. Chr. war der Tempel fertiggestellt, den schon König David (Kg. 997-965 v. Chr.) geplant hatte, dessen Errichtung aber erst sein Sohn Salomo (Kg. 965-932 v. Chr.) erlebte. Sieben Jahre bauten die Israeliten an ihrem Heiligtum, das zum Zentrum ihrer Religion werden sollte. Im Allerheiligsten ließ Salomo die Bundeslade aufstellen, das heilige Unterpfand des Bundes mit dem Gott der Juden, das seit dem Auszug aus Ägypten Mittelpunkt ihres Kultes war. Über 300 Jahre war die Bundeslade dort aufbewahrt worden. Doch nachdem der Tempel im Jahr 587 v. Chr. von den babylonischen Truppen vollständig zerstört worden war, schien die Lade verschwunden zu sein. Keine zeitgenössische Quelle berichtet von ihrem Verbleib. An der gleichen Stelle wie der zerstörte wurde im Jahr 515 v. Chr. der zweite Tempel geweiht, der bis in die Zeit des Königs Herodes (Kg. 34 v. Chr. – 4 n. Chr.) bestand. Herodes ließ den Tempel in größeren Ausmaßen und griechischem Stil gänzlich umgestalten. Mit diesem prächtigen Bauwerk wollte er die Anerkennung seiner jüdischen Untertanen gewinnen, denn er herrschte nur als König von Roms Gnaden über die Juden und stammte selbst aus Idumäa. Doch Herodes erlebte die Fertigstellung der Gebäude nicht mehr. Die Arbeiten waren gewaltig. Am Südrand des Tempelberges wurden riesige Gewölbe errichtet, um an der abfallenden Flanke eine ebene Fläche zu erhalten. Auf der so entstandenen Plattform wurde die imposante Königshalle errichtet. Doch schon im Jahr 70 wurde das Bauwerk in Folge einer Brandlegung bei der Eroberung Jerusalems durch die Truppen des Feldherrn und späteren Kaisers Titus (Ks. 79-81) völlig zerstört. Nur der Felsen, über dem sich das Allerheiligste erhoben hatte, blieb als Stätte der Erinnerung erhalten.
    Dieser Felsen, von dem die jüdische Überlieferung berichtet, dass auf ihm im Tempel Salomos die Bundeslade gestanden habe, wurde nach der Eroberung Jerusalems durch Kalif Omar I. (Klf. 634-644) zum Zentrum eines der bedeutendsten Bauwerke arabischer Architektur. Er gab den Felsendom – die Qubbet as-Sakhra – in Auftrag, um mit diesem Bau den Ort zu umschließen, von dem aus nach der islamischen Überlieferung der Prophet Mohammed in den Himmel aufgestiegen war.
    Im Ersten Kreuzzug war der Tempelberg für die Kreuzfahrer eines der ersten Ziele bei der Eroberung Jerusalems. Der Felsendom wurde vollständig geplündert und danach zu einer Kirche umgewandelt. Eigentlich Maria geweiht, wurde diese Kirche als Templum Domini (»Tempel des Herrn«) bekannt, da man hier den Standort des Tempels lokalisiert hat, den Jesus laut den Evangelien in seiner Jugend besucht hatte. Hier lebte und wirkte die Priestergemeinschaft der Kanoniker vom Tempel, die auch große Teile des umliegenden Tempelplatzes als Besitz erhielten.
    Als im Jahr 1119 der Templerorden gegründet worden war, wies König Balduin II. (Kg. 1118-1131) den neun Rittern unter Führung von Hugo de Payns ein Nebengebäude der am Südrand des Tempelbergs gelegenen Moschee al-Aksa als Wohnstätte an. Da das Hauptgebäude Templum Salomonis genannt wurde, gab sich die Gemeinschaft den Namen Pauperes Commilitones Christi Templi Salomonis (»Arme Mitstreiter Christi vom Tempel Salomos«). Alsbald wurde daraus die Bezeichnung templarii oder Templer werden.
    Es vergingen neun Jahre vom Ablegen der ersten Gelübde bis zur offiziellen Anerkennung des Templerordens durch die Kirche. »In diesen ersten neun Jahren bestand ihr Orden auch aus nicht mehr als neun Rittern, von da an aber fing ihre Zahl sich zu vermehren an […]« schreibt Wilhelm von Tyrus in seiner Chronik. [Wilhelm von Tyrus, lib. XII, cap. 7] Auf Grund dieser Behauptung spekulieren heute viele Autoren darüber, was die ersten Templer in dieser Zeit taten, da weitere Berichte über diese Zeit zu fehlen scheinen. So stellte Louis Charpentier die These auf, die Ritter hätten bei Ausgrabungen auf dem Tempelberg nach der Bundeslade gesucht. Talmudische Überlieferungen behaupten jedenfalls, sie sei im Tempelberg versteckt. Da unter dem Tempelplatz tatsächlich zahllose Gänge, Zisternen und weitere Hohlräume existieren, erscheint dies durchaus vorstellbar. Ob die Kreuzfahrer die Bundeslade aber tatsächlich auf dem Tempelberg gesucht hätten, mag bezweifelt werden, denn schon kurz nach
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