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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Autoren: Jane Feather
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Schwester nun lebhafter geworden war und in ihren Augen ein kleines Leuchten aufglomm.
    »Tja, wenn nur einer von uns unkonventionell wäre, würde es nicht genügen«, bemerkte Arabella schmunzelnd. »Das könnte keine glückliche Verbindung ergeben.«
    »Ach, wie gern würde ich das Kind sehen, das ihr beide gemacht habt«, sagte Charlotte mit kleinem Lächeln und veränderte ihre Lage auf der schmalen Koje in der schwankenden, ächzendne Kabine ein wenig.
    Jack fuhr herum und sah Arabella an, die noch immer neben Charlotte lag, und die zarte Gestalt stützte, wobei Charlottes Kopf an ihrer Schulter lag. Arabella lächelte selbstzufrieden. »Ich bin nicht der Typ, der an Seekrankheit leidet«, erklärte sie. »Ich bin von geradezu abstoßend robuster Konstitution.«
    Charlotte lachte matt auf, doch auch diese kleine Anstrengung war zu viel. Das Lachen löste einen schlimmen Hustenkrampf aus, und das Tuch, das sie an ihren Mund führte, färbte sich in Sekundenschnelle rot. Arabella nahm es ihr ab und griff nach der Schüssel, die sie auf dem Boden neben dem Lager vorbereitet hatte. Jack wandte sich ab, er war nicht imstande, die Qual seiner Schwester zu ertragen. Schließlich ließ der Husten nach, und sie lehnte sich wieder an ArabellasSchulter, kreidebleich, mit eingesunkenen Augen, die wie Höhlen wirkten. Die blauen Schatten darunter waren riesig und schienen bis zu den Wangenknochen zu reichen. Das lebhafte Blitzen war erloschen wie das letzte Aufflackern einer abgebrannten Kerze.
    Arabella reichte die Schüssel an Jack weiter, der sie wortlos ausleerte und sie auf den Tisch stellte. Arabella nahm ihre Position wieder ein und stützte den Körper der Kranken, der so zart war wie der eines Vögelchens, so dass man das Gefühl hatte, die leiseste Berührung könnte ihn brechen. Sie hielt Charlotte umfangen, während Jack auf dem Fenstersitz kauernd aus dem Bullauge sah, den Rücken steif, die Schultern starr, und sie spürte, wie das Leben langsam aus der Kranken wich. »Jack«, sagte sie leise.
    Er drehte sich um, stand auf und trat an die Koje. Er kniete nieder und ergriff die trockene, papierene Hand seiner Schwester und drückt sie an seine Wange. So verharrten sie, bis einige Minuten darauf Charlotte den letzten Seufzer tat. Arabellas Augen blieben trocken. Jack, dessen Gesicht tränenüberströmt war, weinte für beide.
    Schließlich nahm Jack Arabella seine Schwester ab und drückte sie an seine Brust. Arabella verstand und glitt von der Koje. Lautlos ging sie zur Tür und überließ Jack seinem Kummer und seiner Totenwache.
     
    Sie bestatteten Charlotte in der Dämmerung und ließen ihre sterblichen Überreste in die ruhige, rosig getönte See gleiten. Tom Perry sprach die schlichten Worte: »Wir übergeben ihren Leib der See«, während die Seeleute schweigend dastanden und Jack, der nun trockene Augen hatte, von der Reling aus zusah, wie seine Schwester im ruhigen Wasser versank. Arabella fasste nach seiner Hand, obschon sie wusste, dass er ihre Berührung nicht spürte. Wieder war er ihr entglitten.
    Doch sie nahm ihre Hand nicht fort, vergebens gegen eigene Tränen ankämpfend. Tränen um Jack, aber auch um sich selbst. Obwohl ihr Zusammensein mit Charlotte nur wenige Tage währte, hatte sie diese wie eine Schwester lieb gewonnen. Nun beweinte sie den Verlust, den sie und das Kind in ihrem Schoß erlitten hatten. Es würde seine Tante, die sein Leben gewiss bereichert hätte, nie kennen lernen.
    Und dann war es vorüber, die Mannschaft trat aus der Reihe, und Jack ging nach einigen Dankesworten an Tom Perry sofort hinunter in seine Kabine. Arabella wollte ihm folgen, als seine fast unmerkliche Handbewegung ihr anzeigte, dass er allein sein wollte. Nach kurzem Zögern drehte sie sich zur Reling um, um allein zu erleben, wie es immer heller wurde und die englische Küste am Horizont auftauchte.
    Sie spürte Jacks Kommen mehr, als dass sie ihn hörte. Er trat unter den ersten Strahlen der Morgensonne an die Reling. Auf das Geländer gestützt starrte er über die ruhigen Gewässer des Kanals zum Hafen hin. Wortlos streckte er einen Arm nach seiner Frau aus, und sie tat die wenigen Schritte, die sie an seine Seite brachten. Er berührte sie nicht, doch sie waren einander so nahe, dass sie seine Wärme spürte.
    »Verzeih mir«, flüsterte sie.
    »Was denn, Arabella?« Er wandte langsam den Kopf und schaute sie an. Seine Miene war ruhig, Schmerz lag in seinen verschatteten Augen.
    Sie kämpfte um die
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