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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Autoren: Jane Feather
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schließlich. Sie war den Tränen nahe, so anstrengend war es, das verfilzte Haar durchzukämmen.
    »Dann tu es doch«, sagte Jacks Schwester, die nasse Haarfülle von ihrem Nacken hebend. »Schneide alles ab, Arabella.«
    »Schade, dass wir Monsieur Christophe nicht bei uns haben«, sagte Arabella wehmütig. »Er würde dir einen modernen kurzen Haarschnitt machen. Sogar Becky könnte es besser als ich.«
    »Schneide es einfach ab.« Das war ein Befehl, den Arabella mit resigniertem Schulterzucken ausführte. Sie schnitt und schnitt, und die verfilzten Haare fielen zu Boden. Sie bückte sich nach ihnen und warf sie ins Feuer. So sehr sie sich bemühte, das Haar Charlottes feinem Kopf anzupassen und exakt um die Ohren herum schnitt, musste sie sich doch damit abfinden, dass das Resultat kein uneingeschränkter Erfolg war.
    Charlotte freilich war außer sich vor Freude. Sie fuhr mit den Fingern durch die kurzen Haare und atmete erleichtert auf, während sie den Kopf hin- und herdrehte, als wäre sie von einem Halseisen befreit. »Ach, das fühlt sich herrlich an ... so frei. Danke, Arabella. Jack hätte das nie für mich getan.«
    »Nein«, musste Arabella ihr Recht geben und fragte sich, wie Jack reagieren würde, wenn er den geschorenen Kopfseiner Schwester sah. »Ich glaube nicht, dass er mein Werk zu schätzen weiß.«
    Charlotte lachte leise. »Er soll missbilligen, was er will. Es geht ihn nichts an, Schwester.«
    »Bist du bereit aufzustehen?«, fragte Arabella.
    »Ich täte gut daran, mich zu sputen, ehe ich in diesem Dreckwasser wieder schmutzig werde. Reich mir deine Hand, bitte.«
    Arabella ergriff Charlottes Hand und Ellbogen und half ihr aufzustehen. »Es gibt noch heißes Wasser ... ganz sauberes. Wenn du eine Minute allein stehen kannst, überschütte ich dich damit.« Auf Zehenspitzen stehend goss sie den Krug mit heißem Wasser über ihre Schwägerin, die vor Wonne schauderte. Sie machte nun schon einen viel kräftigeren Eindruck. Das genaue Gegenteil des biblischen Samson, der mit seinem Haar auch seine Kraft einbüßte, dachte Ara- bella, als sie Charlotte beim Abtrocknen half und ihr das Nachthemd über den feuchten, aber sauberen Kopf zog.
    »Ach, davon habe ich so lange geträumt«, sagte Charlotte, die leicht schwankte. »Wieder sauber zu sein. Der Schmutz ist schlimmer als Durst, Hunger und Finsternis.« Wieder überlief ihren zarten Körper ein Schauer.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Arabella wahrheitsgemäß. Sie nahm Charlottes Arm und half ihr zurück in den Schaukelstuhl. »Möchtest du noch etwas Brühe? Oder ein wenig Wein?«
    »Es wäre undankbar abzulehnen«, sagte Charlotte mit mattem Lächeln. »Ich versuche beides, um dir eine Freude zu machen.«
    »Kann ich jetzt die Tür aufmachen?«
    »Jack soll die Wanne hinaustragen«, sagte Charlotte. »Es wäre mir peinlich, wenn ein anderer ... «
    Aber Arabella war schon an der Tür und sprach mit Jack,der nun eintrat. Er starrte seine Schwester an. »Was zum Teufel ... « Und zum ersten Mal seit Tagen klang er wie früher. »Hast du das gemacht, Arabella?« Er drehte sich zu seiner Frau um.
    »Auf meine Bitte hin«, sagte Charlotte mit einem Lächeln in der Stimme.
    »Eigentlich war es ein Befehl«, sagte Arabella. »Jack, wir müssen das Badewasser loswerden.«
    Einer weiteren Erklärung bedurfte es nicht. Er wuchtete die Wanne mit Leichtigkeit hoch, stieß mit dem Ellbogen die Küchentür auf und ging hinaus in den Garten, wo er das letzte Relikt der Kerkerhaft seiner Schwester auf die Geranien schüttete. Als er zurückkam, herrschte in der Küche wieder buntes Treiben, Charlotte aß ihre Brühe und konnte sogar selbst den Löffel halten, ein Schluck Wein hatte ihren Wangen einen rosigen Hauch verliehen. Sofort schöpfte er Hoffnung. Eine Woge wilder, irrationaler, unmöglicher Hoffnung. Als er aber ihre eingesunkenen Augen sah, die papierdünne, graue Haut, wusste er, dass sie vergebens war.
    Seine Frau legte eine Hand auf seinen Arm. Ihre goldbraunen Augen waren voller Liebe und Mitgefühl, als sie flüsterte: »Nimm, was du hast, mein Geliebter. Sie ist jetzt zu Hause.«
    Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, ehe er wieder an die Seite seiner Schwester ging, wo er die ganze Nacht ausharrte und über ihrem Schlaf wachte, leise mit ihr sprach, wenn sie aufschreckte, und ihr nach einem Hustenanfall die blutige Serviette abnahm.
    Arabella, die allein und wach auf dem Speicher lag, hörte
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