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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Autoren: Jane Feather
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    Das leise Gleiten der Karten über die grüne Filzbespannung der Tischfläche, das Klirren der Münzrollen, wenn die Spieler ihre Einsätze machten, die gedämpften Stimmen des Personals, das die Gewinne ansagte, waren die einzigen Geräusche in dem exklusiven Salon von Brooke’s Spielklub. Sechs Männer saßen am Faro-Tisch, fünf Spieler und der Bankhalter. Sie trugen Lederbänder, um die Spitzenvolants ihrer Hemden zu schonen, und lederne Augenschirme als Schutz vor der Helligkeit der Lüster, deren unzählige Kerzen blendendes Licht auf den Filzbezug warfen. Die Miene des Bankhalters blieb unverändert ausdruckslos, während er die Karten verteilte, die Einsätze verfolgte, auszahlte oder nach jeder Runde das Geld einstrich. Für die im Raum versammelten Zuschauer hatte es den Anschein, als wären Gewinn oder Verlust für Jack Fortescu, Duke of St. Jules, ohne Belang.
    Und doch gab es einige, die wussten, dass dies nicht zutraf. In dem eleganten Raum, in dem trotz der späten Stunde die Sommerhitze des Tages noch zu spüren war und sich mit dem stickigen Geruch von Schweiß, schalem Parfüm und verschüttetem Wein vermengte, ging es um etwas ganz anderes als das übliche Glücksspiel. Alle um den Tisch konzentrierten sich auf die fast greifbare Spannung zwischen dem Bankhalter und einem der Spieler, so dass sich die anderen Spieler allmählich aus der Partie zurückzogen, da ihre Geldrollen geschrumpft waren und ihre Spielleidenschaft vordem Hintergrund jenes anderen Kampfes, der nun vor ihren Augen ausgetragen wurde, verblasste.
    Nur Frederick Lacey, Earl of Dunston, fuhr fort, seine Einsätze mit fast fieberhafter Intensität zu tätigen. Verlor er, schob er seine Münzrolle über den Tisch dem Bankhalter zu und setzte von neuem. Der Herzog deckte unverändert gelassen und routiniert die Karten auf, legte die Gewinnkarten zur Rechten und die Verluste zur Linken ab. Ein einziges Mal blickten seine kalten grauen Augen kurz auf und sahen über den Tisch hinweg seinen Gegner abschätzend an, dann richtete er den Blick wieder auf den Tisch. Keiner der Männer verlor ein Wort.
    »Bei Gott, Jack reitet heute der Teufel«, murmelte Charles James Fox, der vom Eingang aus die Partie verfolgte. Wie etliche andere der Anwesenden war er dandyhaft gekleidet und trug zu seiner grellroten, übertrieben engen Weste mit goldenen Streifen einen bändergeschmückten Strohhut auf dem in einem ausgefallenen Blauton gepuderten Haar.
    »Und er hat ein Teufelsglück, wie es aussieht«, gab sein Begleiter ebenso leise zurück. Seine Aufmachung, wenn auch reich an Spitzen, Volants und Goldsamt, wirkte daneben fast dezent. »Schon seit Monaten hat er unverschämtes Glück.«
    »Und immer gegen Lacey«, erwiderte Fox nachdenklich und nahm einen tiefen Schluck Burgunder aus dem Glas in seiner Hand. »Gestern sah ich, wie Jack ihm zehntausend Guineen beim Quinze abnahm.«
    »Und am Montag zwanzig beim Hasard. Sieht aus, als würde Jack aus einem tieferen Beweggrund als nur des Vergnügens wegen spielen. Hinter seinem Spiel steckt eine verdammte Absicht«, sagte George Cavenaugh. »Meiner Meinung nach zielt er auf Laceys Ruin ab. Aber warum?«
    Fox ließ sich mit der Antwort Zeit, in Gedanken war er bei dem alten Skandal. Niemand kannte den wahren Hintergrundder Geschichte, die nun schon so lange zurücklag, dass sie kaum mehr von Bedeutung für die Beteiligten sein konnte. Er schüttelte den Kopf. »Jack kam aus Paris irgendwie verändert zurück.« Er zog leicht die Schultern hoch. »Genauer kann ich es nicht definieren, da er scheinbar unbeschwert und charmant wie eh und je ist. Und doch bricht bei ihm zuweilen etwas durch ... eine Härte, die zuvor nicht da war.«
    »Kein Wunder. Wer dieser Hölle blutiger Anarchie entging, bleibt davon gezeichnet«, sagte George ernst. »Es heißt, er sei nur um ein Haar davongekommen, doch würde er nie ein Wort darüber verlieren. Er lacht nur sein verdammtes Lachen und wechselt das Thema.« Er hielt einem Bedienten, der die Runde mit Getränken machte, sein Glas zum Nachschenken hin.
    Die zwei Männer schwiegen nun und verfolgten das Spiel. Frederick Lacey hatte nur mehr eine Geldrolle vor sich. Sekundenlang verharrte seine Hand darüber, das erste Zögern an diesem Abend. St. Jules streichelte den Stiel seines Weinglases mit den langen weißen Fingern seiner untadelig manikürten Hand. Sein großer Saphirring versprühte im Kerzenschein blaues Feuer. Er wartete.
    Nach einem kurzen Atemholen
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