Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
die Nacht, war nicht gepudert und mit einem saphirblauen Samtband im Nacken zu einem Zopf gebunden. Eine auffallende weiße Strähne entsprang dem spitzen Haaransatz mitten über der breiten Stirn. George wusste noch aus der gemeinsamen Internatszeit, dass St. Jules, der durch dieses Merkmal schon damals stark aufgefallen war, auf der Westminster School mit ihren rauflustigen, wilden Zöglingen deshalb kein leichtes Leben gehabt hatte. Seine Kameraden aber hatten bald zu spüren bekommen, dass Jack Fortescu kein leichtes Opfer war. Er kämpfte ohneSkrupel oder Hemmungen, stellte sich jeder Herausforderung und ging aus den Raufhändeln blutig, aber stets siegreich hervor.
    Und irgendwo, irgendwie hatte sich Frederick Lacey, Earl of Dunston, einen tödlichen Zweikampf mit Jack Fortescu, Duke of St. Jules, eingehandelt.
    »Warum war das notwendig, Jack?«, fragte er ohne Umschweife.
    Wieder schüttelte Jack seine Manschetten aus, kritisch, als sei er mit ihnen unzufrieden. »Eine persönliche Angelegenheit, mein Freund, aber glaube mir, es war notwendig. Man muss die Welt von Kanaillen wie Frederick Lacey befreien.«
    »Und du bist nun im Besitz des gesamten Lacey-Vermögens«, konstatierte George, als er seinen Freund hinausbegleitete. »Des lebenden wie des toten. Was willst du mit all dem anfangen? Zwei Häuser, Stallungen, Hunde, vermutlich Dienstboten, Pächter und ... « Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr, »... ach, natürlich, da wäre auch noch die Schwester.«
    Jack blieb am oberen Ende der ins Erdgeschoss führenden Treppe stehen. »Ach ja ... die Schwester. Die hatte ich ganz vergessen.« Er schüttelte wie verwundert den Kopf. »Unter den gegebenen Umständen ein außerordentliches Problem.«
    »Unter welchen Umständen?«, fragte George, bekam aber nur ein Achselzucken und das rätselhafte Lächeln des Herzogs zur Antwort. »Sie wird nun mittellos sein«, ließ George nicht locker. »Falls sie nicht von ihrer Mutter etwas erbte. Ich glaube, die Countess starb, als ihre Tochter ein Kind war.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Jack mit einer wegwerfenden Geste. »Sie hinterließ ihrer Tochter eine Kleinigkeit, aber kein nennenswertes Vermögen.« Er ging die Treppe hinunter.
    George, der ihm folgte, fragte sich, warum Jack mit der finanziellen Situation einer ihm unbekannten Frau so vertrautwar, die nur einmal kurz in der Londoner Gesellschaft aufgetaucht war, ehe sie sich für immer aufs Land zurückzog. Er schüttelte den Kopf, insgeheim seinen rätselhaften Freund verwünschend, der imstande war, sich mit einem Ausmaß an Gefühlskälte zu äußern und auch so handeln, dass es die abgebrühtesten Zyniker schockierte. Doch in der Not gab es keinen besseren Freund als Jack, keine treuere Stütze. Stand ihm jemand nahe, hätte er seinen letzten Sou für ihn gegeben, und nie nahm er zu Lügen Zuflucht, nie zu Verstellung. Aber nur ein Narr würde die Schwerter mit ihm kreuzen. Nur ein Narr, dem nichts an seiner Haut lag, hätte sich Jack Fortescu zum Feind gemacht.
    »Was für Absichten hast du bezüglich der Schwester?«, fragte George, als sie wieder auf der Straße waren. Seit drei Wochen hatte es nicht mehr geregnet, es herrschte drückende Schwüle, obwohl es kurz nach vier Uhr morgens war. Der faulige Gestank von Rinnsteinen voller Unrat, Pferdemist und menschlichen Exkrementen erfüllte die Luft.
    Jack blieb stehen, wandte sich seinem Begleiter zu, und zum ersten Mal im Verlauf des ganzen Abends erhellte ein spontanes Lächeln seine Augen und spielte um seinen vollen, sinnlichen Mund. »Keine schlechten, mein Lieber. Das schwöre ich dir. Keine schlechten.« Dann versetzte er George einen Schlag auf die Schulter. »Verzeih, aber ich möchte jetzt allein sein.«
    George sah ihm nach, als Jack die Straße entlangging. Die Hand leicht auf dem Schwertgriff, eine leise, unbekümmerte Weise pfeifend, während er wachsam um sich blickte und die Schatten und dunklen Öffnungen der engen gefährlichen Straßen und Gassen der Stadt genau ins Auge fasste.
    George zog die Schultern hoch und ging zurück zum Klub. Es galt, dort gewisse Dinge zu regeln. Ein Mensch hatte den Tod gefunden.
    Arabella Lacey war mit ihren kostbaren Orchideen im Gewächshaus hinter dem Haus so beschäftigt, dass sie die Ankunft des Besuchers überhörte ... das Geräusch der Pferdehufe auf der kiesbestreuten Auffahrt, das Räderrollen der von vier Pferden gezogenen Kutsche, die ihn begleitete, den Ruf des Postillons, der nach einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher