Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn

Titel: Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
1.
    3. Januar 1463 NGZ
    Bericht: Mondra Diamond

    Es ist nicht immer leicht, die Gefährtin eines Unsterblichen zu sein.
    Nicht, wenn du selbst knapp über zweihundert bist, Lebenserwartung ungewiss, aber potenziell unbegrenzt, und dein Partner über dreitausend.
    Nicht, wenn dein Partner Perry Rhodan heißt.
    Der Mann, der die Menschheit zu den Sternen geführt hat. Den das Schicksal Milliarden Lichtjahre in das Universum hinausgeführt hat, in die fernste Zukunft, die tiefste Vergangenheit und in fremde Dimensionen. Dessen Augen das Licht unzähliger Welten gesehen haben. Der über die Jahrtausende der Menschheit treu geblieben ist und ihr nun als Terranischer Resident dient.
    Perry kam kurz nach Sonnenaufgang in den Garten meines Hauses am Goshun-See. Er weiß, dass ich das nicht mag. Der Morgen ist die heilige Zeit der Artisten. Im Zirkus sind es die einzigen Stunden, die du für dich hast.
    Tagsüber übst und übst und übst du, bis dir die Gelenke rauchen. Abends hast du Vorstellung. Du stehst im Licht von Scheinwerfern, so stark, dass sie den Lack von einer Space-Jet wegsengen könnten. Tausende Augenpaare sehen nur dich. Der Adrenalinschub. Das unvergleichliche High, gelingt deine Nummer. Hinterher das Chill-out mit den anderen Artisten, die unruhige Nacht, in der dein Gehirn immer wieder über die Nummer geht und sich am kleinsten Fehler aufhängt anstatt an den Dingen, die dir gelungen sind. Dann endlich der Morgen. Eine Oase des Friedens. Deine Zeit.
    »Mondra!«, rief Rhodan. »Komm runter, ich will dir etwas zeigen!«
    Er musste den Kopf tief in den Nacken legen, um mich zu sehen. Ich hing oben am Trapez. Und das Trapez wiederum vom weit ausladenden Ast eines wachstumsbeschleunigten Mammutbaums, den ich vor sechzig Jahren gepflanzt habe. Am Grab eines zwergenhaften Klonelefanten namens Norman, der mir verdammt viel bedeutet hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
    »Ich denke nicht daran!«, rief ich zurück, ohne hinzusehen. »Ich habe zu tun.«
    Eine glatte Lüge. Ich würde Perry überallhin folgen, alles liegen und stehen lassen. Aber ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als es ihm je zu sagen. Im Leben musst du sehen, wo du bleibst. Das habe ich früh gelernt. Und wenn du es mit Perry Rhodan zu tun hast ... Es ist so etwas wie eine Dehnübung, die niemals aufhört. Du musst die Spannung halten, dich strecken, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, ununterbrochen. Ein Unsterblicher gibt ein Maß vor, dem zu genügen eigentlich unmöglich ist.
    »Mondra, bitte! Es wird dir gefallen, glaub mir!«
    Ich glaubte es ihm. Perry hatte etwas vor. Er trug einen SERUN, die Art von Schutzanzug, mit der du im Vakuum, auf Eiswelten oder in der Korona einer Sonne durchkommst. Der SERUN stand Perry gut. Der Anzug roch nach Abenteuer.
    »Ich habe eben erst angefangen«, rief ich, als hätte ich nichts von dem SERUN bemerkt. »Komm heute Nachmittag wieder!«
    Ein winziges Zögern, bevor seine Antwort kam. Gut. Der Herr Resident ist Widerspruch nicht gewohnt. Von mir bekommt er ihn, deshalb – und das ist mein Geheimnis – kommt er immer wieder zu mir zurück für einen Nachschlag.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, rief er. »Du willst den ganzen Tag da oben wie ein Stück Obst hängen?«
    »Nein, in der Haltung der umgekehrten Weisheit, welche die wahre Sicht der Dinge bringt«, entgegnete ich. »Ein Apfel arbeitet nicht. Er ist über den Stiel fest mit dem Ast verbunden. Das hier, Weisheit, ist Arbeit.«
    Was stimmte. Wer das nicht glaubt, soll es zu Hause ausprobieren. Einfach Trapez an der Decke aufspannen, hochklettern, die Kniekehlen um die Stange schmiegen und den Kopf hängen lassen. Aber Vorsicht! Verlässt dich einen Moment die Spannung, knallst du auf den Boden und bist Fallobst.
    Und das mit dem Nachmittag ... na ja, eine halbe Stunde genügt. Ich war und bin Artistin, aber trotz aller anderen Titel und Berufe in den letzten Jahrzehnten bin ich nicht durchgeknallt. Doch diese halbe Stunde ist unvergleichlich. Ich hänge im Garten, das Trapez baumelt von einem Ast meines Mammutbaums, dreißig Meter hoch, und ich blicke auf Terrania City, die aufregendste Stadt, die Menschen je gebaut haben, und sie steht für mich kopf.
    Ich kann von dieser Stadt nicht genug bekommen. Einhundert Millionen Menschen, das Nerven-, Wirtschafts-, kulturelle und Was-weiß-ich-noch-Zentrum der Liga Freier Terraner. Unzählige Gleiter in der Luft, ihr Summen wie das eines Bienenschwarms. Raumschiffe aus allen Teilen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher