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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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Kunstgegenstände zu
    schenken. Für einen Lehrer gibt es nur ein Geschenk und das ist das
    Buch. Um dieses Buch zu wählen, soll man sich erst über seinen
    Geschmack unterrichten.
    Zum Jahreswechsel schickt der Schüler seinem Lehrer Glückwünsche.
    Auch zum ehemaligen Lehrer sollte der Schüler Kontakt behalten. Es
    wird den Lehrer freuen, an der weiteren Entwicklung seines Schülers
    noch teilzuhaben.
    DIE REGELN DES GESELLSCHAFTLICHEN LEBENS.
    Man soll Kindern gute Manieren nicht in Form von langweiligen
    Vorschriften beizubringen versuchen, sondern spielerisch, ganz
    nebenbei. Das Kind soll zu allen höflich sein, nicht zuletzt zu seinen
    eigenen Freunden. Man sollte hin und wieder kleine
    Kindereinladungen veranstalten. Sie verlieren auf diese Weise ihren
    Altersgenossen, ebenso wie Erwachsenen gegenüber die Scheu. Auch
    werden Kinder, wenn sie ihre kleinen Gäste empfangen, früh lernen,
    sich als Gastgeber zu benehmen. Man lässt ihnen bei solchen
    Gelegenheiten soviel Freiheit wie möglich. Man stellt ihnen ein
    Zimmer zur Verfügung, in dem nichts Zerbrechliches steht. Der kleine
    Gastgeber wird alle seine Spielzeuge, seine Bücher oder den Garten
    seinen Freunden zeigen. Der Nachmittagskaffee kann in Gegenwart
    der Eltern getrunken werden; wenn die Kinder gross genug sind,
    werden sie ihre Freunde mit Begeisterung bedienen.
    DIE ANMUT.
    Im Ausland wirft man uns oft eine übertriebene, etwas komische Art
    zu grüssen vor, nämlich die allzutiefe Verbeugung und das
    Hackenzusammenschlagen, das die Verbeugung meist begleitet. Es ist
    kurzsichtig, wollten wir diesen Fehler nicht korrigieren oder den
    Vorwurf als unberechtigt betrachten. Wir wollen unsere Buben eine
    gefällige Verbeugung lehren, die nicht zu viel Unterwürfigkeit
    ausdrückt, ohne die Hacken zusammenzuschlagen. Das
    Nebeneinanderstellen der Füsse muss nicht unbedingt mit Geräusch
    geschehen. Und lehren wir unsere Kinder frühzeitig in ihre Gesten eine
    gewisse Anmut zu legen. Ein Verbeugung soll nur angedeutet werden
    und von einem ungezwungenen Lächeln begleitet sein. Man kann
    Eltern nicht genug raten, ihren Kindern schon mit vier oder fünf Jahren
    Gymnastikunterricht geben zu lassen. Sie sollen dort keine
    Kraftübungen lernen, sondern sollen gelenkig und graziös werden.
    Denn Anmut und Charme lernt man nur als Kind.
    DAS PERSONAL.
    Anschliessend an die Kinder sprechen wir vom Personal, weil auch
    sie sich gegenwärtig, wie die Kinder gewissermassen, an ihren
    Vorgesetzten »rächen«. Vor etwa 50 Jahren haben die Arbeitgeber von
    ihrem Personal so viel verlangt, dass man unwillkürlich fragen muss,
    wieviele von diesen Hausfrauen denn überhaupt imstande gewesen
    waren, die Arbeiten ihrer Dienstboten richtig auszuführen. Die Zeit ist
    vorbei, als der treue Diener im Falle der Verarmung seiner Herrschaft
    dieser seine Ersparnisse zur Verfügung stellte. Die Arbeitgeber sind
    zum Teil selbst schuld daran, dass diese Tage vorüber sind: sie waren
    ihrer Dienerschaft nicht würdig. Sie haben wahrscheinlich ihre Macht
    missbraucht. Wir erinnern uns an ein Lustspiel, in dem die Dame des
    Hauses ihrem neuen Chauffeur sagte, er heisse von diesem Tag an
    Joseph wie sein Vorgänger, weil sie sich nicht an einen neuen Namen
    gewöhnen möchte! Sobald etwas verschwunden war, klagte man sofort
    die Dienerschaft an. Wenn sich der Gegenstand wiederfand, erwartete
    man vom Personal beinahe Dankesbezeugungen, weil der Verdacht
    getilgt war.
    Heutzutage kann man kein Dienstmädchen einstellen, wenn man
    kein ordentliches Bett in einem anständigen Zimmer bieten kann. Man
    verlangt zwar Zeugnisse, die aber nichts aussagen. Man fragt bei der
    früheren Herrschaft nach, warum sie sich diese Perle entgehen liess,
    erst dann erfährt man Einzelheiten, die niemand in Zeugnisse zu
    schreiben wagt. Solche Rückfragen sollen geheim bleiben. Aber
    vermutlich wird die neue Herrschaft in einem Streit damit
    herausplatzen, dass sie gewarnt war und dass sie das neue Mädchen
    besser nicht hätte anstellen sollen... Oder man wird eines Tages aus
    Neugierde fragen, ob es stimmt, was die frühere Herrschaft über das
    Mädchen erzählte. So entsteht das Drama. Es ist klüger, sich diese
    unnötigen Schritte zu ersparen und das Mädchen auf sein Gesicht hin
    einzustellen, ohne ihre Fehler gleich am ersten Tag zu kennen.
    DAS PERSONAL UND DIE HERRSCHAFT.
    Wir würden als sehr altmodisch angesehen werden, wenn wir heute
    von unserem Personal verlangten, dass es in der
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