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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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erwidern, weil sie vielleicht nicht so elegant gekleidet
    ist wie wir.
    KÜNDIGUNGSFRIST
    geht über den Rahmen dieses kleinen Buches hinaus. Das Arbeitsamt
    wird hier die nötigen Auskünfte geben. Die Arbeitgeber haben das
    Recht, das Gepäck ihrer Hausgehilfen zu überprüfen, wenn sie aus
    dem Dienst entlassen werden. Aber nur bei einer Anfängerin wird man
    im Koffer einige »Souvenirs« finden! Auf jeden Fall ist dieses kleinliche
    Benehmen nicht zu empfehlen, man muss zu seinem Personal
    Vertrauen haben — denn ein übergrosses Misstrauen wird am ehesten
    bestraft.
    DIE TIERE.
    Jeder Mensch hat das Recht, seine Zärtlichkeit einem Vogel, einem
    Kätzchen oder einem Hund zuzuwenden. Man kann sich ihnen
    gegenüber alle Zärtlichkeitsäusserungen erlauben, solange man allein
    in seiner Wohnung ist. Man soll dafür Verständnis haben, denn
    manchem alleinstehenden Menschen ersetzt solch ein kleines Tierchen
    eine ganze Welt. Man soll auch nicht lachen, wenn nach dem
    »Liebling« gefragt wird. Wir müssen die Gefühle anderer achten, wenn
    wir sie auch nicht teilen. Wir werden Mitleid zeigen, wenn wir hören,
    dass der kleine Goldfisch gestorben, oder dass das Kätzlein krank ist.
    Aber Sie selbst sollten sich keine Verschrobenheiten zulegen. Ein Tier
    kann ein wirklicher Freund sein. Aber das ist kein Grund, anderen die
    Anwesenheit von Tieren zuzumuten. Man muss seine Haustiere
    »zähmen«, damit die Katze nicht die Nylonstrümpfe der Damen
    zerreisst, oder der Hund die Unterhaltung durch sein Bellen stört. Es
    ist auch besser, wenn ein Papagei nicht gerade Aeusserun-gen
    wiederholt, die nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt sind. Man sollte
    die Liebe zu einem Goldfisch dulden, sie richten die Wirtschaft eines
    Landes nicht zugrunde und sie haben bis jetzt noch keinen
    diplomatischen Zwischenfall verursacht. Man nimmt Haustiere nicht
    mit zu Besuch, wenn man nicht vorher darum gebeten hat, auch wenn
    es sich um eine Einladung aufs Land zu einem Wochenende handelt.
    Man sollte auch nicht öffentlich die besten Bissen dem Tier geben. Man
    versteht zwar eine Leidenschaft nur dann, wenn man sie selbst kennt,
    aber andere finden es vielleicht ab-stossend, wenn mit dem Tier vom
    gleichen Teller gegessen wird. Es ist selbstverständlich, dass Tiere in
    der Küche gefüttert werden. Ein junger Schauspieler, der seinen Hund
    sehr liebte, verbrachte mit ihm ein Wochenende bei Bekannten. Er
    reiste jedoch ab, als er sah, dass sein Hund nicht so behandelt wurde,
    wie er es gern sah. Einige Tage später erhielt er von den gleichen
    Gastgebern eine Einladung für ein anderes Wochenende, aber sie war
    an den Hund gerichtet. Man betonte, dass man sehr glücklich wäre,
    wenn er seinen Herrn mitbrächte, auch er wäre herzlich willkommen.
    Man kann einen Fehler nicht mit mehr Takt gutmachen.
    DER EHEPARTNER.
    Man denkt vielleicht, dass es überflüssig ist, über Höflichkeit dem
    Ehepartner gegenüber zu sprechen. Man glaubt, dass Zuneigung und
    Liebe der guten Manieren entbehren können. Wir sind überzeugt, dass
    gute Manieren Gefühle zwar nicht ersetzen können, dass das eine das
    andere jedoch nicht ausschliesst.
    Ehepartner sollten einander mit ebensoviel Höflichkeit begegnen, wie
    sie einem Fremden gegenüber tun würden. Liebe darf kein Vorwand
    sein, rücksichtslos zu sein. Eine Frau soll nicht in respektlosem Ton mit
    ihrem Mann sprechen, sie erkennt ihn — mindestens vor Dritten — als
    den Herrn des Hauses an. Sie nennt ihn nicht »Der Alte«, selbst nicht
    Papa, solche Namen sind nicht schön. Man sollte sich an den
    amerikanischen Ehemännern ein Beispiel nehmen. Sie nennen ihre
    Frau noch Baby und Liebling, auch wenn sie schon beinahe achtzig
    Jahre alt ist. Ein Mann darf für eine Frau nicht nur der Vater ihrer
    Kinder sein, er soll auch ihr Geliebter bleiben. Ehegatten sollten nicht
    über Liebe sprechen, als ob es sich für sie um längst verflossene Dinge
    handle.
    Ein Ehemann darf verlangen, dass gut gekocht wird, denn es ist kein
    angenehmes Vorrecht, das Versuchskaninchen zu sein, dem man alle
    verbrannten oder missratenen Gerichte vorsetzt. Wenn die Ehefrau
    ihrem Mann die Tür öffnet, soll sie stets gut und ordentlich angezogen
    sein, als begrüsse sie einen Fremden. Der Mann ist auch ein Gast. Er
    wird sich niemals über ein Zuviel an Aufmerksamkeit beklagen. Ein
    Hollywooder Filmschauspieler und seine Frau erfanden den Trick,
    sich von Zeit zu Zeit so zu benehmen, als sähen sie sich zum
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