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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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dritten Person mit uns
    spricht. Andererseits ist es bedauerlich, wenn man hört, in welchem
    Ton Dienstmädchen heute mit ihrer Herrschaft sprechen. Wie mögen
    sie erst unter sich oder Dritten gegenüber über die Herrschaft
    sprechen. Sicher ist die Dame des Hauses »die« und der Hausherr
    »der« benannt. Es liegt nicht zuletzt an der Herrschaft, diese
    Geringschätzung gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    DIE HERRSCHAFT UND DAS PERSONAL.
    Das Personal hat wie jeder Mensch, der arbeitet, Anspruch, vom
    Arbeitgeber respektiert zu werden. Der Lohn macht aus dem
    Hauspersonal keine Sklaven, über die man zu jeder Tages- und
    Nachtstunde verfügen darf. Man muss mit den Hausgehilfen höflich
    sprechen und die Anordnungen, gerade weil es Anordnungen sind,
    nicht in einem Befehlston geben. Man sagt nicht: »Machen Sie das«,
    sondern »Machen Sie das bitte«. Das Bitte kostet keine
    Mehranstrengung, aber das Personal wird diese kleine Höflichkeit
    schätzen. Natürlich soll ein Mädchen nicht vielleicht zwanzigmal am
    Tage von Verehrern angerufen werden, aber es kann eine dringende
    Nachricht ruhig durch das Telephon erhalten. Seine Briefe sind keine
    »offenen Briefe«, die Herrschaft hat Anspruch auf Arbeitsleistung, aber
    nicht auf private Geheimnisse. Kein Mädchen wird einer Hausfrau
    glauben, dass sie aus »Versehen« einen Brief der Hausgehilfin öffnete.
    Eine Hausfrau soll vom Dienstmädchen nie verlangen, dass es aus
    dem privaten Leben seiner früheren Herrschaft erzählt, sie setzt sich
    dadurch in den Augen des Mädchens herab. Ein Hausmädchen und
    ein Chauffeur sind keine Helfer der Polizei; man wählt sie auch nicht
    als Vertraute.
    DAS PERSONAL DER FREUNDE.
    Es empfiehlt sich nicht, das Personal seiner Freunde einzustellen. Sie
    haben viel über ihre frühere Herrschaft zu erzählen und sind
    überzeugt, dass es ihre erste Pflicht gegenüber ihrem neuen
    Arbeitgeber ist, ihm alles anzuvertrauen. Wir wissen, dass eine gute
    Hausgehilfin schwerer zu finden ist als eine Nadel in einem Fuder
    Heu, aber dies rechtfertigt noch nicht, dass man seinen Freunden ein
    Dienstmädchen »ausspannt«, das man bei einer Einladung in deren
    Hause schätzen lernte.
    DAS PERSONAL UND DIE KINDER.
    Kinder dürfen den Hausgehilfen gegenüber keine hochmütige
    Haltung einnehmen. Sie rufen das Hausmädchen bei ihrem
    Vornamen, die Hausgehilfen nennen kleine Kinder beim Vornamen,
    wenn sie älter sind, setzen sie »Herr« oder »Fräulein« voran. Wenn die
    Kinder vor dem Personal von ihren Eltern sprechen, sagen sie: »Mein
    Vater, meine Mutter«; indes der Hausherr von seiner Frau dem
    Mädchen gegenüber von der »gnädigen Frau« und die Frau des
    Hauses einem Mädchen gegenüber von ihrem Mann als »der gnädige
    Herr« spricht. Wenn das Mädchen länger im Hause ist, kann sie ruhig
    »mein Mann« sagen.
    BEI TISCH.
    Die Hausgehilfen nehmen die Mahlzeiten nicht in der Gesellschaft
    ihrer Herrschaft ein, das wird höchstens auf dem Land der Fall sein.
    Wenn man nur einen Tisch zur Verfügung hat, wird das Hausmädchen
    früher oder nachher essen. Hausmädchen sind keine Verwandten!
    DER CHAUFFEUR.
    Wenn der Fahrer in Uniform (Livree) ist, grüsst er mit der Hand an
    der Mütze, ohne sie abzunehmen. Er nimmt die Mütze ab, wenn er aus
    dem Wagen steigt, um die Türe zu öffnen; dabei verbeugt er sich.
    DIE BEDIENUNG BEI EINEM EMPFANG
    soll lautlos sein. Im allgemeinen benötigt das Personal keine
    Anweisungen seiner Herrschaft, wenn alles vorher besprochen wurde.
    Wenn es doch etwas zu fragen hat, wartet es einen Augenblick ab, in
    dem die Hausfrau nicht gerade spricht, es beugt sich vor und spricht
    mit leiser Stimme. Auch der Hausherr soll die Unterhaltung bei Tisch
    nicht unterbrechen, um seinem Personal Anweisungen zu geben, er soll
    sie auch nicht von weit her rufen. Das Personal soll sich auf einen
    kleinen Wink hin nähern. Die Herrschaft, die ihre Hausgehilfen in der
    Oeffentlichkeit tadeln, sind nicht nur verletzend ihrem Personal,
    sondern auch unhöflich ihren Gästen gegenüber.
    DIE BEKLEIDUNG DES HAUSPERSONALS
    geht auf Kosten der Herrschaft; das Personal muss genügend
    Uniformen oder Schürzen haben, um wechseln zu können. Ein
    Hausmädchen soll immer sauber genug angezogen sein, um einem
    Gast die Türe zu öffnen. Die Mädchen, die bei Tisch servieren, sollen
    tadellos sauber gekleidet sein.
    AUF DER STRASSE
    grüsst das Mädchen die Herrschaft zuerst. Es wäre kleinlich, ihren
    Gruss nicht zu
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