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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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muss echt sein!
    SOLL MAN PRAKTISCHE GESCHENKE MACHEN?
    Abgesehen von Gelegenheiten, wie eine Hochzeit, bei der es sich
    schickt, praktische Geschenke zu machen, sollte man eher
    »unpraktische« oder »überflüssige« Gegenstände wählen. Man wird
    immer glücklich sein, das zu erhalten, was die Sparmass-nahmen uns
    verbieten, zu kaufen.
    SCHMUCK.
    Schmuck zu schenken überlässt man dem Ehepartner, Verlobten
    oder den Angehörigen. Feueranzünder oder Zigarettenetuis in Gold
    müssen als Schmuck betrachtet werden; sie sind umso
    kompromittierender je grösser ihr Wert ist. Man kann einen
    Feueranzünder in Metall schenken ohne für den guten Ruf oder seinen
    Geldbeutel zu fürchten.
    PARFÜMS
    sind weniger intim als Schmuck, aber es ist eigentlich nicht richtig, ein
    Parfüm zu schenken, weil es die Person, die es anwendet, auch selbst
    wählen sollte. Man kann also ein Parfüm nur jemandem schenken, der
    kein besonderes Parfüm bevorzugt.
    BÜCHER.
    Wie Blumen sind auch Bücher stets angebracht. Trotzdem empfiehlt
    sich eine gewisse Vorsicht. Vor allen Dingen sollte man kein politisches
    Buch schenken, eher klassische Werke, Kunstbücher oder
    wissenschaftliche Bücher, welche die jeweilige Liebhaberei ansprechen.
    PRALINEN
    sind stets beliebt, wenn sie gut sind. Vor dem Krieg schenkte man oft
    eine Schachtel, die man erhalten hatte, weiter. Und es kam vor, dass sie
    zu ihrem ursprünglichen Spender zurückkam, der sie dann wieder
    verschenken konnte. Es existiert eine heitere wahre Geschichte, dass
    Frau Schmidt eine Schachtel Pralinen erhielt, gerade als sie Frau Müller
    eine kleine Aufmerksamkeit schuldig war. Schnell nahm sie die an sie
    adressierte Karte heraus, legte ihre Karte hinein, und sandte die
    Pralinen Frau Müller. Auch diese war in der gleichen Verlegenheit,
    und die Pralinenschachtel wanderte weiter — bis sie zufällig wieder zu
    dem ersten Spender, Frau X. zurückkam!
    UND WAS SOLL MAN SCHENKEN?
    Grundsätzlich etwas, was dem Empfänger entspricht! Ein Spiel,
    Bridgekarten, ein Lehrbuch, ein Schachspiel, einen Tennisschläger,
    Bücher, Blumen usw. Wenn man nichts findet, was den Liebhabereien
    des Empfängers entspricht, kann man ruhig etwas schenken, was
    Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist: zum Beispiel kann ein Maler
    selbstverständlich ein von ihm gemaltes Bild schenken — aber ein
    Schuhmacher wird keine Schuhe schenken!
    FAMILIENGESCHENKE.
    Man soll der Familie gegenüber nicht weniger liebenswürdig sein als
    Fremden gegenüber. Die schlechten Zeiten sind kein Grund, um keine
    Geschenke zu machen. Man wählt einfachere und nützlichere
    Gegenstände. Man wird kein Fest, keinen Namenstag oder Geburtstag
    vorübergehen lassen, ohne sich gegenseitig ein wenig Freude zu
    bereiten. Man vergesse besonders die Hochzeitstage nicht!
    DER PREIS EINES GESCHENKS
    muss ein Geheimnis bleiben. Man sollte sorgfältig achten, dass der
    Verkäufer nicht vergisst, das Preis-Schildchen abzumachen. Es ist sehr
    kleinlich, wenn man versucht, den Preis eines Geschenks zu erfahren.
    WIE EMPFÄNGT MAN GESCHENKE.
    Wenn das Geschenk durch einen Boten ins Haus gebracht wird,
    bleibt der erste Eindruck verborgen. Wenn der Spender sein Geschenk
    gelegentlich eines Besuches selbst mitbringt, müssen Sie das Päckchen
    gleich öffnen. Sie müssen immer eine freudige Ueberraschung »auf
    Lager« haben und Sie werden auch sogleich Ihren Dank aussprechen.
    DER DANK.
    Es ist ein Mangel an Taktgefühl, eine Anspielung, auch wenn sie
    noch so versteckt ist, auf den Preis zu machen. Man sagt nicht: »Sie
    haben sich ja ruiniert« oder »Sie haben einen Wahnsinn begangen«. Es
    gibt andere Möglichkeiten, seinen Dank auszusprechen als zu
    verstehen zu geben, dass man über den Preis unterrichtet ist, und dass
    man als Kenner auf den Pfennig genau den Wert eines Geschenks
    schätzen kann. Es ist für den Spender angenehmer, sein guter
    Geschmack oder die glückliche Wahl des Geschenkes wird gelobt. Man
    bedankt sich gleich persönlich; wenn dies nicht möglich ist, schriftlich.
    Guten Freunden kann man sogar telephonisch danken, weil man den
    Dank nicht länger anstehen lassen wollte. Man beantwortet nicht ein
    Geschenk sofort mit einem Geschenk — das Weihnachtsfest ist eine
    Ausnahme.
    GLÜCKWÜNSCHE.
    Man lässt keine Gelegenheit vorübergehen, um Glückwünsche
    auszusprechen. Diese Glückwünsche werden vielleicht nicht immer
    bemerkt, ob man sie mündlich oder schriftlich übermittelt. Aber man
    wird es
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