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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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die als Ergebnis doch nur bedauerliche
    Irrtümer zeitigen würden. Ihr gesellschaftlicher Ruf verbietet es Ihnen,
    in einer Situation linkisch oder gar verlegen zu sein, die rasches,
    gewandtes Handeln von Ihnen fordert. Die Unkenntnis der guten
    Umgangsform ist meist die Ursache eines unsicheren, unbeholfenen
    Benehmens. Gute Umgangsformen sind unentbehrlich, um
    Charme und Persönlichkeit eines Menschen denen gegenüber zur
    Entfaltung zu bringen, deren Freundschaft oder deren Unterstützung
    er sucht.
    Gute Sitten sind kein Zeitvertreib für Nichtstuer, wie viele glauben.
    Sie spielen eine zu wichtige Rolle im Leben eines jeden Menschen, als
    dass man sie vernachlässigen dürfte, wenn man auf irgendeinem
    Gebiet Erfolg haben will.
    Und nun wollen wir gemeinsam die Klippen und Fährnisse
    entdecken, die das Leben in Gesellschaft denen als unangenehme
    Ueberraschung vorbehält, die unfähig sind, sich zu beherrschen und zu
    überwinden. Wir geben Ihnen die Antworten auf Fragen, wie sie die
    guten Sitten gefunden haben. Wenn Ihre Ansicht mit der unsern nicht
    übereinstimmt, müssen Sie nicht unbedingt auf Ihre Meinung
    verzichten. Wir haben nichts erfunden, sondern nur das
    aufgeschrieben, was der gute Ton für glückliche oder traurige, für
    spannende oder langweilige Augenblicke empfiehlt, und was er
    Bekannten und Unbekannten, Verwandten, intimen Freunden, wie
    auch unseren Feinden gegenüber, vorschlägt. Wir hoffen, dass wir Sie
    nicht enttäuschen und dass Sie es nicht bedauern werden, uns auf
    diesem Spaziergang in das Land des guten Tons begleitet zu haben.
    I.
    KLEIDER MACHEN LEUTE
    Was ist das, was uns deckt,
    und gleichwohl auch entdeckt?
    Friedrich von Logau
    Viele sprechen dieses alte Sprichwort aus, und noch mehr denken es.
    Aber selbst wer es weder denkt noch sagt, wird doch häufig unbewusst
    durch die Kleidung beeinflusst. Sie ist ein wichtiger Faktor in der
    Beurteilung desjenigen, der vor ihm erscheint. Und kein Psychologe
    kennte es ihm verdenken. Es ist unsere Höflichkeitspflicht, uns in einer
    Kleidung vorzustellen, die, wenn sie nicht gerade elegant ist, so doch
    keinesfalls einen unangenehmen Eindruck auf den macht, den wir
    treffen oder besuchen.
    ELEGANZ UND MODEVERRÜCKTHEITEN.
    Schon beim Aufstehen müssen wir an den »Anderen« denken und
    uns bemühen, dass er nicht mit Recht etwas an unserer äusseren
    Erscheinung aussetzen kann. Es gibt Menschen, die Sie auf diesem
    Gebiet zu Uebertreibungen und Extravaganzen ermutigen. Vielleicht
    gehören sie einem Milieu an, in welchem der Ruhm von einem mehr
    oder weniger glücklichen Witz abhängt, von einer auffallenden
    Krawatte, von einer gewagten Neuheit in der Kleidung. Man
    behauptet, diese Extravaganzen seien der Ausdruck der Persönlichkeit;
    wir glauben eher, dass sie deren Fehlen verbergen sollen. Diese
    angeblichen Dandies werden durch den berühmtesten Dandy des 19.
    Jahrhunderts verurteilt: Brummel äusserte einmal, dass man die
    wirkliche Eleganz nicht bemerkt, und Stendhal tat einmal den
    Ausspruch: »Ein Mann ist elegant, wenn niemand sagen kann, welche
    Kleidung er trug, nachdem er den Salon verlassen hat.«
    DIE SAUBERKEIT.
    Wir brauchen uns nicht zu bemühen, Aufsehen zu erregen, wir
    sollten aber danach trachten, nicht auffallend zu wirken. Wir wissen
    wohl, dass es für eine Frau verlockend ist, und dass sie sich nicht allein
    deswegen elegant kleidet, um von fsAannern bewundert zu werden,
    sondern um ihre besten Freundinnen in den Schatten zu stellen. Dabei
    wird häufig übersehen, dass es keine Eleganz ohne peinlichste
    Sauberkeit gibt, und dass die Höflichkeit unseren Mitmenschen
    gegenüber erfordert, ihnen den Anblick schwarzer Trauerränder unter
    den Nägeln oder eines zweifelhaft sauberen Halses zu ersparen, den
    selbst schöne Halsketten nicht verbergen können. Es ist besser, sich
    einfach zu kleiden, wenn man nicht imstande ist, regelmässig die
    Zähne zu putzen, oder wenn ein Bad ein solch bedeutsames Ereignis ist
    wie im Mittelalter, als man Freunde und Bekannte dazu einlud.
    Damals war ein Bad ein Erlebnis, das sich wahrscheinlich nicht jeden
    Tag wiederholte, obwohl das Mittelalter eine wesentlich reinlichere
    Epoche war, als man behauptet,und es stand den Fragen der Hygiene
    aufgeschlossener gegenüber als die »Eleganz« des 17. und 18.
    Jahrhunderts. Hoffen wir nicht, dass ein nicht ganz sauberer Kragen an
    einem Herrenhemd unbemerkt bleibt, oder, dass man Detektiv sein
    muss, um auf einer Jacke die
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