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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950
Autoren: Hans H. Wiese
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dadurch
    amüsant, weil er aus Kindermund kommt. Es kann aber auch eine jener
    Wahrheiten sein, die nur Kinder den Mut haben auszusprechen,
    entweder weil sie noch unerzogen sind oder aus einem ungebildeten
    Milieu stammen. Man wiederholt Kinderaussprüche häufig vor
    Dritten, damit auch sie ihre Freude daran haben. Wenn überhaupt,
    sollte man das nicht vor den Kindern tun, sie werden auch noch stolz
    auf ihre Dummheiten sein und sich eifrig bemühen, neue Aussprüche
    zu erfinden wie ein Kabarettkomiker — nur dass dieser die
    Entschuldigung hat, dass er damit sein Brot verdienen muss.
    KINDER BEI TISCH.
    In wohlhabenden Familien essen die Kinder, so lange sie klein sind,
    mit dem Kindermädchen, ohne die Eltern. Wenn es auch nicht immer
    und überall so sein kann, dass die Kinder getrennt essen, ist es doch
    geraten, sie dem grossen Tisch fernzuhalten, wenn Gäste da sind. Man
    kann ihnen wohl erlauben, als besondere Auszeichnung, dem Essen
    beizuwohnen, aber sie sollten sich nach dem Essen zurückziehen. Man
    wird den Kindern auch sagen, dass sie, wenn Besuch da ist, nicht mehr
    an den Tisch kommen dürfen, wenn sie nicht anständig waren. Nie
    dürfen Kinder, auch wenn keine Fremden zugegen sind, nicht ganz
    sauber zu Tisch kommen. Es genügt, dass man sie ein- oder zweimal
    fortschickt, damit sie sich daran gewöhnen, mit sauberen Händen und
    frisiert zu erscheinen. Es ist angebracht, wenn sowohl Buben als auch
    Mädchen Wert auf ihr Aeusseres legen. Das ist eine Angewohnheit, die
    sie sehr schnell annehmen. Man erwähnt erst nachher die Fehler, die
    Kinder bei Tisch gemacht haben. Man wird sie während des Essens
    nicht erziehen. Niemand darf glauben, dass Kinder an einem Tag
    lernen, sich bei Tisch gut zu benehmen und richtig zu essen. Selbst wir
    Erwachsene haben auf diesem Gebiet noch viel zu lernen. Die Eltern
    müssen mit gutem Beispiel vorangehen; sie können von ihren Kindern
    nicht erwarten, was sie selbst nicht erreicht haben. Denn man sollte den
    Kindern nicht die Möglichkeit geben zu sagen, sie hätten das
    Benehmen der Eltern nur nachgeahmt. Wir können nicht erwarten,
    dass Kinder mit geschlossenem Mund kauen, wenn wir selbst
    vergessen, den Mund zu schliessen. Trinken wir nicht mit vollem
    Mund in Gegenwart eines Kindes. Ein Kind wird eine einmalige Lehre
    nicht vergessen! Eltern sind oft der Meinung, ihren Kindern einen
    guten Rat zu geben, wenn sie ihnen sagen, die Suppe zu »blasen«,
    damit sie schneller kalt wird. Man sollte sie nicht Dinge lehren, die sie
    als Erwachsene vergessen müssen. Sie sollen warten, bis die Suppe
    abgekühlt ist, oder mit dem Löffel vorsichtig die Oberschicht ab-
    schöpfen. Kinder sind unbarmherzige Richter und ein vollkommener
    Erzieher wäre würdig, heilig gesprochen zu werden.
    Wenn man seine Kinder zu taktvollen Menschen erziehen will, die
    zu Dritten nichts sagen, was sie verletzen könnte, dann soll man selbst
    über andere in Gegenwart von Kindern nicht zu hart urteilen,
    besonders dann nicht, wenn man fünf Minuten vorher den
    Betreffenden Bewunderung und Zuneigung entgegenbrachte. Das
    Kind wird kaum verstehen, dass unsere Worte unserem wahren
    Empfinden nicht entsprechen, sondern nur dem Dritten
    Selbstvertrauen geben sollten. Es könnte in seiner Harmlosigkeit
    glauben, dass es Heuchelei oder Schmeichelei war und dabei die
    Ueberzeugung gewinnen, dass Höflichkeit nur eine Art der Lüge ist.
    Versuchen Sie nicht, die Kinder schon zu früh in die ,,Finessen« des
    Lebens einzuführen, sie haben noch lange genug Zeit, raffinierte
    Menschen zu werden.
    KINDER UND IHRE LEHRER.
    Die Eltern müssen ihre Kinder dazu anhalten, dass sie ihren Lehrern
    Respekt und Hochachtung schulden. Wenn Kinder Privatstunden
    bezahlen müssen, sollte das Geld in einem geschlossenen Umschlag
    abgegeben werden, möglichst nicht durch das Kind selbst. Sie können
    die Lehrer für gute oder schlechte Erzieher halten, sie dürfen aber mit
    ihren Kindern nicht davon sprechen. Sie dürfen auch nicht die
    Spottnamen gebrauchen, die die Kinder ihren Lehrern geben. Sie
    werden auch nicht darüber lachen, selbst wenn der Spottname komisch
    und treffend sein sollte. Kinder dürfen in ihren Eltern keine
    Verbündete gegen die Lehrer finden. Einer der Ehepartner darf auch
    nicht den Standpunkt des Kindes dem anderen Ehepartner gegenüber
    verteidigen.
    Es ist schwierig, ein passendes Geschenk für einen Lehrer zu finden.
    Es ist nicht angebracht, Süssigkeiten oder z. B.
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