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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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laß sofort einholen.« Und er ent-leerte seine Taschen, die ein Dutzend Goldstücke, fünf oder sechs Fünff rankenstücke und kleine Münzen enthielten, auf den Tisch.
    Das Gesicht des alten Dantès erheiterte sich.
    »Wem gehört das?« fragte er.
    »Nun, mir, dir, uns! Nimm, kauf ein, sei fröhlich! Morgen gibt es mehr.«
    »Sachte, sachte«, mahnte der Alte lächelnd; »mit deiner Erlaubnis werde ich deine Börse nur mäßig in Anspruch nehmen; wenn man mich zu viel auf einmal kaufen sähe, würde man denken, ich hätte bis zu deiner Rückkehr warten müssen, um Einkäufe zu machen.«
    »Wie du willst, Vater; aber vor allen Dingen nimm dir jemand zur Bedienung; du sollst nicht mehr allein bleiben. Ich habe geschmug-gelten Kaff ee und ausgezeichneten Tabak in einem kleinen Koff er an Bord. Doch still! Da ist jemand.«
    »Das ist Caderousse. Er hat wohl gehört, daß du gekommen bist, und will dir guten Tag sagen.«
    »Das ist auch so einer, der mit Worten freundlich tut und im Herzen anders denkt«, murmelte Edmund. »Doch einerlei, es ist ein Nachbar, der uns einmal einen Dienst erwiesen hat, er sei willkommen.«
    In der Tat sah man gleich darauf in der Flurtür den schwarzen, bärtigen Kopf des Schneiders Caderousse erscheinen. Es war ein Mann von fünf- bis sechsundzwanzig Jahren.
    »Ei, du bist also zurück, Edmund?« sagte er im ausgesprochensten Marseiller Dialekt und mit einem breiten Lächeln, das seine elfenbeinweißen Zähne sehen ließ.
    »Wie Sie sehen, Nachbar Caderousse, und bereit, Ihnen in jeder Weise dienlich zu sein«, antwortete Dantès, der seinen Widerwillen nur schlecht unter diesem Anerbieten verbarg.
    »Danke, danke; glücklicherweise brauche ich nichts, und es sind sogar manchmal die andern, die mich brauchen.«
    Dantès machte eine Bewegung.
    »Das geht nicht auf dich, Junge; ich habe dir Geld geliehen, du hast mir’s wiedergegeben, und wir sind quitt; so was kommt unter guten Nachbarsleuten vor.«
    »Man ist denen gegenüber, die einem einen Dienst erwiesen haben, nie quitt«, antwortete Dantès; »denn wenn man ihnen das Geld nicht mehr schuldet, so schuldet man ihnen Dankbarkeit.«
    »Wozu darüber sprechen! Was vorbei ist, ist vorbei. Sprechen wir von deiner glücklichen Rückkehr, Junge. Ich war also nach dem Hafen gegangen, um braunes Tuch zu holen, und wen treff e ich?
    Freund Danglars, der mir erzählte, daß du auch wieder da bist. Da komme ich denn, um einem Freunde die Hand zu drücken.«
    »Der gute Caderousse«, sagte der Greis, »er liebt uns so!«
    »Gewiß liebe ich Sie, die ehrbaren Leute sind rar. Aber du scheinst ja reich zu werden, Junge«, fuhr der Schneider fort, indem er einen Seitenblick auf die Handvoll Gold und Silber warf, die Dantès auf den Tisch geschüttet hatte. Der junge Mann bemerkte den gierigen Blick in den schwarzen Augen des Nachbarn.
    »Lieber Gott«, warf er nachlässig hin, »das Geld gehört nicht mir; ich fragte meinen Vater, ob es ihm in meiner Abwesenheit auch an nichts gefehlt hat, und um mich zu beruhigen, hat er den Inhalt seiner Börse auf den Tisch geschüttet. Komm, Vater«, fuhr Dantès fort, »steck das Geld wieder in deine Sparbüchse, das heißt, wenn Nachbar Caderousse es nicht braucht, in welchem Falle es zu seiner Verfügung steht.«
    »Nein, Junge«, sagte Caderousse, »ich brauche nichts. Gott sei Dank! Das Handwerk nährt seinen Mann. Behalte dein Geld, man hat nie zu viel; trotzdem bin ich dir für dein Anerbieten ebenso verbunden, als ob ich’s angenommen hätte.«
    »Es war aufrichtig gemeint«, erwiderte Dantès.
    »Daran zweifl e ich nicht. Du verstehst dich also mit Herrn Morrel sehr gut? Du verstehst es off enbar, dich beliebt zu machen.«
    »Herr Morrel ist immer sehr gütig gegen mich gewesen«, antwortete Dantès.
    »Dann tust du unrecht, seine Einladung zum Essen nicht anzunehmen.«
    »Was?« fi el der alte Dantès ein; »er hat dich zum Essen eingeladen?«
    »Ja, Vater«, antwortete Edmund, über das Staunen des Alten lä-
    chelnd.
    »Und warum hast du abgelehnt, Junge?« fragte der Greis.
    »Um eher bei dir zu sein, Vater«, erwiderte der junge Mann. »Ich hatte Eile, dich zu sehen.«
    »Das wird den guten Herrn Morrel verletzt haben«, nahm Caderousse wieder das Wort; »und wenn einer Absicht auf den Kapitänshut hat, so darf er seinen Reeder nicht vor den Kopf sto-
    ßen.«
    »Ich habe ihm den Grund meiner Ablehnung erklärt«, entgegnete Dantès, »und ich hoff e, Herr Morrel hat Verständnis dafür.«
    »Je
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