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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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Glas Wein Neuigkeiten abwarten.«
    »Wer soll uns denn die geben?«
    »Wir würden Dantès sehen, und sein Gesicht würde uns sagen, was passiert ist.«
    »Komm«, sagte Caderousse; »aber du bezahlst doch?«
    »Gewiß«, erwiderte Danglars.
    Und beide begaben sich mit schnellen Schritten zur »Réserve«.
    Dort angekommen, ließen sie sich eine Flasche und zwei Gläser geben.
    Vater Pamphile hatte Dantès vor noch nicht zehn Minuten vor-
    übergehen sehen.
    Nachdem sie sich so vergewissert hatten, daß Dantès bei der Katalonierin war, setzten sie sich unter die mit dem ersten Grün sich schmückenden Platanen, in deren Zweigen eine Schar fröhlich zwitschernder Vögel einem der ersten schönen Frühlingstage zujubelte.
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    Hundert Schritte von dem Platze, wo die beiden Freunde, mit Auge und Ohr auf der Lauer, hinter ihren Weingläsern saßen, erhob sich hinter einem nackten, von der Sonne ausgedörrten und vom Winde mitgenommenen Hügel das Dorf der Katalonier.
    Eines Tages war eine sonderbare Schar Kolonisten von Spanien aufgebrochen und an dieser Stelle an Land gestiegen. Man wußte nicht, woher sie kamen, und sie redeten eine unbekannte Sprache.
    Einer der Führer, der Provenzalisch verstand, bat die Gemeinde Marseille, ihnen dieses nackte und unfruchtbare Vorgebirge zu geben. Die Bitte wurde gewährt, und ein Vierteljahr darauf erhob sich um die zwölf oder fünfzehn Fahrzeuge, welche diese Zigeuner des Meeres mitgebracht hatten, ein kleines Dorf.
    Dieses in malerischer Weise halb maurisch, halb spanisch aufge-baute Dorf ist noch heute von den Abkömmlingen jener Leute bewohnt, deren Sprache sie noch heute sprechen. Seit drei oder vier Jahrhunderten sind sie diesem kleinen Vorgebirge treu, auf welches sie, einem Schwarm Seevögel gleich, niedergefallen waren, ohne sich mit der Marseiller Bevölkerung zu vermischen; sie heirateten unter sich und bewahrten wie die Sprache auch die Sitten und die Kleidung ihres Mutterlandes.
    Wir bitten den Leser, uns durch die einzige Straße dieses Dörfchens zu folgen und mit uns in eins dieser Häuser einzutreten, welchen die Sonne jene schöne Farbe des abgestorbenen Laubes gegeben hat und die im Innern einen Bewurf von weißem Mörtel haben.
    Ein schönes junges Mädchen mit tiefschwarzem Haar und dunklen Gazellenaugen stand an eine Wand gelehnt und zerknickte mit ihren schlanken Fingern einen Heidestrauch, dessen Blüten schon den Boden bedeckten; ihre bis zu den Ellbogen freien, gebräunten Arme zitterten in einer Art fi eberhafter Ungeduld, und sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
    Drei Schritte vor ihr saß auf einem Stuhle, den er in ruckweiser Bewegung schaukelte, den Ellbogen auf ein altes, wurmstichiges Möbel gestützt, ein großer Bursche von zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren, der den Blick mit einem Ausdruck von Unruhe und Ärger auf sie richtete; er blickte sie scharf und fragend an, aber der feste Blick des jungen Mädchens hielt dem seinen stand.
    »Höre, Mercedes«, sagte er, »Ostern ist vor der Tür; das ist die Zeit, Hochzeit zu halten, antworte mir!«
    »Ich habe dir schon hundertmal geantwortet, Ferdinand, und du mußt wirklich dir selbst sehr feind sein, daß du nochmals fragst!«
    »Nun, wiederhole es noch einmal, ich bitte dich, damit ich endlich daran glaube. Sag mir zum hundertsten Male, daß du meine Werbung zurückweist, die deiner Mutter recht war; mach es mir recht begreifl ich, daß dir nichts an mir gelegen ist, daß es dir einerlei ist, ob ich lebe oder sterbe. O Gott! Zehn Jahre lang zu träumen, dein Mann zu werden, Mercedes, und dann diese Hoff nung, die der einzige Zweck meines Lebens war, zu verlieren!«
    »Ich habe dich zu dieser Hoff nung wenigstens nicht ermuntert, Ferdinand«, antwortete Mercedes; »du kannst mir nicht die geringste Koketterie vorwerfen. Ich habe dir stets gesagt: Ich liebe dich wie einen Bruder, aber verlange von mir nie mehr als das, denn mein Herz gehört einem andern. Ist es nicht so, Ferdinand?«
    »Ja, ich weiß wohl, Mercedes«, entgegnete der junge Mann, »du bist gegen mich immer von einer grausamen Freimütigkeit gewesen; aber hast du vergessen, daß es unter den Kataloniern ein heiliges Gesetz ist, untereinander zu heiraten?«
    »Du irrst dich, Ferdinand, es ist kein Gesetz, sondern nur eine Gewohnheit, weiter nichts. Du bist ausgehoben, Ferdinand, und wenn du auch gegenwärtig frei bist, so kannst du doch jeden Augenblick einberufen werden. Und was
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