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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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an einem Tag tun. Gehen Sie also nach Haus und schlafen Sie in Frieden. Wenn Ihr Beichtvater in der letzten Stunde weniger nachsichtig ist, als es der Abbé Busoni war, so lassen Sie mich rufen, wenn ich noch auf der Welt bin; ich werde Worte fi nden, die Ihre Seele sanft einlullen werden in dem Augenblick, da sie sich anschickt, die schwere Reise in die Ewigkeit zu machen.«
    Bertuccio verneigte sich ehrerbietig vor dem Grafen und entfernte sich, indem er einen Seufzer ausstieß.
    Monte Christo blieb allein. Er ging im Garten umher.
    »Hier, neben der Platane«, murmelte er, »die Grube, in die das Kind gelegt wurde; dort die kleine Pforte, durch die man in den Garten eintrat; hier in dieser Ecke die geheime Treppe, die zum Schlafzimmer führt. Das brauche ich nicht zu notieren, denn hier habe ich den Plan vor Augen.«
    Nachdem der Graf den Garten noch einmal durchschritten hatte, begab er sich zu seinem Wagen. Bertuccio, der sah, daß er in Gedanken versunken war, stieg, ohne ein Wort zu sagen, zu dem Kutscher auf den Bock.
    Der Wagen fuhr nach Paris. Nach seiner Ankunft in dem Haus in den Champs-Elysées besah sich der Graf die ganze Wohnung; obgleich er vorausging, öff nete er nicht ein einziges Mal eine falsche Tür und betrat keine Treppe und keinen Korridor, der ihn nicht gera-denwegs dahin führte, wohin er gehen wollte. Sein Diener Ali begleitete ihn bei diesem nächtlichen Rundgang. Der Graf gab Bertuccio mehrere Befehle zur Verschönerung oder neuen Einrichtung der Wohnung und sagte, indem er seine Uhr zog, zu dem aufmerksamen Ali: »Es ist halb zwölf, Haidee muß bald kommen. Sind die französischen Zofen benachrichtigt?«
    Ali wies mit der Hand nach den Räumen, die für die schöne Griechin bestimmt waren. Sie waren völlig von der übrigen Wohnung getrennt, so daß, wenn die Tür hinter einer Tapete verborgen wurde, man das ganze Haus besuchen konnte, ohne zu ahnen, daß sich dort ein Salon und zwei bewohnte Zimmer befanden. Ali zeigte dann mit den Fingern der linken Hand die Zahl drei, stützte den Kopf in dieselbe fl ache Hand und schloß die Augen.
    »Ah«, sagte Monte Christo, »es sind ihrer drei, die im Schlafzimmer warten, nicht wahr?«
    Ali nickte bejahend.
    »Madame wird heute abend müde sein«, fuhr Monte Christo fort,
    »und jedenfalls schlafen wollen; sie soll nicht zum Sprechen veranlaßt werden. Die französischen Dienerinnen sollen ihre neue Herrin nur begrüßen und sich zurückziehen. Du paßt auf, daß die griechische Dienerin nicht mit den französischen redet.«
    Ali verneigte sich. Bald hörte man den Portier rufen; der Torweg wurde geöff net, ein Wagen fuhr in den Hof und hielt vor der Anfahrt.
    Der Graf ging hinunter; der Schlag war schon geöff net; er reichte einer jungen Frau, die vom Kopf bis zu den Füßen in einen goldge-stickten grünen Schleier eingehüllt war, die Hand. Die junge Frau nahm die ihr dargebotene Hand und küßte sie mit ehrerbietiger Liebe. Sie wechselten einige Worte in griechischer Sprache.
    Ali ging mit einer rosa Wachsfackel voran, und die junge Frau wurde in ihre Gemächer geführt; dann zog sich der Graf zurück.
    Um halb ein Uhr waren sämtliche Lichter ausgelöscht, und alles im Haus schien zu schlafen.
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