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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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Stimme; ›lassen Sie sehen, wo sind sie?‹
    ›Da sind sie‹, antwortete der Juwelier und zählte fünfzehntausend Franken in Gold und dreißigtausend in Banknoten auf den Tisch.
    ›Warten Sie, ich will die Lampe anstecken‹, sagte die Frau; ›es ist nicht mehr hell, und wir könnten uns irren.‹
    In der Tat war während dieser Unterhaltung die Nacht gekommen und mit ihr das Gewitter, das seit einer halben Stunde gedroht hatte.
    Man hörte den Donner dumpf in der Ferne grollen; aber alle drei schienen sich nicht darum zu kümmern, der Dämon des Gewinns beherrschte sie zu sehr.
    Ich selbst hatte ein sonderbares Gefühl bei dem Anblick all dieses Goldes und der Banknoten. Mir war’s, als ob ich träumte, und wie im Traum fühlte ich mich an den Platz gefesselt.
    Caderousse zählte das Gold und die Scheine mehrere Male und gab sie dann seiner Frau, die sie auch mehrere Male zählte.
    Während dieser Zeit ließ der Juwelier den Diamanten im Licht der Lampe funkeln, und der Stein warf Blitze, welche die vergessen ließen, die als Vorläufer des Gewitters die Fenster erhellten.
    ›Nun, stimmt es?‹ fragte der Juwelier.
    ›Ja‹, antwortete Caderousse. ›Gib mir die Brieftasche und such einen Beutel, Frau.‹
    Die Frau holte aus einem Schrank eine alte lederne Brieftasche; Caderousse nahm einige fettige Briefe heraus und legte die Scheine dafür hinein. Dann brachte die Frau einen Beutel, der zwei oder drei Taler, wahrscheinlich das ganze Vermögen des armseligen Haushalts, enthielt.
    ›So‹, sagte Caderousse, ›wenn Sie uns auch vielleicht um zehntausend Franken übers Ohr gehauen haben, wollen Sie mit uns Abendbrot essen?‹
    ›Ich danke‹, antwortete der Juwelier, ›es ist spät, und ich muß nach Beaucaire zurück; meine Frau würde sonst unruhig sein.‹ Er zog seine Uhr. ›Zum Teufel!‹ rief er. ›Bald neun Uhr! Da werde ich nicht vor Mitternacht nach Hause kommen. Lebt wohl, Kinder; sollten sich zufällig bei Ihnen nochmals solche Abbés einstellen, so denken Sie an mich.‹
    ›In acht Tagen werden Sie nicht mehr in Beaucaire sein, da die Messe in der nächsten Woche zu Ende geht‹, bemerkte Caderousse.
    ›Nein, aber das macht nichts; schreiben Sie mir nach Paris, an Herrn Joannes im Palais-Royal, Galerie de Pierre Nummer ; ich werde bloß Ihretwegen die Reise machen, wenn es die Mühe wert ist.‹
    Ein Donnerschlag ertönte, begleitet von einem grelleuchtenden Blitz.
    ›Oh, oh!‹ sagte Caderousse. ›Wollen Sie bei diesem Wetter fort?‹
    ›Ich fürchte mich nicht vor dem Gewitter‹, antwortete der Juwelier.
    ›Und auch nicht vor Räubern?‹ fragte die Frau. ›Die Landstraße ist während der Messe unsicher.‹
    ›Oh, für die habe ich hier etwas‹, erwiderte Joannes und zog ein Paar kleine geladene Pistolen aus der Tasche. ›Das sind Hunde, die zu gleicher Zeit bellen und beißen. Die sind für die beiden ersten, Vater Caderousse, die nach Ihrem Diamanten Verlangen haben sollten.‹
    Caderousse und Frau wechselten einen fi nstern Blick; sie schienen gleichzeitig einen schrecklichen Gedanken zu haben.
    ›Dann glückliche Reise!‹ sagte Caderousse.
    ›Danke schön!‹ entgegnete der Juwelier.
    Er nahm seinen Stock und ging.
    In dem Augenblick, da er die Tür öff nete, fuhr ein Windstoß ins Zimmer, daß die Lampe fast erlosch.
    ›Oh‹, sagte er, ›das wird ein hübsches Wetter werden, und darin zwei Meilen über Land machen!‹
    ›Bleiben Sie‹, sagte Caderousse, ›Sie können hier schlafen.‹
    ›Ja, bleiben Sie doch‹, stimmte die Frau mit zitternder Stimme zu;
    ›wir werden gut für Sie sorgen.‹
    ›Nein, ich muß nach Beaucaire. Lebt wohl!‹
    Caderousse ging langsam bis an die Schwelle.
    ›Man kann weder Himmel noch Erde unterscheiden‹, sagte der Juwelier, schon außerhalb des Hauses. ›Muß ich mich rechts oder links halten?‹
    ›Rechts‹, antwortete Caderousse; ›Sie können nicht fehlgehen, die Straße ist an beiden Seiten mit Bäumen eingefaßt.‹
    ›Gut, ich hab’ sie schon‹, hörte man den Juwelier schon aus der Ferne sagen.
    ›Schließ doch die Tür!‹ sagte die Frau. ›Ich sitze nicht gern bei off -
    nen Türen, wenn es donnert.‹
    ›Und wenn man Geld im Hause hat, nicht wahr?‹ entgegnete Caderousse, indem er die Tür doppelt zuschloß. Er kehrte ins Zimmer zurück, holte den Beutel und die Brieftasche aus dem Schrank, und beide begannen zum drittenmal ihr Gold und ihre Banknoten zu zählen.
    Ich habe nie solch einen Ausdruck von
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