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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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Nachts, als Bertuccio mit seiner Barke voll geschmuggelter Waren am Ufer der Rhône lag, wurde die Barke von Steuerbeamten und Gendarmen umzingelt; Bertuccio gelang es, durch eine Falltür in der Barke zu entkommen; er schwamm unter Wasser und erreichte glücklich das Ufer.
    Er befand sich zwischen Beaucaire und Arles und eilte zu einem an der Landstraße liegenden Wirtshaus, dessen Besitzer mit den Schmugglern im Einverständnis war.
    »Und wie nannte sich dieser Mann?« fragte der Graf, der an dem Bericht Interesse zu nehmen begann.
    »Er hieß Gaspard Caderousse; ein strammer Kerl von vierzig bis fünfundvierzig Jahren, der uns schon mehrfach unter schwierigen Umständen Beweise seiner Geistesgegenwart und seines Mutes gegeben hatte.«
    »Und das war im Jahre …?« fragte Monte Christo.
    », Herr Graf.«
    »In welchem Monat?«
    »Im Juni.«
    »Zu Anfang oder Ende?«
    »Es war am Dritten abends.«
    »Ah«, bemerkte Monte Christo, »am dritten Juni  … Gut, fahren Sie fort.«
    »Ich wollte Caderousse um Unterschlupf bitten; da wir aber nie durch die Straßentür eintraten, so sprang ich auch diesmal über die Hecke und schlich dem Hause zu. In der Besorgnis, daß Caderousse irgendeinen Reisenden beherbergen könnte, begab ich mich auf einen Hängeboden, auf dem ich schon häufi g die Nacht so gut wie im besten Bett zugebracht hatte. Dieser Hängeboden war von dem Gastzimmer im Erdgeschoß nur durch eine Bretterwand getrennt, in der Löcher angebracht waren, damit wir den günstigsten Augenblick erspähen konnten, um zu erkennen zu geben, daß wir da wären.
    Ich gedachte, falls Caderousse allein wäre, ihn von meiner Ankunft zu benachrichtigen, etwas zu genießen und unter dem Schutz des drohenden Gewitters wieder ans Ufer zu gehen und zu sehen, was aus meiner Barke und der Mannschaft geworden sei. Gerade als ich mich auf den Hängeboden schlich, trat Caderousse mit einem Unbekannten ins Gastzimmer.
    Der Mann war einer jener Markthändler, die nach Beaucaire zur Messe kommen, um Juwelen zu verkaufen, und die während der vierwöchigen Dauer der Messe manchmal für hundert- bis hundertfünfzigtausend Franken Geschäfte machen.
    Caderousse trat rasch zuerst ein. Da er sah, daß das Gastzimmer wie gewöhnlich leer und nur von seinem Hund bewacht war, rief er seine Frau.
    ›He, Frau! Der würdige Geistliche hat uns nicht getäuscht; der Diamant war echt.‹
    Ein Ausruf der Freude ließ sich vernehmen, und die Treppe krach-te unter einem unbeholfenen Gang.
    ›Was sagst du?‹ fragte die Frau, bleicher als der Tod.
    ›Ich sage, daß der Diamant echt ist und daß der Herr hier, einer der ersten Pariser Juwelenhändler, bereit ist, uns fünfzigtausend Franken dafür zu geben. Nur will er, um sicher zu sein, daß der Diamant auch wirklich uns gehört, daß auch du ihm erzählst, auf welche Weise wir dazu gekommen sind. Inzwischen setzen Sie sich und nehmen Sie eine Erfrischung.‹
    Der Juwelier musterte aufmerksam das Innere des Wirtshauses und die augenscheinliche Armut derjenigen, die ihm einen Diamanten verkaufen wollten. ›Erzählen Sie‹, sagte er.
    ›Ach Gott‹, sagte die Frau, ›es ist ein Segen des Himmels, auf den wir nicht gefaßt waren. Denken Sie sich, daß mein Mann im Jahre
     oder  mit einem Seemann namens Edmund Dantès befreun-det war. Dieser Arme, den Caderousse vollständig vergessen hatte, hat ihn nicht vergessen, denn er hat ihm bei seinem Tode den Diamanten, den Sie gesehen haben, vermacht.‹
    ›Aber wie war der zu dem Diamanten gekommen? Hatte er ihn schon, ehe er ins Gefängnis kam?‹
    ›Nein‹, antwortete die Frau, ›aber er scheint im Gefängnis die Bekanntschaft eines sehr reichen Engländers gemacht zu haben, und da sein Zellengenosse krank wurde und Dantès ihn wie einen Bruder gepfl egt hat, so hat der Engländer, als er freikam, dem armen Dantès diesen Diamanten geschenkt, den Dantès, als er im Gefängnis starb, uns vermacht hat und den uns der würdige Abbé, der heute morgen hier war, in seinem Auftrag gebracht hat.‹
    ›Das ist genau dieselbe Geschichte‹, murmelte der Juwelier, ›und sie kann ja schließlich wahr sein, so unwahrscheinlich sie einem auch im ersten Augenblick vorkommt. Es bliebe also nur noch übrig, daß wir uns über den Preis einigten.‹
    ›Wie? Ich glaubte, Sie wollten den Preis zahlen, den ich gefordert habe.‹
    ›Das heißt, ich habe vierzigtausend Franken dafür geboten‹, antwortete der
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