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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers
Autoren: Rob Stevens
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Prolog
    P
edro bekam es mit der Angst zu tun. Was ging hier vor? Er hatte sich stark gefühlt und war rasch vorangekommen, aber jetzt konnte er auf einmal kaum noch aufrecht stehen. Als er an sich heruntersah, begriff er, woran das lag.
    Seine Taschen hatten sich mit Steinen gefüllt, die auf den Boden rieselten und sich zu seinen Füßen sammelten. Auf seinem Kopf saß plötzlich der Helm eines römischen Zenturios und ein verzierter Brustpanzer umschloss seinen Oberkörper. Eine endlos lange Kette schlang sich so eng um seinen Hals, dass er kaum noch Luft bekam. Wenn er nicht bald etwas unternahm, würde er lebendig begraben werden.
    Pedro streifte Helm und Rüstung ab, wickelte die Kette von seinem Hals und leerte seine Taschen aus. Er grub ein Loch, verstaute alles darin und schüttete wieder Erde darüber. Dann sah er sich um, kratzte ein paar Kerben in ein Stück Holz und steckte es in seinen Waffenrock. Irgendwann würde er mit einem ganzen Heer Soldaten zurückkehren und sich sein Eigentum wiederholen.

    Zwanzig Minuten darauf lief Pedro um sein Leben. Er hastete durch den Wald, Äste schlugen ihm entgegen und zerkratzten ihm Gesicht und Hände. Jemand verfolgte ihn, und er wollte lieber nicht stehenbleiben, um herauszufinden, wer.
    Jetzt schnaubte es hinter ihm. Der Boden erbebte im Takt donnernder Hufschläge. Zwischendurch ertönte ein grässliches Kreischen, von dem es Pedro eiskalt den Rücken herunterlief. Der Verfolger kam näher – wer immer es sein mochte.
    Pedro stürmte zwischen den letzten Bäumen hindurch und rannte über den unebenen, steinigen Boden auf die Klippe zu. Das Mondlicht ließ den Atem, der stoßweise aus seinem Mund drang und himmelwärts stieg, hell aufleuchten. Am liebsten wäre er selbst frei wie ein Vogel in den Nachthimmel emporgeschwebt.
    Er erreichte den höchsten Punkt der Klippe und drehte sich um. Am Waldsaum tauchte ein dunkler Umriss auf. Es war irgendein vierbeiniges Tier, das da angeprescht kam. Das Vieh hatte breite, kräftige Schultern und hielt den Kopf im Laufen tief gesenkt. Jetzt brachen vier seiner Artgenossen zwischen den Bäumen hervor, dann noch einmal sechs. Sie jagten im Rudel und kamen rasch näher.
    Verzweifelt wandte sich Pedro ab und spähte über den Rand der Klippe. Dann lief er zu einem eiförmigen Felsbrocken, holte das Seil hervor, das darunterlag, warf es über die Felskante und sah ihm nach, als es sich entrollte und geräuschlos tief unten auf den Strand fiel.
    Pedro packte das Seil mit beiden Händen und stieg rückwärts über die Felskante. Nur seine Zehen hatten festen Halt, um seine Fersen wehte Meeresluft. Er lehnte sich so weit zurück, wie er sich traute, fing sein Gewicht mit den Armen ab und kletterte, immer eine Hand unter der anderen, abwärts.
    Als er den Kopf hob, sah er zehn Meter über sich drei Schemen am Rand der Klippe verharren. Sie beobachteten ihn. Hinter ihnen stand der helle Halbkreis des Mondes am Himmel und umgab ihre Umrisse mit einem schaurig leuchtenden Saum. Jedes Ungeheuer trug drei Furcht einflößende gewundene Hörner auf dem Schädel. Die Schnauzen in den breiten, flachen Gesichtern wiesen nur eine einzige runde Nüster auf, aus der Dampfwolken quollen. Noch nie hatte Pedro etwas derart Abstoßendes erblickt. Vor lauter Schreck kletterte er noch schneller … bis ein kräftiger Ruck durch das Seil ging.
    Als er abermals aufsah, musste er feststellen, dass eins der Scheusale das Seil ins Maul genommen hatte. Es warf den Kopf hin und her wie ein Hund, der mit einem Knochen spielt. Pedro klammerte sich an den schlackernden, schlingernden Strick, seine Füße verloren den Halt, dann schlug er der Länge nach an die Felswand. Nun schwang das Untier das Seil von einer Seite zur anderen, sodass Pedro wie ein übergroßes Pendel mal nach rechts, mal nach links ausschlug. Der Strand war noch viel zu weit unten, um gefahrlos hinunterzuspringen, darum hielt sich Pedro weiter fest und legte den Kopf in den Nacken, wenn er gegen das schroffe Gestein prallte.
    Endlich pendelte das Seil aus. Pedro nahm unverzüglich den Abstieg wieder auf … bis es wieder am Seil ruckte, und zwar gleich mehrmals. Das Vieh zog ihn zu sich hoch wie einen Fisch an der Angelschnur!
    Abermals ging ein Ruck durch das Seil und Pedros Füße wurden ein Stück höher geschleift. Da griff er zum letzten Mittel, kniff die Augen zu und ließ los. Im Fallen schlugen seine Arme wie Windmühlenflügel, dann kam er unsanft auf und landete ächzend auf dem
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