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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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und dann schließlich wie jeder andere im Bett zu sterben.«
    »Je nun, Herr Edmund«, entgegnete der Reeder, der sich mehr und mehr zu trösten schien, »wir sind alle sterblich, und die Alten müssen den Jungen Platz machen, wie säh’s sonst mit dem Avancement aus, und da Sie mir versichern, daß die Ladung …«
    »Ist in gutem Zustand, Herr Morrel, dafür bürge ich. Die Fahrt bringt Ihnen über fünfundzwanzigtausend Franken ein.«
    Dann wandte er sich wieder der Mannschaft zu und erteilte seine Befehle, die so genau ausgeführt wurden wie auf einem Kriegsschiff .
    Alle Segel wurden eingezogen, und das Schiff näherte sich mit fast unmerklicher Bewegung dem Hafen.
    »Und jetzt, Herr Morrel«, sagte Dantès, der die Ungeduld des Reeders sah, »können Sie an Bord kommen, wenn Sie wünschen …
    Da tritt Ihr Rechnungsführer, Herr Danglars, eben aus seiner Kajüte, der wird Ihnen jede gewünschte Auskunft geben. Ich meinerseits muß das Ankerwerfen überwachen und das Schiff Trauer anlegen lassen.«
    Der Reeder ergriff ein Tau, das Dantès ihm zuwarf, und kletter-te mit einer Gewandtheit, die einem Seemann Ehre gemacht hätte, die Sprossen an der Seite des Schiff es hinauf, während Dantès auf seinen Posten zurückkehrte. Unterdessen ging der Rechnungsführer Danglars dem Reeder entgegen.
    Danglars war ein Mann von etwa fünf- bis sechsundzwanzig Jahren, von fi nsterem Aussehen, unterwürfi g gegen seine Vorgesetzten, an-maßend gegen seine Untergebenen. Rechnungsführer werden von der Mannschaft immer scheel angesehen, aber Danglars war den Leuten auch persönlich verhaßt, ganz im Gegensatz zu Edmund Dantès, den alle liebten.
    »Nun, Herr Morrel«, sagte Danglars, »Sie haben von dem Unglück schon gehört, nicht wahr?«
    »Ja, ja; der arme Kapitän! Ein braver und ehrenwerter Mann!«
    »Und vor allem ein ausgezeichneter Seemann, der zwischen Himmel und Wasser alt geworden war. Er verdiente es, die Interessen eines so bedeutenden Hauses wie Morrel und Sohn wahrzunehmen«, antwortete Danglars.
    »Nun«, sagte der Reeder, dessen Augen Dantès folgten, der einen Platz zum Ankerwerfen suchte, »mir scheint, Danglars, man braucht nicht solch alter Seemann zu sein, wie Sie sagen, um sein Fach zu verstehen; unser Freund Edmund erfüllt seine Pfl ichten, scheint’s, wie ein Mann, der nicht nötig hat, einen andern um Rat zu fragen.«
    »Ja«, entgegnete Danglars, indem er auf Dantès einen Seitenblick voll heimlichen Hasses warf, »ja, ein junger Mensch, der sich alles zutraut. Kaum, daß der Kapitän tot war, so übernahm er das Kommando, ohne vorher mit jemand zu sprechen, und er hat uns anderthalb Tage bei der Insel Elba verlieren lassen, statt direkt nach Marseille zu gehen.«
    »Daß er das Kommando übernahm«, sagte der Reeder, »war seine Pfl icht als Erster Offi zier, daß er anderthalb Tage bei der Insel Elba verlor, war unrecht, falls das Schiff nicht irgendwelchen Schaden erlitten hatte, den er ausbessern mußte.«
    »Dem Schiff fehlte ebensowenig etwas wie Ihnen oder mir, Herr Morrel; diese anderthalb Tage haben wir bloß des Vergnügens wegen, an Land zu gehen, verloren.«
    »Dantès«, wandte sich der Reeder zu dem jungen Manne, »kommen Sie einmal her.«
    »Einen Augenblick«, erwiderte Dantès, »ich bin sofort bei Ihnen.«
    Dann erteilte er den Befehl, den Anker zu werfen.
    Trotz der Anwesenheit des Lotsen blieb er auf seinem Posten, bis das Manöver ausgeführt war.
    »Sehen Sie«, bemerkte Danglars, »er hält sich schon für den Kapitän.«
    »Er ist’s auch tatsächlich«, entgegnete der Reeder.
    »Ja, bis auf Ihre und Ihres Herrn Teilhabers Unterschrift, Herr Morrel.«
    »Nun, warum sollten wir ihn nicht auf diesem Posten lassen?«
    fragte der Reeder. »Ich weiß wohl, er ist noch jung, aber er scheint mir dem Posten gewachsen zu sein und hat große Erfahrungen in seinem Fach.«
    Die Stirn Danglars’ verfi nsterte sich.
    »Entschuldigen Sie, Herr Morrel«, sagte Dantès näher tretend;
    »jetzt, da das Schiff vor Anker liegt, stehe ich vollständig zu Ihrer Verfügung.«
    Danglars trat einen Schritt zurück.
    »Ich wollte Sie fragen, warum Sie sich auf der Insel Elba aufgehalten haben.«
    »Es geschah, Herr Morrel, um einen letzten Befehl des Kapitäns Leclère zu erfüllen, der mir sterbend ein Paket für den Großmarschall Bertrand übergeben hatte.«
    »Haben Sie ihn denn gesehen, Edmund?«
    »Wen?«
    »Den Großmarschall?«
    »Jawohl.«
    Morrel sah sich um und zog Dantès
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