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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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erwartet wie Ihr Vater: die schöne Mercedes.«
    Dantès lächelte wieder.
    »Dreimal ist sie zu mir gekommen, um sich nach dem ›Pharao‹ zu erkundigen«, sagte der Reeder. »Wahrhaftig, Edmund, Sie können mit Ihrer Geliebten zufrieden sein, sie ist ein hübsches Kind.«
    »Sie ist nicht meine Geliebte, Herr Morrel«, entgegnete der junge Seemann ernst; »sie ist meine Braut.«
    »Das kommt manchmal auf eins heraus«, sagte lachend der Reeder.
    »Bei uns nicht, Herr Morrel.«
    »Nun, mein lieber Edmund«, fuhr der Reeder fort, »dann will ich Sie nicht länger zurückhalten. Sie haben meine Geschäfte so gut besorgt, daß ich Ihnen Zeit lasse, soviel Sie wollen, auch die Ihrigen zu besorgen. Brauchen Sie Geld?«
    »Nein, ich habe meine ganze Löhnung für ein Vierteljahr.«
    »Sie sind ein ordentlicher Junge, Edmund.«
    »Fügen Sie hinzu, daß ich einen armen Vater habe, Herr Morrel.«
    »Ja, ja, ich weiß, daß Sie ein guter Sohn sind. Gehen Sie also jetzt zu Ihrem Vater. Ich habe auch einen Sohn und würde es sehr übelnehmen, wenn ihn jemand nach dreimonatiger Abwesenheit von mir fernhielte.«
    »Sie erlauben also?« fragte der junge Mann.
    »Ja, wenn Sie mir nichts mehr zu sagen haben.«
    »Nein.«
    »Hat Ihnen der Kapitän Leclère kurz vor seinem Tode nicht einen Brief für mich gegeben?«
    »Es wäre ihm unmöglich gewesen zu schreiben; aber das erinnert mich daran, daß ich Sie um vierzehn Tage Urlaub bitten muß.«
    »Um Hochzeit zu halten?«
    »Einmal das, und dann, um nach Paris zu reisen.«
    »Schön, schön, nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen, Dantès; um die Ladung zu löschen, werden wir etwa sechs Wochen brauchen, und wir werden vor Ablauf eines Vierteljahres wohl kaum wieder in See gehen … In einem Vierteljahr müssen Sie aber dasein. Der
    ›Pharao‹«, fuhr der Reeder fort, indem er dem jungen Seemann auf die Schulter klopfte, »könnte ohne seinen Kapitän nicht wieder in See stechen.«
    »Ohne seinen Kapitän!« rief Dantès mit freudestrahlenden Augen.
    »Sie hätten die Absicht, mich zum Kapitän des ›Pharao‹ zu ernennen?«
    »Wenn ich allein zu bestimmen hätte, würde ich Ihnen die Hand reichen, mein lieber Dantès, und Ihnen sagen: Abgemacht! Aber ich habe einen Teilhaber, und Sie kennen das Sprichwort: ›Wer einen Teilhaber hat, hat einen Befehlshaber.‹ Aber von zwei Stimmen haben Sie wenigstens schon eine, und wegen der andern verlassen Sie sich auf mich, ich werde das Meine tun.«
    Der junge Mann, dem die Tränen in den Augen standen, ergriff die Hände des Reeders.
    »Oh, Herr Morrel«, rief er, »ich danke Ihnen im Namen meines Vaters und Mercedes’!«
    »Schön, schön, Edmund; Gott läßt es einem braven Kerl nicht schlecht gehn auf der Welt. Suchen Sie Ihren Vater auf, gehen Sie zu Mercedes, und dann kommen Sie zu mir.«
    »Soll ich Sie nicht an Land bringen?«
    »Nein, ich danke; ich will noch die Rechnungen mit Danglars durchgehen. Sind Sie während der Reise mit ihm zufrieden gewesen?«
    »Das kommt darauf an, wie Sie diese Frage meinen, Herr Morrel.
    Meinen Sie als Kamerad, dann nein, denn ich glaube, er kann mich nicht leiden, seit ich eines Tages die Dummheit beging, ihm nach einem Streit, den wir miteinander hatten, den Vorschlag zu machen, zehn Minuten an der Insel Monte Christo haltzumachen, um diesen Streit auszutragen, einen Vorschlag, den ich ihm nicht hät-te machen sollen und den er mit Recht zurückwies. Meinen Sie als Rechnungsführer, so glaube ich, daß nichts an ihm auszusetzen ist und daß Sie mit seinen Leistungen zufrieden sein werden.«
    »Aber hören Sie, Dantès«, fragte der Reeder, »wenn Sie Kapitän des ›Pharao‹ wären, würden Sie Danglars gern behalten?«
    »Ich werde stets, ob Kapitän oder Erster Offi zier, diejenigen achten, die das Vertrauen meiner Reeder besitzen.«
    »Nun, Dantès, ich sehe, daß Sie in jeder Beziehung ein braver Junge sind. Jetzt will ich Sie aber nicht länger aufhalten; gehen Sie, ich sehe ja, Sie stehen wie auf Kohlen.«
    »Ich habe also meinen Urlaub?« fragte Dantès.
    »Gehen Sie nur.«
    »Sie erlauben, daß ich Ihr Boot nehme?«
    »Nehmen Sie nur.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Morrel, und tausend Dank!«
    »Auf Wiedersehen, mein lieber Edmund, viel Glück!«
    Der junge Mann sprang in das Boot, und zwei Matrosen ruderten ihn auf seinen Befehl an Land.
    Der Reeder folgte ihm lächelnd mit den Augen, sah, wie er am Kai ausstieg und sich sofort in der Menge verlor.
    Als der Reeder sich umwandte, sah
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