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PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls

PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls

Titel: PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    „Das Leben ist doch schön, Jedea“, sagte Reginald
Bull im Brustton der Überzeugung zu dem Eingeborenenmädchen,
das vor seinem Liegestuhl im Sand saß und auf einer Vina
spielte. „Das müssen Sie mir erst näher erklären,
wenn ich Ihnen glauben soll!“
    Reginald Bull hob überrascht eine Augenbraue und betrachtete
den unbekannten Sprecher dieser Worte mißfällig. Er hatte
den dürren Mann mit dem schwermütigen Blick und der
grellgelben Badehose noch nie gesehen und er wollte ihn auch nicht
kennenlernen. Er war privat hier auf der Molukken-Insel Morotai, dem
Urlaubsparadies für Mitglieder der Explorerflotte; er machte
Urlaub und wollte durch nichts und niemanden gestört werden.
Freilich ging nicht alles nach Wunsch. Denn der leidgeprüfte
Chef der Explorerflotte hatte nicht nur auf den elfjährigen
Michael Rhodan aufzupassen, der sich die redlichste Mühe gab,
seinen Patenonkel durch eine nicht abreißende Kette von
Streichen in Form zu halten. Nein! Das Schicksal prüfte seine
Geduld noch zusätzlich, indem es die Familien der Explorerleute
auf ihn hetzte: Onkel und Tanten, Vettern, Enkel, Großmütter,
Söhne und Töchter kamen als Bittsteller und Autogrammjäger.
Nicht genug damit, jetzt kam auch noch dieser Sonderling, der eine
Erklärung für seine Lebensfreude verlangte!
    „Es ist mir vollkommen schnuppe, ob Sie mir glauben oder
nicht“, sagte er verärgert. „Genügt Ihnen das?“
    Der Fremde rührte sich nicht vom Fleck. Wie ein
bleichsüchtiger Apostel des Trübsinns und der Melancholie
blickte er auf Bull hinunter, als er wiederholte: „Erklären
Sie mir, bitte, was Sie am Leben schön finden.“
    „Fällt mir nicht im Traum ein... He!“ Dem
Staatsmarschall und Chef der Explorerflotte kam ein leiser Verdacht.
„Ist das vielleicht ein Reklametrick? Werben Sie für ein
Haarfärbemittel, für Perücken, oder was sonst?
    Bei mir sind Sie auf jeden Fall an der falschen Adresse. Mir
gefällt mein rotes Haar, basta! Suchen Sie sich ein anderes
Opfer.“
    Der Fremde schüttelte traurig den Kopf. „Wieso weichen
Sie meiner Frage aus“, sagte er. „Ist sie so schwer zu
beantworten?“
    „Mann, sind Sie aber hartnäckig“, brauste Bull
auf, behielt aber dann doch die Oberhand über seine Gefühle.
Ruhig fuhr er fort: „Also schön, wenn ich Sie dadurch
abschütteln kann, werde ich Ihnen sagen, was mir am Leben
gefällt. Aber dann verschwinden Sie am besten, bevor ich
    mir von Ihnen Namen und Dienstnummer geben lasse ich kann Ihnen
versichern, daß Sie das Leben dann bestimmt nicht mehr schön
finden würden.“
    Unbeirrbar, aber vielleicht um eine Spur trauriger geworden,
wartete der Fremde auf eine Erklärung.
    Reginald Bull versuchte sich zu erinnern, warum er zu dem Mädchen
gesagt hatte, das Leben sei schön. Das war einer momentanen
Stimmung entsprungen. Seit Tagen hatte er sich zum erstenmal frei und
ungebunden gefühlt, ohne alle Bürden eines Staatsmarschall
s und Chefs der Explorerflotte - und Kindermädchens. Zum Teufel
mit diesem Kauz! Was wollte er denn hören?
    „Ich finde das Leben schön“, sagte Bull mit
erzwungener Ruhe, „weil ich hier liegen und mir die Sonne auf
den Bauch scheinen lassen kann, weil ich Djilolo-Jedeas Lied gerne
mag und weil ich sehe, wie die Menschen um mich glücklich sind -
das ist ansteckend. Weil... ach, sehen Sie sich doch selbst um!“
    Der Fremde wurde noch betrübter. „Das ist keine
Antwort. Ich hätte gerne gehört, was der Sinn des Lebens
ist. Warum Sie unbeschwert leben können, und warum es Sie freut,
am Leben zu bleiben.“
    „Und damit kommen Sie ausgerechnet zu dieser Stunde.“
    „Jeder Zeitpunkt ist recht, wenn es...“
    „Ja, schon gut“, unterbrach ihn Bull. „Warum
hängen denn Sie am Leben?“
    „Mich hält nichts am Leben“, erwiderte der
Fremde. „Ich ersehne den Tod.“
    Durch diese Eröffnung war Bull perplex; bevor er sich noch
fassen konnte, fuhr der Fremde fort: „Würden Sie mir
helfen... würden Sie mich töten, wenn ich Sie darum bäte?“
    „Nein“, sagte Bull, „ich kann Ihnen sicher nicht
helfen.“
    Der Fremde warf ihm noch einen traurigen Blick zu, seufzte
enttäuscht und ging in Richtung der Badehütten davon. Bull
blickte ihm nachdenklich nach und fragte das Mädchen: „Was
hältst du von dem, Jedea?“
    Sie sah ihn ernst an und meinte schließlich: „Er
machte nicht den Eindruck, als sei er verrückt.“
    Während sich Bull nach dem tragbaren Bildsprechgerät
bückte, murmelte er: „In der
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