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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel
Autoren: Nicola Förg
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    Jo schaute auf die
Uhr. So unpünktlich war Svenja eigentlich nie. Jo hasste Unpünktlichkeit, Falco
wohl auch. Er hatte einem Entfesselungskünstler gleich bereits zum dritten Mal
den Knoten seines Führstricks aufgebissen. Die eifrigen Autoren von
Pferderatgebern sollten ihn mal kennen lernen. Falco öffnete jeden auch noch so
unlösbaren, angeblich absolut pferdesicheren Knoten. Fenja hingegen verbiss
sich gerade in ihre Anbindestange, sie empfand sich wohl als die Reinkarnation
eines kanadischen Bibers, und Fjölla, Fenjas zweijährige, halbstarke Tochter,
grub um. Sie hackte und harkte mit dem rechten Vorderhuf und würde es wohl
heute noch bis zum Mittelpunkt der Erde schaffen – falls Svenja nicht bald
auftauchen würde.
    Jo rief in der
Praxis an, der AB verwies auf eine
Mobilnummer. Nachdem es quälend lange geläutet hatte, sagte Svenjas tiefe
Altstimme, man möge in extremen Notfällen doch bitte die Tierklinik in
Gessertshausen oder Dießen anrufen oder aber eine Nachricht hinterlassen. Na
ja, eine Impfung war ja kein echter Notfall.
    »Hi, Viechdokterin,
Jo hier, vielleicht hab ich da was durcheinander gebracht, aber ich dachte, wir
wären am Donnerstag um 14 Uhr 30 bei mir am Hof verabredet gewesen. Wegen der
Impfung. Ja, äh, okay, vielleicht rufst du mal zurück. Du hast vielleicht ‘ne
Steißgeburt oder hängst sonst bis zum Hals in ‘ner Kuh. Also nicht du hast die
Steißgeburt.« Jo gluckste und brach ab. Svenja war seit vierzig Minuten
überfällig, viel zu lang für Lady Überpünktlich.
    Jo entließ erst mal
Biber-Fenja auf die Weide, dann Zirkus-Falco. Fjölla musste als erzieherische
Maßnahme noch drei Minuten stehen bleiben. Da Jo aber befürchtete, dass das Pony
demnächst im heißen Erdkern ankommen oder zumindest Jules Vernes Professor und
Axel bei ihrer Reise zum Mittelpunkt der Erde treffen würde, schickte sie auch
dieses lästige Pferdewimmerl auf die Koppel. Seit sie ihre Pferde direkt
hinterm Haus hatte, war die Pferdehaltung für Jo ein pures Vergnügen. Die
Nachbarn Gschwendtner hatten schließlich doch ein Einsehen gehabt, Jos Flehen
erhört und ihr einen Offenstall auf eine Wiese gebaut. Außerdem konnten sie die
Stallmiete ganz gut brauchen. Aber Matthias, »Hias«, Gschwendtner hatte noch
immer seine liebe Not mit seiner »g’studierten Rossbäuerin«, wie er Jo
scherzhaft nannte. Er fand es ja durchaus lobenswert, dass eine »Frau Doktar«
Bulldog fahren konnte, aber dass die Tiere einfach so nutzlos rumgammelten, fraßen
und schissen, ohne dafür arbeiten zu müssen, das missfiel ihm.
    Und dann war ein
wirklich rabenschwarzer Tag gekommen, der Hias’ Weltbild komplett aus allen
Verankerungen gerissen hatte. Resi, seine Frau, war über die Wiese gerannt.
    »Des Kälble kommt it
und em Hias sei Tierarzt au it. Dir sind doch au Viechdoktar?«, hatte sie zu
Svenja gewandt gesagt.
    Die hatte nicht lange gezögert und war von Hias mit den Worten begrüßt worden: »Ja, kasch du
des au? Des isch fei schwer, i versuachs scho a Stund und kriags it naus.«
    »Ja, genau deshalb
bin ja ich da«, hatte Svenja durchaus lakonisch geantwortet.
    »Solla mer it liabr
an Ma hole?«, hatte Hias noch einen draufgesetzt. Schließlich hatten sie sich
darauf geeinigt, dass Hias Svenja nun endlich seine Kuh präsentieren würde, und
wenn sie das Kalb wirklich nicht rauskriegen sollte, dann könnte man ja immer
noch Arnold Schwarzenegger rufen. Svenja hatte ihm zehn Minuten später das Kalb
in die Arme gedrückt mit den Worten: »Wollen Sie mich noch mal fragen, ob ich des
kann, und einen Mann fragen?«
    Verlegenes Murmeln
war die Antwort. Die Krönung war gewesen, als Svenja sich in der Milchkammer
gesäubert hatte und Resi grinsend gemeint hatte: »Der red allat so an Soich!
Des goat it in sein Grind nei, dass du des kaasch. Dass a Wieb d Griffl in am
Viech hot. Wie lang hosch bruucht?«
    »Zehn Minuten?«
Svenja hatte verschmitzt gelächelt und ihr verschwiegen, dass die Sache
ziemlich kritisch gewesen war. Svenja machte sich nie wichtig.
    »An Duusl hots halt
ghett!«, hatte Hias noch vor sich hin gemault. Resi hatte dann eine Runde
Obstler geholt und noch eine, und beim dritten hatte der Hias durchaus
bewundernd gesagt: »Dia Svenja.« Dann war er in den Stall gegangen, und die
drei Frauen hatten sich ausgeschüttet vor Lachen. Jo konnte sich kaum mehr
beruhigen. Resi hatte noch gemeint: »Du bisch mer so a Kitterfiedla«, und dann
war sie ihrem Mann gefolgt.
    Svenja war ein
Mordsweib und
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