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SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen

SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen

Titel: SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen
Autoren: Larry Brent
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    Die Wahrsagerin zuckte plötzlich zusammen.
»Nanu ?« fragte Rosalynn Randall verwundert. »Ist etwas
Besonderes ?«
    Sie starrte auf die vor ihr ausgebreiteten
Karten. Sie verstand nichts davon, ließ sich aber für ihr Leben gern die
Zukunft deuten.
    Über das Gesicht der Wahrsagerin huschte ein
flüchtiges Lächeln. »Nein... nein«, beeilte sie sich zu sagen. »Es ist nichts
Besonderes ...«
    »Das ist merkwürdig. Sie hatten einen so
seltsamen Gesichtsausdruck, Mrs. Simpson ...«
    Clair Simpson schalt sich im stillen eine
Närrin, daß sie spontan reagiert hatte, ohne ihre Gefühle unter Kontrolle zu
halten.
    Die Kundin meinte: »Sagen Sie mir die
Wahrheit ... die volle Wahrheit! Deshalb bin ich hier. Sie können ganz offen zu
mir sprechen .«
    Ja, dachte Clair Simpson, so äußern sich
alle, die zu mir kommen. Die Kartenlegerin lächelte verbindlich. »Der heutige
Tag allerdings ist nicht sehr günstig für Sie, Mrs. Randall. Um es ehrlich zu
sagen, es besteht eine gewisse Unfallgefährdung. Sie sollten im Straßenverkehr
etwas vorsichtiger sein als sonst. Am besten wäre es - Sie würden vielleicht
ganz zu Hause bleiben...«
    Rosalynn Randall nagte an ihrer Unterlippe.
Sie nahm die Worte einer Wahrsagerin grundsätzlich für bare Münze. Als jetzt
Neunundfünfzigjährige und seit sechs Jahren Witwe, lebte sie in einer
Kleinstadt im Staat Missouri. Das Vermögen, das ihr Mann hinterließ, erlaubte
ihr ein unabhängiges, gutes Leben.
    Rosalynn Randall verstand es, ihrem Typ
entsprechende Kleider zu kaufen und sich zu pflegen. Dadurch wirkte sie
bedeutend jünger. Überall, wohin sie kam, suchte sie die ansässigen,
professionellen Hellseher, Wahrsagerinnen oder Kartenlegerinnen auf, um sich
über ihr zukünftiges Schicksal zu orientieren.
    Sie behauptete, in den meisten Fällen
erstaunliche Einblicke in ihr Leben gewonnen zu haben. So konnte sie sich auf
Ereignisse, die auf sie zukamen, einstellen und manches Unangenehme vermeiden.
    Das Gespräch zwischen den beiden Frauen
währte noch knapp zehn Minuten, dann verabschiedete sich die Besucherin.
    Clair Simpson stand am Fenster ihrer Wohnung
im zweiten Stock hinter dichten Vorhängen und blickte auf die Straße, als
Rosalynn Randall das Haus verließ.
    Die Kartenlegerin atmete tief durch und
merkte, wie ihre Handflächen feucht wurden.
    Eine Sitzung wie die heutige - hatte sie noch
nie erlebt! Dabei betrieb sie das Geschäft schon über zehn Jahre.
    Das alte Haus, in dem Clair Simpson zwei
Räume gemietet hatte und regelmäßig Sprechstunden hielt, lag an der Peripherie
von Chicago.
    Zwei Stockwerke unter ihr gab es einen
Gemischtwarenladen, in der ersten Etage eine Änderungsschneiderei, in der für
geringen Lohn viele Philippinen und Neger arbeiteten.
    An der Straßenecke blieb Rosalynn Randall
stehen. Clair Simpson lief zur Tür zum Nebenraum, öffnete sie und rief durch
den entstehenden Spalt: »James, komm doch mal. . .
schnell!«
    In dem Nebengelaß befand sich das Büro. Es
enthielt einige Aktenschränke und einen Schreibtisch. Dahinter erhob sich ein
Mann, der drei Jahre älter war als die zweiundvierzigjährige Kartenlegerin.
    Er war gut gekleidet, eine gepflegte
Erscheinung mit sicherem Auftreten.
    Clair Simpsons Geschäfte hatten einen
derartigen Umfang angenommen, daß sie allein nicht mehr fertig wurde. Gemeinsam
mit ihrem Bekannten, mit dem sie in eheähnlichem Verhältnis lebte, führte sie
ihr kleines Unternehmen.
    »Da . . . wirf’ einen Blick durch’s Fenster!
Die Frau dort unten, siehst du sie? An der Straßenecke ...«
    James Malone nickte. »Und - was ist mir ihr?
Willst du mir nur eine reiche Witwe zeigen, die du verstanden hast auszunehmen ?«
    Er grinste. Er arbeitete schon zu lange mit
Clair Simpson zusammen, um noch an ihre Fähigkeiten als Wahrsagerin zu glauben.
    Clair hatte eine ausgezeichnete
Kombinationsgabe. Aus dem, was die Leute ihr sagten, konnte sie eine Geschichte
spinnen, die in den meisten Fällen zum Erfolg führte.
    Clair Simpson schüttelte den Kopf. »Du bist
auf dem Holzweg, James«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Ich hatte vorhin ein
Erlebnis . . . ich habe deutlich vor mir gesehen, daß diese Frau den heutigen
Tag nicht überlebt. Aber das ist noch nicht alles. Sie wird tot sein, und doch
befindet sie sich mitten unter den Menschen! Aber niemand weiß es ...«
    James Malone blickte die Frau an seiner Seite
an, als hätte sie plötzlich den Verstand verloren.
     
    *
     
    »Wie kommst du denn auf diese
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