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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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    Verlag Neues Leben

    Titel der französischen Originalausgabe: Le Comte de Monte-Christo Dieser Ausgabe liegt eine ältere bearbeitete Übersetzung zugrunde, deren Abdruck uns freundlicherweise der Verlag Rütten & Loening, Berlin, genehmigte Alle Rechte für diese Ausgabe
    beim Verlag Neues Leben, Berlin 
    Lizenz Nr.  (//)
    ES  D /
    Schutzumschlag und Einband; Eberhard Binder-Staßfurt Typografi e: Gerhard Schulz
    Schrift:  p Garamond-Antiqua
    Gesamtherstellung:
    Karl-Marx-Werk Pößneck V /
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    Am . Februar  zeigte die Hafenwache von Notre-Dame de la Garde in Marseille das Herannahen des Dreimasters »Pharao« an, der von Smyrna, Triest und Neapel kam.
    Ein Küstenlotse verließ sofort den Hafen, fuhr mit seinem Boot am Schlosse If vorbei und erreichte das Schiff zwischen dem Kap Morgion und der Insel Rion.
    Auf der Terrasse des Forts Saint-Jean war, wie immer bei der Ankunft eines Schiff es, sofort eine neugierige Menschenmenge zu-sammengeströmt. Jeder Marseiller kannte den »Pharao«, da er einem Reeder der Stadt gehörte.
    Das Schiff näherte sich nur langsam, und alles an Bord machte einen so niedergeschlagenen Eindruck, daß die Neugierigen ein Unglück ahnten und sich fragten, was für ein Unfall sich an Bord zugetragen haben könnte. Nichtsdestoweniger erkannten die Schiff skundigen gleich, daß, wenn sich ein Unfall zugetragen hätte, dieser nicht das Schiff selbst betroff en haben konnte, denn dieses fuhr in aller Ordnung daher, und neben dem Lotsen, welcher die Leitung des »Pharao« durch die enge Einfahrt des Marseiller Hafens übernommen hatte, stand ein junger Mann, der jede Bewegung des Schiff es mit lebhaftem Auge überwachte und jeden Befehl des Lotsen schnell und sicher wiederholte.
    Die unbestimmte Unruhe unter der Menge auf der Esplanade des Forts Saint-Jean hatte ganz besonders einen der Zuschauer ergriff en, der off enbar die Einfahrt des Schiff es in den Hafen nicht erwarten konnte; er sprang in eine kleine Barke und befahl, dem »Pharao« ent-gegenzurudern, den er gegenüber der Anse de la Réserve erreichte.
    Als der junge Seemann diesen Mann kommen sah, verließ er seinen Platz an der Seite des Lotsen und trat mit dem Hute in der Hand an die Reling.
    Es war ein junger Mann von achtzehn bis zwanzig Jahren, groß und schlank, mit schönen schwarzen Augen und tiefschwarzem Haar; seine ganze Person trug jenen Stempel der Ruhe und Entschlossenheit, wie er Männern, welche von Kindheit an daran gewöhnt sind, mit der Gefahr zu kämpfen, eigentümlich ist.
    »Ah, Sie sind’s, Dantès!« rief der Mann in der Barke. »Was ist denn passiert, und warum trägt alles an Bord diesen Ausdruck der Trauer?«
    »Ein großes Unglück, Herr Morrel«, antwortete der junge Mann,
    »besonders für mich! Auf der Höhe von Civitavecchia haben wir den braven Kapitän Leclère verloren.«
    »Und die Ladung?« fragte rasch der Reeder.
    »Die ist unversehrt, Herr Morrel, und ich glaube, daß Sie in dieser Beziehung zufrieden sein werden; aber der arme Kapitän …«
    »Was ist ihm denn zugestoßen?« fragte der Reeder, sichtlich ruhiger.
    »Er ist tot.«
    »Ins Meer gestürzt?«
    »Nein, er ist am Nervenfi eber gestorben. Er hat fürchterlich gelitten.« Dann, sich zu der Mannschaft wendend, befahl er: »Holla!
    Jedermann an seinen Posten! Anker klar!«
    Die Mannschaft gehorchte; jeder der acht oder zehn Matrosen nahm seinen Posten ein.
    Der junge Mann warf einen fl üchtigen Blick auf die Ausführung des Manövers, und da er sah, daß seine Befehle befolgt wurden, wandte er sich wieder dem Reeder zu.
    »Aber wie ist denn das Unglück gekommen?« nahm dieser das Gespräch wieder auf.
    »Mein Gott, Herr Morrel, ganz unvorhergesehen: Nach einer langen Unterhaltung mit dem Hafenkommandanten verließ der Kapitän in großer Erregung Neapel; nach vierundzwanzig Stunden befi el ihn das Fieber; drei Tage darauf war er tot … Wir haben ihm die gewohnte Totenfeier bereitet, und er ruht, eingehüllt in eine Hängematte, mit einer Kugel von sechsunddreißig Pfund an den Füßen und einer am Kopf, auf der Höhe der Insel Giglio. Sein Ehrenkreuz und seinen Degen bringen wir seiner Witwe. Es war auch der Mühe wert«, fuhr der junge Mann melancholisch lächelnd fort, »sich zehn Jahre lang mit den Engländern zu schlagen,
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