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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1
Autoren: Alexandre Dumas
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nun, wenn man Kapitän werden will, muß man seinem Patron ein bißchen schmeicheln.«
    »Ich hoff e, ohne das Kapitän zu werden.«
    »Desto besser, desto besser, da werden sich alle alten Freunde freuen, und ich kenne da unten hinter der Zitadelle von Saint-Nicolas jemand, der auch nicht böse darüber sein wird.«
    »Mercedes?« fragte der Greis.
    »Ja, Vater«, entgegnete Dantès, »und jetzt, da ich dich gesehen habe und weiß, daß es dir gut geht und du alles hast, was du brauchst, er-laubst du wohl, daß ich im Katalonierdorf einen Besuch abstatte.«
    »Geh, mein Sohn«, sagte der alte Dantès, »und Gott segne dich in deiner Frau, wie er mich in meinem Sohne gesegnet hat!«
    »Seine Frau!« bemerkte Caderousse. »Wie Sie gleich losgehen, Vater Dantès! Ich, dachte, sie ist es noch nicht.«
    »Nein; aber sie wird es bald sein«, antwortete Edmund.
    »Einerlei, einerlei«, meinte Caderousse, »es war gut, daß du dich beeilt hast, Junge.«
    »Wieso?«
    »Weil die Mercedes ein schönes Mädchen ist und es den schönen Mädchen nicht an Liebhabern fehlt, besonders dieser nicht; sie laufen ihr dutzendweise nach.«
    »So«, sagte Edmund mit einem Lächeln, hinter dem eine leichte Unruhe bemerkbar war.
    »Jawohl«, fuhr Caderousse fort, »und sogar schöne Partien, aber sieh her, du wirst Kapitän werden, und man wird sich hüten, dich abzuweisen.«
    »Das heißt«, entgegnete Dantès, dessen Lächeln seine Unruhe nur schlecht verbarg, »wenn ich nicht Kapitän würde …«
    »Je, nun.« Caderousse zog die Schultern hoch.
    »Nun«, erwiderte der junge Mann, »ich habe eine bessere Meinung von den Frauen im allgemeinen und von Mercedes im besonderen und bin überzeugt, daß sie mir treu bleiben wird, einerlei ob ich Kapitän bin oder nicht.«
    »Um so besser, um so besser«, warf Caderousse hin; »es ist immer gut, dem Mädchen zu vertrauen, daß man heiraten will; aber einerlei, glaube mir, Junge, verliere keine Zeit, zu ihr zu gehen und ihr deine Ansichten mitzuteilen.«
    »Ich gehe sofort«, sagte Edmund.
    Er umarmte seinen Vater, verabschiedete sich von Caderousse und ging.
    Caderousse blieb noch einen Augenblick, dann verabschiedete er sich von dem alten Dantès, ging die Treppe hinunter und suchte Danglars wieder auf, der ihn an der Straßenecke erwartete.
    »Nun«, fragte Danglars, »hast du ihn gesehen?«
    »Ich komme direkt von ihm.«
    »Und hat er gesagt, daß er Kapitän zu werden hoff t?«
    »Er spricht davon, als ob er’s schon wäre.«
    »Geduld«, sagte Danglars. »Er scheint es etwas zu eilig zu haben.«
    »Es sieht so aus, als ob Herr Morrel es ihm zugesagt hat.«
    »Dann ist er wohl sehr heiter?«
    »Sogar anmaßend; bietet mir seine Dienste an, als ob er was Vornehmes wäre; wollte mir Geld leihen wie ein Bankier.«
    »Und du hast es zurückgewiesen?«
    »Strikte weg; obschon ich’s ganz gut hätte annehmen können, zumal ich es war, der ihm die ersten Goldstücke in die Hand gegeben hat. Aber jetzt braucht Herr Dantès niemand mehr; er wird ja Kapitän.«
    »Pah«, sagte Danglars, »noch ist er’s nicht.«
    »Teufel auch! Gut wär’s, wenn er’s nicht würde«, entgegnete Caderousse, »denn sonst würde er unsereinen gar nicht mehr ansehen.«
    »Wenn wir wollten«, warf Danglars hin, »so bliebe er, was er ist, ja, würde vielleicht noch weniger.«
    »Was meinst du?«
    »Nichts, ich rede nur so. Und er ist noch immer in die schöne Katalonierin verliebt?«
    »Wahnsinnig verliebt. Er ist zu ihr gegangen; aber ich müßte mich sehr täuschen, wenn ihn nicht Unannehmlichkeiten erwarteten.«
    »Erkläre dich.«
    »Wozu?«
    »Es ist wichtiger, als du denkst. Du kannst doch Dantès nicht leiden, he?«
    »Ich habe die Hochnäsigen im Magen.«
    »Nun, dann sage mir, was du von der Katalonierin weißt.«
    »Positives weiß ich just nichts; was ich aber gesehen habe, läßt mich glauben, daß der zukünftige Kapitän, wie gesagt, in der Gegend da Unannehmlichkeiten haben dürfte.«
    »Was hast du denn gesehen? Sprich doch.«
    »Nun denn, allemal wenn Mercedes nach der Stadt kommt, wird sie von einem großen Katalonier mit schwarzen Augen und roter Haut begleitet, einem brünetten, hitzigen Burschen, den sie Vetter nennt.«
    »So! Und glaubst du, daß dieser Vetter ihr den Hof macht?«
    »Ich nehm’s an.«
    »Und Dantès ist auf dem Weg zu der Katalonierin, sagst du?«
    »Er hat vor mir das Haus verlassen.«
    »Wenn wir in die Gegend gingen, könnten wir in der ›Réserve‹
    einkehren und bei einem
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