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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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VORWORT
    Von Lügnern und Fantasten
    Wir sind zum Glück ein freies Land. Die Welt bewundert uns für unseren Wohlstand und unsere Liberalität. Auch für die Meinungsfreiheit, die bei uns herrscht. Zu Recht sind wir stolz auf diese Errungenschaft der Demokratie, die uns über jene Staatsformen erhebt, in denen man das, was von der offiziellen Sicht abweicht, nicht offen sagen darf. Bei uns kann man das. Jedenfalls theoretisch.
    Mit der Praxis sieht es ein wenig anders aus. Wer allzu sorglos dieses Vorrecht der Demokratie in Anspruch nimmt und aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, kann sich ganz schnell im Abseits wiederfinden: Man hat etwas gesagt und entdeckt am nächsten Tag in den Medien, dass man erledigt ist. Wie man in vergangenen dunklen Zeiten missliebige Menschen einfach verschwinden ließ, entfernt man sie heute aus der Öffentlichkeit. Die Ansichten, mit denen sie Anstoß erregen, finden sich nicht mehr in den Medien. War da was? War da wer? Er lebt noch, gewiss, aber er existiert nicht mehr.
    Wer das vermeiden möchte, gewöhnt sich im Kontakt mit den Medien eine doppelte Buchführung an: Offen sagt man, was man sagen kann, ohne Anstoß zu erregen. Und off the record, sozusagen hinter vorgehaltener Hand, fügt man hinzu, was man eigentlich gern auch offen sagen würde. Aber nicht kann, ohne die eigene Position zu gefährden.
    Automatisch teilt sich ein solches Gespräch in ein Vorher und ein Nachher auf: Vorher äußert man, was gedruckt oder gesendet wird – nachher, was nicht zur Publikation geeignet ist, was der Journalist aber wissen muss, um das offen Gesagte richtig einordnen zu können.
    Diese vorsichtige Zweiteilung scheint nicht mit dem Recht auf Meinungsfreiheit vereinbar zu sein. In Wahrheit jedoch ermöglicht sie es: Wer klug ist und nicht alles offen sagt, was er denkt, dem bleibt die »Meinungsfreiheit« erhalten – die Freiheit nämlich, seine Meinung auch weiterhin gedruckt und gesendet zu sehen. Diese simple Verhaltensregel wird von allen beherzigt, die vor Mikrofonen und Kameras stehen und auch nach dem Interview noch ihre Posten als Politiker, Mandatsträger oder Beamte innehaben möchten. Auch ich habe mich an diese Regel gehalten und meiner öffentlichen Botschaft immer – schon aus Selbsterhaltungsgründen – einige diskrete Bemerkungen angefügt.
    Seit ungefähr einem Jahr aber hat sich das Blatt gewendet. Nun sind es die Journalisten, die nach dem Interview gern etwas off the record loswerden möchten. Es drängt sie förmlich dazu, mir einzugestehen, dass sie der offiziellen, auch von ihrem jeweiligen Medium vertretenen Sichtweise nicht länger folgen können. »Ich sehe das ganz ähnlich wie Sie, Herr Henkel«, sagen sie dann. »Aber ich kann das nicht schreiben.« Oder: »In unserer Redaktion wäre diese Sichtweise vielleicht sogar mehrheitsfähig, aber wir bringen sie nicht.« Was normalerweise heißt, dass der Chefredakteur sie nicht will. Basta.
    Um welche Sichtweise geht es hier? Natürlich um die auf den Euro. Selten wurde eine Währung mit solch tiefer, geradezu sakrosankter Bedeutung befrachtet. Der Euro ist heute Glaubenssache, scheint über Krieg und Frieden, Sein oder Nichtsein zu entscheiden. Jahrelang waren die Journalisten der offiziellen Meinung treu gefolgt. Bis die Krise kam, die eine Eurokrise war, aber den harmloseren Titel »Schuldenkrise« verpasst bekam.
    Was bedeutet diese Krise für uns? Dass man europäische Freunde, auch solche, die einen gar nicht mögen, aus ihrer Schuldennot befreien muss. Koste es, was es wolle. Um dieser heiligen Pflicht willen werden immer neue, immer tollkühnere Rettungsschirme beschlossen. Am Ende sind sie so tollkühn, dass die Retter im Ernstfall selbst einen Schirm brauchen werden. Nur dass dann kein Dummer mehr da sein wird, der ihn aufspannen könnte.
    Wer dies öffentlich sagen will, muss sich warm anziehen. Seit es um den Euro ging, hatte ich in den öffentlich-rechtlichen Talkshows einen schweren Stand. Es zeigte sich nämlich, dass mir gerade dann besonderer Applaus gespendet wurde, wenn ich die kostspielige, vermutlich sogar unbezahlbar teure Rettungsphilosophie kritisierte. Das schien den Redaktionen, wenn nicht sogar den Intendanten, zu missfallen. Zumindest kam es mir vor, als glaubten die Redaktionen, es könne ihrem Intendanten missfallen. Diese Art von Selbstzensur nennt man wohl vorauseilenden Gehorsam.
    Irgendwann begannen die Moderatoren, mich an der Darstellung meiner Sichtweise zu hindern, indem
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